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Deutschlands einmalige Miniatur-Mühle vor dem Verfall?

Nach 13 Jahren Engagement haben die ehrenamtlichen Betreiber der Schulze-Mühle in Gauernitz ihre Arbeit beendet. Nachfolger werden dringend gesucht.

Von Uta Büttner
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Das Tor zur Schulze-Mühle im Miniaturformat im Eichhörnchengrund bleibt für unbestimmte Zeit verschlossen.
Das Tor zur Schulze-Mühle im Miniaturformat im Eichhörnchengrund bleibt für unbestimmte Zeit verschlossen. © Claudia Hübschmann

Klipphausen. Das Tor zur Schulze-Mühle in Gauernitz ist auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das Miniatur-Wunder im Eichhörnchengrund, ein Nachbau der Klipphausener Lehmann-Mühle im Maßstab 1:5, hat elf Jahre lang Besucher aus der Region und der ganzen Welt begeistert. Denn diese Mini-Getreidemühle ist einzigartig.

Auf verschiedenen Webseiten wird sie als Deutschlands kleinste, begehbare, noch produzierende Wassermühle beworben. Schon einmal wäre das historisch einmalige Modell fast verfallen, nun könnte das erneut passieren. Denn die Betreiber der Mühle, Ilona und Werner Hebeld sind inzwischen 78 und 80 Jahre alt, weshalb sie ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Oktober nun beendet haben. Nachfolger sind nicht in Sicht.

Der Besuch der Schulze-Mühle war für jeden ein Erlebnis. Von außen wie im Miniatur-Wunderland-Format stehen Mühlengebäude samt Maschinenhaus und Mühlen-Verwaltung auf dem rund 3.000 Quadratmeter großen Grundstück, das über eine kleine Brücke zu erreichen ist.

Mit Liebe zum Detail war das Fachwerk-Gebäude gestaltet. Kleine Blumenkästen zierten jedes Fenster. Mühlensteine, Wassertränke und -eimer, Sitzgelegenheiten, Holzkörbe, Schubkarren, Waschtrog und vieles mehr in Kleinformat befanden sich außerhalb des Gebäudes. Die Menschen daneben wirkten wie Riesen.

Ein Erlebnis war es, durch eine Tür aufrecht gehend in das Innere der Mühle zu gelangen. Und dann stand man inmitten der Miniatur-Mühle, mit unzähligen Utensilien wie Getreidesäcken, Gefäßen, einem Werkzeugschrank bis hin zur Mühlentechnik. Alles im Maßstab 1:5. Alles funktionstüchtig. So hat Werner Hebeld regelmäßig dort Mehl gemahlen und seine Frau Ilona daraus kleine Gugelhupfe gebacken. Über die haben sich dann Groß und Klein gefreut.

Werner Hebeld hat in der Schulze-Mühle Getreide gemahlen.
Werner Hebeld hat in der Schulze-Mühle Getreide gemahlen. © Claudia Hübschmann (Archiv)
Die Schulze-Mühle im Eichhörnchengrund in Klipphausen war ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Schulze-Mühle im Eichhörnchengrund in Klipphausen war ein beliebtes Ausflugsziel. © Claudia Hübschmann
Werner Hebeld vor der Eingangstür zum Inneren der Miniatur-Mühle.
Werner Hebeld vor der Eingangstür zum Inneren der Miniatur-Mühle. © Claudia Hübschmann (Archiv)
Werner Hebeld präsentiert einen Gugelhupf, den seine Frau Ilona aus dem Mehl gebacken hat.
Werner Hebeld präsentiert einen Gugelhupf, den seine Frau Ilona aus dem Mehl gebacken hat. © Claudia Hübschmann (Archiv)

Der Erbauer des Modells war einst Günther Schulze aus Coswig, daher stammt auch der Name der Mini-Mühle. Der Maler und Restaurator baute in seiner Freizeit mehr als 30 Jahre an dem detailgetreuen Modell der Wassermühle, das voll funktionstüchtig ist. 1974 standen die Gebäude, sechs Jahre später war der Wasserzulauf für die Betreibung des Wasserrades fertig.

Nach dem Tod Günthers drohte die Mühle nach Jahren endgültig zu verfallen. Doch dank Werner und Ilona Hebeld aus Wildberg, die in unzähligen Stunden die Gebäude einschließlich der Mühlentechnik sanierten und reparierten, konnte die Schulze-Mühle 2011 den Besuchern wieder zugänglich gemacht werden. Scharen von Schulklassen besuchten das Wunderwerk. Ein prall gefülltes Gästebuch erinnert das Paar an die vielen Gäste aus dem In- und Ausland. Zum Glück hatten doch so viele den Weg zu der Erlebnis-Mühle im Miniformat gefunden. Denn trotz der vielen Jahre des Betriebes blieb die Schulze-Mühle immer ein wenig ein Geheimtipp. Denn Werbung mit Beschilderung an der Bundesstraße 6 gab es nicht.

2002 wurde die Gemeinde Grundstücksbesitzer. Ihre Aufgabe ist es nun, einen Nachfolger zu finden. Ilona und Werner Hebeld waren mit Leidenschaft dabei, haben Zeit, Kraft und Liebe in diese Arbeit gesteckt. Zur Verabschiedung des engagierten Ehepaares sagte Bürgermeister Mirko Knöfel (parteilos) im MDR an Werner Hebeld gerichtet: „Sie haben mein Wort, dass wir als Gemeinde dahinterstehen und wir auf jeden Fall versuchen, dieses Kleinod hier am Leben zu erhalten.“ Letzteres ist alles, was sich das Wildberger Ehepaar wünscht, „die Mühle soll nicht verlassen bleiben, damit sie nicht wie vor 13 Jahren wieder verfällt“, sagt Werner Hebeld.