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Fehlendes Vertrauen in die Vernunft der Bürger

Kommentar: Über die Regelungswut in Brüssel - sogar bei Weinetiketten

Von Ines Mallek-Klein
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Die Etiketten auf Weinflaschen werden ab 2023 deutlich mehr Informationen enthalten.
Die Etiketten auf Weinflaschen werden ab 2023 deutlich mehr Informationen enthalten. © dpa-Zentralbild

Die Etiketten der Weine und Sekte aus Sachsen werden bald anders aussehen. Das liegt nicht etwa an der Designoffensive regionaler Winzer, sondern an der Europäischen Union. Die hat sich dem Kampf gegen den Krebs verschrieben und übermäßigen Alkoholkonsum als einen der entscheidenden Auslöser identifiziert. Das ist weder fachlich falsch, noch vom Ansatz her zu kritisieren. Fraglich bleibt allerdings, ob man die Konsumenten mit oberlehrerhaften Sprüchen erfolgreich zu disziplinieren vermag. Immerhin, Schocketiketten, wie man sie auf den Zigarettenverpackungen kennt, die blassgelbe Fettlebern zeigen, sind nach langen Diskussionen vom Tisch. Warnhinweise sollen aber trotzdem kommen. Die Winzer nehmen die Änderungen fast schon mit bewundernswerter Gelassenheit hin. Sie sehen bei ihren Produkten zurecht den Genuss im Vordergrund und nicht die Sucht. Die Verantwortung, wie mit Weinen und Sekten umzugehen ist, liegt bei jedem Einzelnen, und es darf bezweifelt werden, dass Warnhinweise hier greifen – vor allem bei der Personengruppe, die aus medizinischer Sicht zu oft und zu viel trinkt. Wenn Brüssel schon nicht auf die Vernunft seiner Bürger vertraut, wäre es sinnvoller, in die Gesundheitskompetenz zu investieren, und das darf gerne schon in Kindergarten und Schule beginnen, wo Verhaltensmuster eingeübt werden, die ein ganzes Leben lang tragen. Dann spart man sich den drohenden Zeigefinger, der konsequenterweise auch auf Schokoladenverpackungen, Chipstüten und selbst süßen Fruchtjoghurts auftauchen müsste.