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Erster Cidre aus Mauna

Ein kleines Sekt- und Weingut bei Meißen produziert erstmals Apfelschaumwein. Nach Versuch und Irrtum erfreut er sich bereits jetzt großer Beliebtheit.

Von Uta Büttner
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Martin Biedermann (l.) und Philipp Henke präsentieren den ersten Cidre aus der Cambium Compagnie in Mauna.
Martin Biedermann (l.) und Philipp Henke präsentieren den ersten Cidre aus der Cambium Compagnie in Mauna. © Claudia Hübschmann

Käbschütztal/Meißen. Ein heißer Sommertag geht langsam zu Ende. Immer noch fast 30 Grad. Als Erfrischung empfiehlt Philipp Henke jetzt einen Cidre. „Das ist nichts anderes als Apfelschaumwein“, erklärt er. Bereits nach dem Öffnen der Flasche breitet sich ein intensiver Duft nach fruchtigen Äpfeln aus. Beim Eingießen schäumt es mächtig. „Er ist noch ein bisschen zu warm.“ Doch probiert werden muss er trotzdem. Spritzig, leicht säuerlich prickelt es auf der Zunge. Es ist der erste Cidre aus Mauna, produziert von der Cambium Compagnie in Mauna. Bekannt ist dieses Getränk eher aus Frankreich, Irland, Großbritannien oder Spanien.

„Philipp kam 2021 zu uns und sagte, er wolle Cidre machen“, erzählt einer der beiden Geschäftsführer der Cambium Compagnie, Martin Biedermann. Bereits seit mehr als sechs Jahren kennen sich beide Männer, haben sich einst bei einem Meißner Weingut kennengelernt. „Uns verbindet die Lust auf das Herstellen eines Produktes und das Philosophieren darüber, gerade auch beim Cidre.“

Philipp Henke möchte Menschen den Genuss von Speisen und Getränken näherbringen. Sein Mentor war John Piotrowsky von der Villa Sorgenfrei in Radebeul, wo der Meißner eine Ausbildung zur Restaurantfachkraft absolvierte. „Von ihm habe ich sehr viel über Wein und den Verkauf gelernt“, erzählt Henke. Anschließend arbeitete er auf Sylt, im österreichischen Oberlech am Arlberg und auch in Neuseeland. „Ich habe die besten Weine der Welt verkauft“, erzählt er. Doch das reichte Henke nicht, 2012 absolvierte er dann noch eine Ausbildung zum Winzer auf Schloss Wackerbarth.

Lommatzscher Pflege ideal für Apfelschaumwein-Herstellung

Der erste Versuch Henkes zur Herstellung von Apfelschaumwein reicht in das Jahr 2014. Im Garten seiner Eltern stand eine große Tonne, in die Äpfel geworfen wurden. Die hatte er damals mit Wasser aufgefüllt und vergoren. „Ich habe ein bisschen rumgespielt und die Flaschen dann unter eine Kellertreppe gestellt“, erzählt Henke, „und dann über Jahre vergessen.“ Trinken konnte man das Produkt nicht, berichtet er lachend. Als dann 2021 das große Apfeljahr war, wollte er es noch einmal versuchen, allerdings professionell. Sofort offene Ohren und Unterstützung fand der Meißner bei der Cambium Compagnie. Als die ersten Flaschen Ende Oktober vorigen Jahres geköpft wurden, kamen Erinnerungen an seine Oma hoch. Mit Kornäpfeln und deren Geruch verbindet Henke seine Kindheit. „Dieser aromatische Geruch, der in meine Nase stieg, das war abgefahren“, sagt er schwärmend.

Doch die Ausbeute der ersten 240 Flaschen war marginal, verrät Martin Biedermann. Denn es war so viel Druck auf den Flaschen, „mit dem hätte man gut einen Autoreifen aufpumpen können“, erzählt Henke lachend. Rund sieben bar seien es gewesen, weshalb sich etwa die Hälfte der edlen Flüssigkeit in den Abfluss ergoss. Deshalb entschied man sich dann, die Flaschen noch zwei Monate liegenzulassen. „Wir haben uns dann Gedanken gemacht, wie wir es hinbekommen, nicht jede zweite Flasche zu verlieren“, sagt Biedermann. Klar, herunterkühlen. So wurde auch eine kalte Märznacht mit Minusgraden genutzt, um an einem Sonntagmorgen um 4.30 Uhr eine Charge Flaschen zu öffnen, umzufüllen und dabei eine Restsüße zuzugeben. „Das ist auch Nachhaltigkeit“, meint Biedermann. Drei verschiedene Varianten hat die Cambium Compagnie produziert. Ganz ohne Zucker, dann die „Normalvariante“ mit ein wenig Zuckerzusatz und eine, „die ist nicht pappensüß, aber süß“, sagt Biedermann.

Überrascht und sogleich begeistert sind die Produzenten über das große Interesse bei den Kunden. „Innerhalb von drei Monaten haben wir Leute gefunden, die den Cidre auch kaufen“, sagt Henke. Ein Abnehmer sei zum Beispiel ein Ein-Sterne-Restaurant in Berlin. Gerade in der Hauptstadt seien solche Produkte sehr willkommen. Cidre ist im Trend, wird gern zu verschiedenen Speisen serviert und hat gerade im Sommer den Vorteil, mit sieben Prozent Alkoholgehalt – wie der aus Mauna – leicht und erfrischend zu sein. Und die Lommatzscher Pflege mit seinen vielen Apfelsorten biete sich geradezu an, Apfelschaumwein herzustellen. Dabei betont Henke, die Cidre-Herstellung funktioniere in Mauna wie ein Uhrwerk. „Viele Leute sind beteiligt. Angefangen bei den Menschen, die ihre Äpfel in die Kelterei Biedermann bringen bis hin zur Buchhalterin, die Rechnungen schreibt.“

Der Cidre wird ganz bestimmt nicht das letzte Produkt der noch jungen Firma in Mauna sein. Wer Lust hat, die Produkte in entspannter Atmosphäre im Maunaer Weinberg zu probieren, kann noch bis Mitte Oktober freitags ab 15 und sonntags ab 12 Uhr bis zum Sonnenuntergang in der Besenwirtschaft „Mauna Beach“ vorbeischauen.

  • Termine: 26. bis 28. August: Tag des offenen Weingutes, 3. Oktober um 11 Uhr Weinberggottesdienst in Mauna, 16. Oktober Saisonabschluss in „Mauna Beach“ mit vielen Künstlern, Musik und Tanz. Weitere Informationen unter www.cambiumcompagnie.de