Niederau. Es ist ein Stück Zeitgeschichte, Kleinod, Denkmal, Stolz und zugleich Sorgenkind der Gemeinde Niederau: das Wasserschloss in Oberau. Die Gemeinde, die Eigentümerin ist, hat kein Geld, eines der ältesten Wasserschlösser Sachsens zu sanieren. Das Wasserschloss, das über Jahrhunderte der sächsischen Adelsfamilie von Miltitz gehörte, instandzusetzen, würde wohl mindestens drei Millionen Euro kosten. Ein Förderverein kümmert sich darum, das Schloss zumindest vor einem weiteren Verfall zu bewahren.
Ein noch viel größeres Problem aber sind die Nebenanlagen des Schlosses. Die Gebäude wie die Scheunen stehen unter Denkmalschutz, sind aber teilweise sehr stark verfallen. Seit Jahren bemüht sich die Gemeinde, diese Gebäude zu verkaufen. Ein Bauunternehmer aus Meißen hatte Interesse, zog sich aber zurück. Doch jetzt gibt es neue Hoffnung. Ein Investor aus dem Raum Radebeul will die Gebäude erwerben und sanieren. Er hat eine Bauvoranfrage gestellt, über welche der Gemeinderat am Dienstag beraten wird.

20 Wohnungen und Tiefgarage
Der Investor hat große und sehr konkrete Pläne. So sollen aus den alten Wirtschaftsgebäuden des Schlosses, die in der Vergangenheit schon zum Teil umgebaut wurden und momentan ungenutzt dem Verfall preisgegeben sind, Reihen- und Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 20 Wohnungen entstehen. Dazu sollen die Reste der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude wieder aufgebaut und ergänzt werden. Auch eine Tiefgarage mit 20 bis 40 Stellplätzen und ein Heizblockkraftwerk sollen gebaut werden. Das Blockheizkraftwerk soll sowohl die Wohnungen als auch beispielsweise das Schloss und andere in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Gebäude mit Wärme versorgen.
Zwischen dem westlichen Wohnhaus und dem westlichen Stallgebäude sollen ein Verbinder als Neubauelement für ein Treppenhaus und ein Aufzug errichtet werden, um einen behindertengerechten Zugang zu einem Teil der Wohnungen im Mehrfamilienbereich zu schaffen, heißt es in der Bauvoranfrage.
Absprachen mit der Denkmalschutzbehörde, dem Kreisbauamt und der Denkmalbehörde Dresden gab es schon. Auch baurechtlich dürfte es keine Probleme geben. Das zu bebauende Areal mit seinen südöstlich vom Schloss gelegenen Wirtschaftsgebäuden und Scheunen ist im Flächennutzungsplan der Gemeinde als Mischgebiet ausgewiesen und befindet sich im Innenbereich, darf also bebaut werden.
Der gesamte Schlossparkbereich steht unter Denkmalschutz. In den Jahren 2010 – 2011 wurde für den Schlosspark Oberau eine Denkmalpflegerische Rahmenkonzeption erarbeitet. Diese sieht unter anderem den Erhalt der Gebäude vor, was gewährleistet wäre.
Noch nicht fest steht der Verkaufspreis für die Gebäude. Zwar dürfte er wegen des ruinösen Zustandes nicht unermesslich hoch sein, aber: "Wir dürfen nicht unter Wert verkaufen. Deshalb müssen wir ein Verkehrswertgutachten anfertigen lassen", sagt Bürgermeister Steffen Sang (parteilos).
Nicht verkauft werden soll das von der Gemeinde schon vor längerer Zeit als Dorfgemeinschaftshaus umgebaute Gebäude und auch nicht die Jugendherberge. Diese wird noch bis Ende nächsten Jahres vom Verein "Offene Häuser Weimar" betrieben. Dann läuft der Vertrag aus und soll auch nicht verlängert werden. "Nach gegenwärtigem Stand wird das Haus danach nicht mehr als Jugendherberge genutzt. Was damit geschieht, ist noch offen", so der Bürgermeister.
Schloss kriegt was aufs Dach
Nicht mehr offen ist dagegen die Sanierung der maroden Westbrücke am Wasserschloss. Die wurde in diesem Jahr für 135.000 Euro neu errichtet. Im kommenden Jahr ist geplant, das Dach des Wasserschlosses zu sanieren. Insgesamt 336.000 Euro soll das kosten. Die Gemeinde rechnet mit 75 Prozent Fördergeldern. Allein 235.000 Euro sollen vom Förderverein Dresdner Heidebogen kommen, der Förderverein Schloss Oberau will 20.000 Euro beisteuern.