So wird Meißen künftig eingeheizt

Meißen. Da staunen die Kleingärtner in den umliegenden Parzellen. Vor dem versteckt zwischen Photon und Meißner Granit gelegenen Heizkraftwerk der Meißner Stadtwerke (MSW) parken an diesem Donnerstagvormittag ungewöhnlich viele Autos. Möglich wird das dank strikter Hygiene-Maßnahmen und Sicherheitsauflagen. Ins Grundstück darf nur, wer sich mit einem weißen Helm gesichert und eine Maske angelegt hat.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist auf der Fläche neben dem bereits bestehenden Kraftwerksgebäude eine große Baustelle entstanden. Erste Fundamente liegen bereits. Der Bewährungsstahl schaut hervor. Ein Kran lässt Fertigteile einschweben. Zahlreiche Mitarbeiter der Firma TS Bau Riesa werkeln in orangen Westen und mit gelben Helmen auf dem Gelände.

Schwieriger sind die Gäste zuzuordnen. Wer verbirgt sich hinter Masken und unter Helmen? Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) lässt sich aufgrund seiner Körpergroße schnell identifizieren. Als Aufsichtsratsvorsitzender kennt er Anlass und Hintergründe zu dem aktuellen Termin. "Wir sind schon seit einigen Jahren auf dem Weg, unsere Stadtwerke fit für die Zukunft zu machen", sagt der Rathauschef. Die heute geplante Grundsteinlegung sei dafür ein wichtiger Schritt.
Meißen investiert insgesamt sieben Millionen Euro in ein hochmodernes, komplett neu errichtetes Blockheizkraftwerk. Zusammen mit der Anlage im Triebischtal wird es künftig den rund 7.000 Privat- und Geschäftskunden über die insgesamt 20 Kilometer langen Leitungen kräftig und vor allem möglichst ökologisch einheizen.
Olaf Raschke erinnert daran, dass es bis zu diesem Punkt ein weiter Weg war. Bereits seit 1927 haben die MSW Fernwärme im Programm. In der DDR wurde mit Kohle oder Schweröl gefeuert. In der Folge habe er als Auszubildender die Stadt immer unter einer dicken grauen Wolke erlebt. Der Begriff Smog war damals weitgehend unbekannt.
Ausgaben für Dämmung und Photovoltaik fallen weg
Unter ganz anderen Vorzeichen steht das aktuelle Vorhaben. Zwei hochmoderne und jeweils 51 Tonnen schwere Module, die nacheinander bis Juni 2022 in Betrieb gehen sollen, werden künftig Erdgas in Wärme und Strom verwandeln. Mit den hocheffizienten Gasmotoren lassen sich nach Angaben des Unternehmens im Vergleich zu einer separaten Erzeugung von Strom und Wärme 25 Prozent des Brennstoffs einsparen. Das entspreche einer Kohlendioxid-Reduktion um etwa 7.000 Tonnen im Jahr. Die gleiche Menge von CO2 wird bei einer Jahresleistung von 15.000 Kilometern durch 4.900 Pkw produziert.
Der Spareffekt kann sich für Immobilienbesitzer direkt in Cent und Euro auszahlen. Die Stadtwerke können dank der neuen Anlage einen Primärenergiefaktor von 0,41 ausweisen. Die Zahl zeigt für jede Energieform das Verhältnis von eingesetzter Primärenergie zu abgegebener Endenergie an. Fernwärme-Kunden sollten auf diese Weise teure Ausgaben zum Beispiel für Photovoltaik, Dämmung oder Wärmepumpen sparen. "Man könnte sagen, dass wir für unsere Kunden in eine hocheffiziente, energiesparende Wärmeproduktion investieren und ihnen damit viel Investitionsdruck bei Neubau und Sanierung ihrer Immobilien abnehmen", so MSW-Geschäftsführer Frank Schubert.