Die Filtertüte, der BH, die Zahncreme oder auch der Bierdeckel - all diese nützlichen Alltagshelfer wurden in Sachsen erfunden. So kann man sich natürlich denken, dass auch das bedeutendste Heißgetränk zu Weihnachten von einem Sachsen erfunden wurde. Und zwar keinem wenigeren als August Josef Ludwig von Wackerbarth. Ja, richtig gelesen, Wackerbarth. Denn der Glühweinerfinder war der Großneffe des Schlosserbauers des heutigen Staatsweingutes Schloss Wackerbarth. Er lebte von 1770 bis 1850. Begraben ist der auf dem Alten Friedhof von Kötzschenbroda.
Das Originalrezept
Im Jahr 1834 wurde das erste Rezept eines Glühweines aufgeschrieben, damals noch Gewürzwein genannt. Es ist damit das älteste, original aufgefundene Rezept des bekannten Heißgetränkes. Das Originalrezept ist im Sächsischen Staatsarchiv Dresden aufbewahrt und wurde vom Archivar Nils Brübach gefunden.
Für eine Dresdner Kanne (0,93 Liter) mit Weißwein werden benötigt:
vier Loth Zimt
zwei Loth Ingwer
ein Loth Aniskörner
ein Loth Galganat (Granatapfel)
ein Loth Muskatnüsse
ein Loth Kardamom
ein Gran Safran
Ein Loth (LOT) war zu früherer Zeit eine Maßeinheit der Masse und wurde im Deutschen Reich durch Gramm ersetzt. 1 Loth entspricht heutzutage 14,606 Gramm. Ein Gran sind ca. 64 Milligramm.
Die Mischung darf nicht kochen, sondern muss erhitzt, vermischt und anschließend durch ein Sieb gegossen werden. Mit Honig oder Zucker kann die Mischung abgeschmeckt werden.
Auch andere Spuren führen zum Würzwein
Schon knapp 100 Jahre vor dem Entdecken des nun ältesten Glühwein-Rezeptes von Wackerbarth war der gewürzte Wein in Sachsen ein Thema. 1747 schrieb Johann Heinrich Zedler in seinem in Leipzig verlegten Universal-Lexikon über die Mischung aus Wein und Gewürzen. Jedoch war dabei nie von einem heißen Wein die Rede.
Auch in Schweden wurde im 16. Jahrhundert am Hofe König Gustav Wasas würziger Wein genossen. 1531 heiratete dieser nämlich Katharina von Sachsen-Lauenburg, wobei vermutet wird, dass er durch sie den Würzwein kennenlernte.
Die früheste Rezeptur stammt jedoch aus dem alten Rom. Apicius, ein Autor des ältesten römischen Kochbuchs, trank eine Art Glühwein schon im 1. Jahrhundert.