Meißen
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Stadtwerke Meißen knipsen Marktlicht aus

Damit die Meißner und ihre Gäste beim Straßentheaterfest am 31. Juli so richtig Spaß haben, wird ein ungewöhnlicher Schritt nötig.

Von Peter Anderson
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Noch strahlt der Meißner Markt: Damit ein besonderes Theaterfeuerwerk am 31. Juli richtig wirken kann, verlöschen die Lichter jedoch.
Noch strahlt der Meißner Markt: Damit ein besonderes Theaterfeuerwerk am 31. Juli richtig wirken kann, verlöschen die Lichter jedoch. ©  Archivfoto: Claudia Hübschmann

Meißen. Wo wäre der günstigste Platz für die Bühne? Wie bekommen wir die Autos aus der Innenstadt? Ob die Wirte für ein Wochenende auf einige ihrer Terrassenplätze verzichten könnten? Die Augen von Kulturmacher Helmut Raeder wandern über den Meißner Heinrichsplatz. Eigentlich steht jetzt eine Pressekonferenz zum Meißner Gassenzauber am 31. Juli und 1. August an. Aber warum nicht die angenehme Öffentlichkeitsarbeit mit dem nützlichen Planen verbinden?

Den Hut für Meißens erstes großes Straßentheaterfest seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, hat organisatorisch gesehen, Theaterchefin Ann-Kristin Böhme auf. Zusammen mit dem hauseigenen Förderverein, natürlich der Stadt und vielen weiteren Partnern hat sie eine Veranstaltergemeinschaft zusammengetrommelt, welche die Lasten des Bergfestes im Meißner Kultursommer auf viele Schultern verteilt. Unter anderem mit Fördermitteln des Bundes wird es möglich, zwei Tage lang den Heinrichsplatz, das Tuchmachertor, den Hof der Roten Schule und schließlich den Markt in Bühnen zu verwandeln. Zuschauer aus nah und fern genießen all dies eintrittsfrei.

Das Gesetz der Schwerkraft scheint für Jongleur Andy Snatch nicht zu gelten. Dafür darf er seinem Publikum auch ruhig einmal etwas frech kommen.
Das Gesetz der Schwerkraft scheint für Jongleur Andy Snatch nicht zu gelten. Dafür darf er seinem Publikum auch ruhig einmal etwas frech kommen. © SZ-Archiv

Das Programm des Gassenzaubers hat es in sich: Die Stelzenläufer des Theaters Irrwisch bringen die Straße zum Swingen. Jongleur Andy Snatch überwindet die Schwerkraft. Der Berliner Jan Manske zeigt, dass das Diabolospiel nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Straßentheater-Spezialist Helmut Raeder ließ seine Kontakte spielen, um solche und andere Hochkaräter der Szene an die Elbe zu holen. "Wir haben das Glück, dass sich viele der Kollegen mittlerweile in Deutschland oder den Nachbarländern niedergelassen haben", sagt er. Durch die Pandemie bedingte Schwierigkeiten bei der Ein- und Ausreise aus ferneren Gegenden werden so vermieden.

Eine glückliche Fügung beschert dem Publikum am Sonnabendabend, gegen 22 Uhr, als Finale des ersten Tages ein Feuerwerk der Extraklasse. Die Meißner Stadtwerke, welche dieses Jahr den 30. Jahrestag ihrer Gründung feiern, sind so entgegenkommend und knipsen für das Treffen aller Theatertruppen auf dem Markt das Licht aus. Tagsüber lädt das Unternehmen mit einer Popcorn-Maschine und anderen Überraschungen zu einer sozusagen mobilen Geburtstagsfeier ein.

Die Wurzeln liegen in Meißen. Hierher kehrt Helmut Raeder als Mit-Organisator des Gassenzaubers zurück. Bekannt ist er durch Schaubudensommer und Wandertheaterfest Altkö.
Die Wurzeln liegen in Meißen. Hierher kehrt Helmut Raeder als Mit-Organisator des Gassenzaubers zurück. Bekannt ist er durch Schaubudensommer und Wandertheaterfest Altkö. © Steffen Unger

Helmut Raeder strahlt bei dieser Schilderung vor Vorfreude. Auf die Kappe des Dresdners gehen mittlerweile das Wandertheaterfestival zum Weinfest, der Weihnachtsmarkt in Altkötzschenbroda, die Karl-May-Festtage, der Dresdner Schaubudensommer und die Kasperiade in Radebeul.

Zu Meißen allerdings pflegt er eine ganz besondere Beziehung. Der Gassenzauber am 31. Juli und 1. August bildet für ihn eine Art spätes Comeback in der Wein- und Porzellanstadt. Auf Schloss Siebeneichen – in der DDR als Klubleiterschule genutzt – hat er studiert. Mitte der 1980er-Jahre organisierte er parallel zum Weinfest das erste Straßentheaterfest der DDR. Aus der ganzen Republik reisten die Exoten an. Dementsprechend wild und bunt ging es zu. Den biederen Stadtvätern vielleicht etwas zu bunt. Sie verordneten Raeder für Meißen eine Pause. Die dauerte dann allerdings weit über drei Jahrzehnte.