Meißen
Merken

Meißner Kita feiert 50. Geburtstag

In der Kita "Hand in Hand" war es am Dienstag etwas lauter als sonst. In der Einrichtung auf der Gabelstraße wurde runder Geburtstag gefeiert.

Von Andre Schramm
 3 Min.
Teilen
Folgen
Spaßimir (li.) und Klecks kamen zum Gratulieren vorbei. Im Gepäck: ein buntes Mitmachprogramm.
Spaßimir (li.) und Klecks kamen zum Gratulieren vorbei. Im Gepäck: ein buntes Mitmachprogramm. © Claudia Hübschmann

Meißen. Für die Party hatte die Kita extra "Meister Klecks und Spaßimir" eingeladen. Das Clown-Duo aus Freital nahm die kleinen Mäuse mit auf hohe See. Piraten, Schätze und jede Menge Musik – das kam so sehr an, dass das junge Publikum auch nach einer dreiviertel Stunde Mitmachprogramm noch hoch konzentriert bei Sache war. Später am Tag stand noch ein Elterncafé auf dem Plan. Vom 30. Mai bis 2. Juni wird es zudem eine ganze Festwoche geben. 50 Jahre wird man schließlich nur einmal.

Montags gebracht, freitags abgeholt

In dieser Zeit sind Tausende Jungs und Mädchen in der Einrichtung betreut worden. "Wenn ich heute durch Meißen gehe, werde ich oft angesprochen. Meistens kenne ich das Gesicht, aber den Namen dazu nicht mehr", schmunzelt Marita Benz. Die heute 65-Jährige kam 1977 in die Kita und ist seit zwei Jahren im Ruhestand. Eröffnet wurde die Kita vier Jahre zuvor – am 15. Januar 1973. Damals als reine Kindergrippe mit 124 Plätzen. "In der DDR war es häufig so, dass die Mutter nach sechs Wochen Mutterschutz wieder arbeiten gegangen ist. Demzufolge sind schon die Allerkleinsten bei uns gelandet", sagt sie. Der DDR-Typenbau fungierte zu jener Zeit auch als Wochenkrippe. "Die Kinder wurden montags abgegeben und Freitag wieder abgeholt", so die ehemalige Kitaleiterin weiter. Die Gründe dafür waren unterschiedlich: Montage, Schichtsystem, Überforderung. Marita Benz erinnert sich in dem Zusammenhang an einen kleinen Jungen, der immer montags mit rotem Popo und in einem sehr verwahrlosten Zustand abgegeben wurde. "Über die Woche haben wir ihn wieder aufgepäppelt. Als seine Mutter am Freitag kam, hatte er sich trotzdem riesig gefreut", sagt sie.

Heilpädagogische Gruppe voll belegt

Schon 1976 wurden ersten Kinder mit Behinderung in der "Förderkrippe" aufgenommen. "Sie waren damals unter sich. Integration spielte keine Rolle", erzählt Marita Benz weiter. Das ist heute anders. In der Kita "Hand in Hand" gibt es 20 integrative Plätze, zehn Plätze in einer heilpädagogischen Gruppe. Hier werden mehrfach schwerbehinderte Kinder betreut. "Sie werden in den Tagesablauf mit den anderen Kindern gut einbezogen, haben aber einen eigenen Bereich als Rückzugsort", erklärt die Kita-Leiterin Carina Richter. Gegenwärtig seien alle zehn Plätze belegt. "Die Nachfrage ist wirklich hoch", so Richter weiter. Erst neulich musste sie eine Anfrage wieder ablehnen. Die Betreuungsform stellt natürlich auch besondere Anforderungen an das Personal. Neben staatlich anerkannten Erzieherinnen sind in der Kita auf der Gabelstraße deshalb auch Heilerziehungspflegerinnen beschäftigt.

Erst 1991 wurde die Wochenbetreuung eingestellt. Ein Jahr später gab es die Betriebserlaubnis zur Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt. Damit wurde aus der Krippe eine Kita. 1994 übernahm die Lebenshilfe die Trägerschaft. Es kam die Namenstaufe (1996) und das Hochwasser (2002). Seit 2013 ist die Kita eine von sechs beim sächsischen Inklusions-Projekt "Eine Kita für alle". Insgesamt ist die Einrichtung nach wie vor gut nachgefragt. Von 144 Plätzen sind gegenwärtig 140 belegt. Die Gesamtkapazität beläuft sich allerdings auf 166 Plätze (integrative Plätze werden anders berechnet, als herkömmliche Kita-Plätze).

Zu den Besonderheiten gehören außerdem die hauseigene Küche und das großzügige Außengelände. "Also für mich ist das die beste Kita in Meißen", lacht Marita Benz. Vielleicht der Grund dafür, dass sie sich auch im Ruhestand ihrer jahrelangen Wirkungsstätte verbunden fühlt. Eigentlich ist man hier zum 50. Geburtstag wunschlos glücklich. Eine kleine Sache gibt es da trotzdem. "Ein männlicher Erzieher, der unser Team unterstützt, wäre klasse", sagt Carina Richter. Bisher hat das noch nicht geklappt.