Niederau. Nach dem Tod von Steffen Sang am 2. Februar dieses Jahres war der Posten des Niederauer Bürgermeisters verwaist. Jetzt gibt es mit Thomas Claus wieder ein Gemeindeoberhaupt, einen sogenannten Amtsverweser. Dieser führt die Geschäfte bis zur Wahl eines neuen Bürgermeisters. Er wurde vom Gemeinderat mit acht Stimmen gewählt, Mitbewerber Hagen Pelz erhielt fünf Stimmen. Für die Niederauer ist Thomas Claus kein Unbekannter. 2017 kandidierte der gelernte Elektroinstallateur und Versicherungskaufmann, der seit 1997 selbstständig ist, für das Bürgermeisteramt in Niederau, holte 34,6 Prozent der Stimmen.
Herr Claus, Sie wollten 2017 Bürgermeister werden, damals hat es nicht geklappt. Jetzt sitzen Sie in der ehemaligen Amtsstube von Steffen Sang. Woran denken Sie dabei?
Es ist für mich eine schwierige Situation, die mich nicht glücklich macht. Sicherlich wollte ich Bürgermeister werden, aber nicht unter diesen Umständen. Ich übernehme die Aufgaben unseres verstorbenen Bürgermeisters bis zur nächsten Wahl. Ich bin damals nicht gegen Steffen Sang angetreten, sondern für Niederau.
Sie haben einen Montagebetrieb, die Funktion des Amtsverwesers ist ein Vollzeitjob. Wie bringen Sie das unter einen Hut?
Ich habe meine Mitarbeiter, mit deren Einverständnis auf Null gefahren, und mein aktives Gewerbe ruht derzeit.
Heißt das, Sie werden bei der nächsten Bürgermeisterwahl, die wahrscheinlich im September stattfindet, wieder antreten?
Ja, das heißt es. Ich bin gekommen, um zu bleiben. Dabei ist mir klar, dass es noch weitere Bewerber geben wird. Und ich weiß auch, dass die Zeit kurz ist, um mich zu etablieren. Dennoch nehme ich diese Herausforderung an.
Und wenn Sie nicht gewählt werden?
Dann wird es schwer für mich, muss ich wieder bei Null anfangen.
Sie sehen sich also nicht als "Platzhalter"?
Nein. Sicher ist es schwer, etwas zu bewegen in dieser kurzen Zeit. Dennoch möchte ich schon meine Gedanken einbringen. Aber egal, wer gewählt wird, er wird in große Fußstapfen von Steffen Sang treten.
Wie verlief Ihr erster Arbeitstag in der Gemeindeverwaltung?
Ich wurde herzlichst aufgenommen, mit Blumen und guten Wünschen empfangen. Das war sehr emotional, ich hatte auch ein paar Tränchen im Auge.
Was müsste in Niederau vor allem getan werden?
Wir brauchen dringend wieder einen Treffpunkt für junge Leute. Der Jugendklub ist ja seit einiger Zeit geschlossen, das war auch schwierig in einem Wohngebiet. Es gilt, einen neuen Ort als Anlaufpunkt für die Jugendlichen zu finden. Für die Senioren würde ich gerne als Ausgleich für die zweimal hintereinander wegen Corona ausgefallenen Weihnachtsfeiern ein Sommerfest veranstalten.
Sie hatten einst kritisiert, dass es in der Gemeinde zu wenig Radwege gibt. Jetzt wird einer zwischen Ockrilla, Gröbern und Niederau gebaut und es gibt Kritik. Teilen Sie diese?
Zum Teil. Wir müssen uns schon die Frage stellen, ob wir den geplanten Radweg in dieser Form haben wollen, ob es wirklich ein zehn Meter breiter Streifen entlang der Kreisstraße sein muss. Dadurch würde den Bauern viel landwirtschaftliche Nutzfläche entzogen. Nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Ausfälle von Lebensmittellieferungen zeigen doch, dass wir künftig jedes Stück Ackerland brauchen werden. Deshalb sollte geprüft werden, ob es Alternativen gibt.
Den bereits vorhandenen Pappelweg auszubauen ist keine Alternative?
Nein. Zum einen führt er durch ein Landschaftsschutzgebiet, da können wir keinen asphaltierten Radweg hinsetzen. Zudem müssten wir den vollständig aus eigener Tasche bezahlen, während der Radweg neben der Kreisstraße für uns praktisch keine Kosten verursacht. Wir müssen nur das Land zur Verfügung stellen beziehungsweise den Landeigentümern Austauschflächen aus dem Gemeindebestand anbieten.
Wie sollte es Ihrer Meinung nach weitergehen mit dem Wasserschloss?
Das Wasserschloss ist ein Juwel in der Gemeinde. Wir sollten es weiter erhalten und die laufenden Substanzsicherungen abschließen. Es vollständig zu sanieren und wieder als Schloss auszubauen, ist aber eine Illusion, das können wir finanziell gar nicht stemmen. Ein Verkauf steht für mich aber nicht zur Diskussion.