Fast 300 Züge fielen seit Juli zwischen Meißen und Dresden aus

Wer derzeit mit der S-Bahn S1 von Dresden in Richtung Meißen fahren möchte, muss Geduld mitbringen. Nicht wegen der langen Fahrt, sondern weil fast täglich Züge ausfallen. Oft erfahren die Zugreisenden davon erst am Bahnsteig. Manchmal liefert die Durchsage auch einen Grund: Aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung falle der Zug wegen Personalmangel aus.
Christian Schlemper bestätigt diese Beobachtung. Der Pressesprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) sagt, dass die Deutsche Bahn (DB) derzeit einen hohen Krankenstand verzeichnet. „Und das wurde in den vergangenen Wochen zum Problem“, sagt Schlemper. Dabei sind jedoch nicht nur Fahrer betroffen, sondern auch Mitarbeiter in den Werkstätten, die die Züge warten.
Die DB Regio fährt im Auftrag der VVO die Nahverkehrsstrecke Dresden–Meißen. Die Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn gibt einen ähnlichen Grund an. Wie viele andere Unternehmen kämpfe auch sie derzeit mit außergewöhnlich hohen Krankenständen. Bei kurzfristigen Krankmeldungen lassen sich diese leider auch durch flexible und vorausschauende Personalplanung nicht vollständig kompensieren, meint ein Sprecher. Auf der Strecke Dresden–Meißen wäre dies zuletzt der Hauptgrund für ausgefallene Zugfahrten, teilt er weiter mit. Darüber hinaus kam es zu einzelnen Fahrzeugstörungen und Verspätungen, die mit den Bauarbeiten im Elbtal oder behördlichen Maßnahmen im Zusammenhang stehen.
Zusätzliche Zugführer im Elbland
Aus den genannten Gründen kam es deshalb im Juli zu 197 ausgefallen Zugfahrten von und nach Meißen. Das sind pro Tag im Schnitt sechs Zugfahrten. Vom 1. bis zum 9. August belief sich die Zahl der ausgefallenen Zugfahrten von und nach Meißen auf 69. Das sind durchschnittlich fast acht. „Wir bitten alle Reisenden um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten“, teilt die Deutsche Bahn mit. Man empfehle den Fahrgästen, sich rechtzeitig vor Reiseantritt auf der Internetseite oder in der Handy-App „DB Navigator“ über die gewünschte Verbindung zu informieren.
Der Bahn sei aber bewusst, dass jeder ausgefallene Zug einer zu viel ist. „Wir tun unser Möglichstes, damit es dazu nicht kommt“, sagt der Sprecher. Dazu gehört, dass die Deutsche Bahn vermehrt Personal einstellt. „Allein im ersten Halbjahr 2022 haben wir bundesweit 19.500 Jobzusagen gemacht.“ In diesem Jahr sollen zudem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etwa 3.000 freie Stellen besetzt werden, und zwar rund 2.000 Fachkräfte, 600 Auszubildende und Studenten, sowie 350 Akademiker. In der Region Dresden und Meißen werden ab dem 15. August kurzfristig sieben zusätzliche Triebfahrzeugführer zur Verfügung stehen, die ihre Ausbildung gerade beendet haben, sagt der DB-Sprecher. Weitere Einstellungen und Ausbildungen liefen noch.