Meißen. Die Beschäftigten vom Kabelwerk in Meißen haben zu Wochenbeginn ihren fünften Warnstreik innerhalb von fünf Wochen für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen als Autokorso durch die Meißner Innenstadt durchgeführt. Geschmückt mit roten Fahnen der IG Metall, drehten sie laut hupend einige Runden durch die Meißner City, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen: endlich bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen im Kabelwerk Meißen.
„Mit diesem Autokorso haben wir unsere Forderungen für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen sehr öffentlichkeitswirksam zu den Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt Meißen gebracht“, sagt Kersten Tittel, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Kabelwerk Meißen. „Dadurch haben viele Meißnerinnen und Meißner mitbekommen, was für einen renitenten Geschäftsführer wir haben, der den Dialog mit der Belegschaft hartnäckig verweigert und jegliche Gespräche über Tarifverhandlungen ablehnt.“
Lokalpolitiker als Schlichter
Die inakzeptablen Zustände im Kabelwerk Meißen seien inzwischen auch bei der Meißner Kommunalpolitik und in der sächsischen Landespolitik ein Thema. „Der Oberbürgermeister und einige Lokalpolitiker haben sich inzwischen als Schlichter zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat angeboten“, sagt Betriebsrat Kersten Tittel. Das sei jedoch paradox: Tarifverhandlungen zu führen, sei keine Aufgabe des Betriebsrates. Für Tarifverhandlungen sei allein die Gewerkschaft zuständig. Derzeit gäbe es auch nichts zu schlichten, da der Geschäftsführer noch nicht einmal bereit ist, sich die Forderungen überhaupt anzuhören.
Auf Dauer werde sich der Arbeitgeber den berechtigten Interessen der Belegschaft nicht verweigern können, so Gewerkschaftssekretär Steven Kempe von der IG Metall Riesa. Die Erfahrung zeige, dass Unternehmen mit einem guten Tarifvertrag nicht nur eine motiviertere Belegschaft hätten, sondern auch wirtschaftlich erfolgreicher seien. Man fordere keine exorbitante, kurzfristige Lohnerhöhung, so Kempe. Es müsse aber für die Kolleginnen und Kollegen die klare Perspektive geben, dass es sich zukünftig lohne, im Kabelwerk zu arbeiten.
Elf Jahre keine Lohnerhöhung
Seit elf Jahren hätten die Beschäftigten keine Lohnerhöhung mehr erhalten. Der Geschäftsführer wolle weiterhin in "Gutsherrenart" über die Lohn- und Arbeitsbedingungen entscheiden. Dies schüre den Unmut in der Belegschaft zusätzlich. Die 130 Kolleginnen und Kollegen im Kabelwerk seien nicht bereit, dies noch länger hinzunehmen.
Wenn der Arbeitgeber weiterhin keine Gesprächsbereitschaft zeige, würden die Kolleginnen und Kollegen ihre Warnstreiks und Aktionen auch im kommenden Jahr weiterführen und ausweiten, kündigt die IG Metall an. (SZ/jm)