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Gewichtheber-Elite in Meißen

Nach zwei Jahren Pause empfängt Meißen am 1. Oktober wieder zahlreiche Stars der Branche. Die 31. Ausgabe des Pokals der Blauen Schwerter steht an.

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Es geht wieder los: Samstag kämpft die Internationale Gewichtheber-Elite um den Meißner Pokal der Blauen Schwerter.
Es geht wieder los: Samstag kämpft die Internationale Gewichtheber-Elite um den Meißner Pokal der Blauen Schwerter. © Foto: Claudia Hübschmann

Meißen. Die Liste der Heber und Heberinnen, die in Meißen um den Pokal der Blauen Schwerter gegeneinander antreten werden, ist fertig, zumindest fast. "Änderungen kommen immer wieder vor, beispielsweise wenn sich jemand unmittelbar vor dem Turnier noch verletzt hat", erzählt der 77-jährige Cheforganisator Jürgen Grellmannweiter. Ist das der Fall, dann wird in der Regel ein gleichwertiger Sportler nach Meißen geschickt, sofern es ihn gibt. "Wir nehmen ja nicht jeden", lacht er. Das ist keine Überheblichkeit, sondern Beweis für das Standing, das man sich mit dem Traditionsturnier erarbeitet hat. "Es ist ein Wettkampf mit Weltruf", findet Grellmann.

Tatsächlich sind die Männer und Frauen handverlesen. "Leistung und Erfolge spielen eine Rolle, Ausstrahlung aber auch", erzählt Grellmann. So hat man für die 31. Auflage den Titelverteidiger von 2019 wieder eingeladen. "Der Tscheche Jiri Orsag entschied das Turnier nicht nur für sich, sondern sorgte auch für eine Super-Stimmung in der Halle. Wir wollen ihn dieses Jahr ordentlich in Bedrängnis bringen", verspricht Grellmann. Diesen Part, so der Plan, sollen zwei Heberinnen übernehmen: die Britin Emily Campbell und die Albanerin Evagjelia Veli. Beide haben Europameister-Titel in der Tasche. Campbell holte bei den Olympischen Spielen in Tokio Silber, als erste britische Frau überhaupt. Männer gegen Frauen – das klingt ein bisschen unfair.

"Dank des Wertungssystems ist es das aber nicht", erzählt der Experte weiter. Bei der Ermittlung des Siegers spielen mehrere Faktoren eine Rolle: die erbrachte Leistung im Verhältnis zum Weltrekord, das Körpergewicht des Hebers bzw. der Heberin und das Geschlecht. Daraus ergibt sich am Ende eine Punktzahl. Hochkompliziert. "Das Schöne daran ist, jemand kann auf der Vormittagsveranstaltung schon Sieger sein, nur niemand weiß es. Es bleibt spannend bis zum Schluss", sagt der Organisator. Alle müssen sowohl im Stoßen als auch Reißen antreten. Die Moderation übernimmt wieder Ex-Heber Marc Huster.

Damit ist das Starterfeld noch längst nicht abgearbeitet. Vize-Europameister Simon Brandhuber und Publikumsliebling Max Lang haben sich ebenfalls angekündigt. Letzterer ist bereits dreifacher Pokalsieger. Für den AC Meißen geht Nachwuchstalent Lucas Müller ins Rennen. Grellmann bescheinigt dem 19-Jährigen großes Potenzial. "Ich habe mich gar nicht getraut, zu fragen", erzählt Lucas Müller gegenüber der SZ. Das musste er auch nicht. Denn der Meißner wurde vom Bundesverband für das Pokalturnier nominiert. Bislang kannte er den Schwerter Pokal nur aus der Zuschauerperspektive.

Sein Ziel ist es, an die persönliche Bestleistung (133 Kilogramm im Reißen und 160 Kilogramm im Stoßen) anzuknüpfen.

Unter dem Strich gehen am 1. Oktober rund 50 Athletinnen und Athleten an den Start. 14 Nationen sind vertreten, darunter Polen, Dänemark, Norwegen, Österreich, Frankreich und Spanien. Und die Russen und Ukrainer? Beides gute Hebernationen, vor allem in den höheren Gewichtsklassen. Grellmann winkt ab. Unter den gegenwärtigen Umständen sei das nicht möglich gewesen, bedauert er.

Die erste Auflage des Pokals der Blauen Schwerter fand 1971 statt, damals noch als "Internationaler DGV-Pokal" in den Hallen am Fucikplatz in Dresden (heute: Straßburger Platz). DGV war der Deutsche Gewichtheberverband der DDR. 1995 kam das Aus. Es fehlte das Geld. Die Pause bis zum Neustart sollte bis 2012 andauern. Zuvor galt es, die Erlaubnis von der Manufaktur einzuholen, damit man den altbekannten Titel wieder verwenden durfte. Nicht nur das klappte. Seither stiftet das Unternehmen an der Talstraße auch den Siegerpokal. Die letzten beiden Corona-Jahre musste das Pokalturnier aufgrund der Beschränkungen wieder pausieren. "Alle sind nun froh, dass es wieder losgeht", sagt Grellmann. Sein Tipp? "Bei mir steht die Albanerin Evagjelia Veli ganz oben auf dem Zettel. Sie bewegt sich immer nah am Weltrekord", sagt Grellmann.

Möglich, so erzählt er weiter, sei das Turnier nur, weil viele Sponsoren nach wie vor zur Stange halten. Startprämien, Übernachtung, Verpflegung – der finanzielle Aufwand ist hoch. Neben dem sportlichen Wettstreit soll es am 1. Oktober auch ein Rahmenprogramm mit Autogrammstunde und Tombola geben. Zudem werden sich aktuelle und ehemalige Heber präsentieren. Insgesamt sind drei Veranstaltungen geplant: 10 Uhr, 13 Uhr und 16 Uhr. Tickets gibt es u.a. in Buchheim's Eck, der Tourist-Information Meißen und bei Sport Ruscher. Der komplette Veranstaltungstag kostet 24 Euro, die Einzelveranstaltung 13 Euro. (m.l.)