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Franz Antons Traum von Olympia lebt

Der aus Löthain stammende Kanute will nach Tokio. Anfang Mai geht es bei der Europameisterschaft um den Startplatz. Die Generalprobe ging allerdings daneben.

Von Jürgen Müller
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Auf der Wildwasseranlage in Markkleeberg trainiert der aus Löthain stammende Franz Anton für seine zweite Olympia-Teilnahme.
Auf der Wildwasseranlage in Markkleeberg trainiert der aus Löthain stammende Franz Anton für seine zweite Olympia-Teilnahme. © Archivfoto: Worbser-Sportfotografie

Löthain/Leipzig. Der Traum, des aus Löthain (Gemeinde Käbschütztal) stammenden Wildwasserkanuten Franz Anton, lebt. Er will sich nach 2016 in Rio de Janeiro zum zweiten Mal für Olympische Spiele qualifizieren, nachdem es 2012 für London knapp nicht gereicht hatte. Knapp war es auch am Zuckerhut. Mit seinem damaligen Partner Jan Benzien holte er im Zweier-Canadier auf dem olympischen Kanal den vierten Platz. Zum dritten Rang fehlen nur 36 hundertstel Sekunden. Und die Goldgewinner waren auch nur ganze zwei Sekunden schneller.

Nun möchte sich der 31-Jährige den Traum von einer olympischen Medaille erfüllen. Das war seinem Großvater Horst Schubert nicht vergönnt. Er startete zwar 1970 in Mexiko beim Modernen Fünfkampf, konnte sich aber nicht unter den ersten Drei platzieren.


Der Kanute Franz Anton aus Löthain mit Ehefrau Rebekka, die er 2016 heiratete.
Der Kanute Franz Anton aus Löthain mit Ehefrau Rebekka, die er 2016 heiratete. © Foto: privat
Vater Franz Anton - er heißt genauso wie sein Sohn - hisst 2014 die olympische Flagge in Löthain
Vater Franz Anton - er heißt genauso wie sein Sohn - hisst 2014 die olympische Flagge in Löthain © Claudia Hübschmann

Doch für Tokio muss sich Franz Anton erst noch qualifizieren. Er startet jetzt im Einer-Canadier, weil die Zweier-Canadier aus dem olympischen Programm gestrichen wurden. Zwei der drei deutschen Startplätze im Einer-Canadier sind bereits vergeben. Der dritte und letzte Startplatz wird bei der Europameisterschaft Anfang Mai im italienischen Ivrea vergeben.

In Italien durchwachsene Bilanz

Franz Anton will dort angreifen, war deshalb am Wochenende bei vier internationalen Läufen in Ivrea. Die Bilanz fiel allerdings durchwachsen aus. In den ersten beiden Läufen reichte es nur zu den Rängen acht und zwölf. Am Sonntag lief es besser, kam er auf den dritten Platz. Im Finale wurde er dann 16.

Das war nicht das, was er sich ausgerechnet hatte. "Es hat sich gezeigt, dass die Wettkampfpause durch Corona an mir nicht spurlos vorübergegangen ist. Das Training war sehr gut, daran kann es nicht gelegen haben. Es ist eine Kopfsache. Ich hatte geglaubt, dass ich gleich wieder voll loslegen kann. Das war aber nicht so", sagt er der SZ.

Und dennoch sieht er die Italienreise sehr positiv. "Ich habe jetzt noch vier Wochen Zeit zur Vorbereitung auf die EM. Und ich habe gegenüber meinen Konkurrenten den Vorteil, dass ich vier Läufe auf der EM-Strecke absolvieren konnte, die ich schon kenne", sagt er.

Doch wie optimistisch ist er, der für den Leipziger Kanuclub startet, dass Olympia wegen der Corona-Pandemie überhaupt stattfindet? "Ich hätte Verständnis dafür, wenn die Olympischen Spiele ausfielen. Aber, das ist eine politische Entscheidung. Es bringt ja nichts, wenn man sich mit der Austragung den Zorn der Japaner zuzieht", sagt er.

Mittlerweile ist eine Mehrheit der Japaner gegen die Austragung der Spiele. "Es ist utopisch zu glauben, dass bei mehr als 10.000 Athleten und den dazugehörigen Betreuern niemand mit dem Virus infiziert ist", so Franz Anton, der als Polizeiobermeister im Präsidium der Bereitschaftspolizei in Leipzig beschäftigt ist. Die Sicherheit und Gesundheit der Menschen, gehe für ihn in jedem Falle vor. "Ich hoffe, dass die Spiele stattfinden, aber es ist mindestens genau so wichtig, die Menschen zu schützen", sagt er.

"Zuschauer gehören zu Olympia dazu"

Sollte Olympia stattfinden, sind auf jeden Fall ausländische Besucher ausgeschlossen. Diese Entscheidung hat das japanische Olympische Komitee bereits getroffen. Könnte er sich Olympia auch ganz ohne Zuschauer vorstellen? "Das wäre sehr schade, vor allem deshalb, weil bei Olympia auch Sportarten in den Blickpunkt rücken, die sonst nicht so im Fokus stehen", sagt er. Das Getrommel und die Anfeuerungsrufe bekäme man auch beim Kanuslalom mit. "Ich ziehe daraus Kraft und Motivation. Zuschauer gehören zu Olympischen Spielen einfach dazu."

In knapp vier Wochen wird sich also zeigen, ob sich Franz Antons Traum einer zweiten Olympiateilnahme erfüllt. Wenn nicht, geht für ihn die Welt nicht unter. "Ich möchte noch mindestens bis 2024 Kanu fahren und an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen", sagt der Weltmeister von 2018.

Zum Kanuslalom fand Franz Anton übrigens durch einen "Schnupperkurs" bei der Sportgemeinschaft Kanu Meißen, die auch sein erster Verein wurde. Eigentlich wollte er Fechter werden, doch man befand ihn für zu klein. Da wurde er eben im Kanuslalom ein ganz Großer.