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Wie die Kommunen im Kreis Meißen Energie sparen: Licht aus, Pullover an

Strom und Gaspreise steigen. Das trifft auch die Kommunen im Elbland. Sie investieren vor allem in neue Technik mit verbessertem Wirkungsgrad.

Von Ines Mallek-Klein
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Der Dienstwagen des Riesaer OB im Rathaus-Hof. Er ist ein Plug-in-Hybrid. Die Leasingraten sind hoch, die Emission aber schon geringer.
Der Dienstwagen des Riesaer OB im Rathaus-Hof. Er ist ein Plug-in-Hybrid. Die Leasingraten sind hoch, die Emission aber schon geringer. © Eric Weser

Radebeul. Die Tabelle ist lang. Sie führt alle Stromzähler auf, für die die Stadt Radebeul die Rechnungen bezahlen muss. 2021 kamen dabei rund 244.000 Euro zusammen. Die große Summe ist trotzdem ein Erfolg, denn Radebeul habe es in der Vergangenheit immer geschafft, die Steigerungen der Strompreise durch Einsparmaßnahmen aufzufangen, sagt Bert Wendsche. Es ist vor allem der Tausch von kaputten Leuchtmitteln gegen sparsame LED-Lampen, die den Verbrauch deutlich reduziert haben, so der Oberbürgermeister von Radebeul weiter. Für dieses Jahr ist er allerdings pessimistisch. Egal wie sehr man auch spare, es werde kaum gelingen, allein damit Mehrausgaben zu verhindern.

Blockheizkraftwerke für Radebeuler Klassenzimmer

Noch dramatischer sind die Preissteigerungen bei den Gasversorgern. Für warme Klassenzimmer, Turnhallen und Büros hat die Stadt Radebeul 2021 rund 424.000 Euro ausgegeben. "Darin enthalten sind auch Kosten für den Service der hochmodernen Anlagen enthalten. Er wird von den Stadtwerken übernommen", sagt Bert Wendsche. Momentan könne man noch von langfristigen Lieferverträgen profitieren, aber für die Zukunft kenne der Energiepreis nur eine Richtung und die zeige nach oben. Sinnvoll sei es also, weiter nach Einsparpotenzialen zu suchen. Die sieht man in Radebeul, wie auch in den anderen Kommunen des Elblandes, in sinnvollen Investitionen in neue Technik mit weniger Verbrauch und höheren Wirkungsgraden. Radebeul setze zudem auf mehrere dezentrale Blockheizkraftwerke, die jeweils mehrere kommunale Gebäude versorgen. Eine Lösung, die sich in der Vergangenheit schon bezahlt gemacht habe, so Wendsche.

Meißen spart durch Schulsanierung

Auf dezentrale Warmwasseraufbereitung setzt man auch in Meißen. Sie bringt eine jährliche Ersparnis von rund 3.500 Euro. Was das wirklich wert ist, ist schwer zu beurteilen, da saechsische.de eine Gesamtsumme für die Energieaufwendungen aller kommunaler Gebäude aktuell nicht vorliegt. Auch mit den Prognosen für die kommenden Jahre ist die Stadtverwaltung vorsichtig. Steigende Energiepreise werden aber in jedem Falle bei der Erstellung des neuen Haushaltsplanes Berücksichtigung finden. Den größten Einspareffekt in Sachen Stromkosten erzielt auch die Stadt Meißen durch die Umstellung auf LED-Lampen. Allein 2021 wurde dadurch 25.000 Euro weniger ausgegeben. Kostenintensiver, aber auch noch nachhaltiger sind die Sanierungen von Schulgebäuden, die nach Auskunft der Meißner Stadtverwaltung immer unter der Maßgabe erfolge, den Energieverbrauch zu minimieren.

Großenhain will energieautark werden

In Großenhain hat man nicht nur die kommunalen Gebäude im Blick, sondern gleich die ganze Stadt. In dem 2020 vom Stadtrat beschlossenen Stadtleitbild für 2030 wurde festgeschrieben, dass man vermehrt nachhaltige Energiequellen nutzen möchte. Am Ende soll Großenhain eine energieautarke Stadt werden, die das, was sie verbraucht, auch selbst erzeugt. Schon heute, so heißt es aus dem Rathaus, konnte ein Großteil des jährlichen Energieverbrauchs der Haushalte, der Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe von rund 62.847 Megawattstunden durch Einspeisungen aus erneuerbaren Energiequellen ausgeglichen werden. Und so gehört es in Großenhain zur gelebten Praxis, dass bei Sanierungen, Modernisierungen oder Neubauten kommunaler Objekte auch geprüft wird, inwieweit sich Fotovoltaikanlagen in die Haustechnik einbinden lassen.

"Wir sind auf dem Weg. Dennoch sehen wir noch viel Luft nach oben bei unseren Bemühungen", heißt es aus dem Großenhainer Rathaus, wo die Mitarbeiter gut daran tun, sich einen Pullover mit ins Büro zu nehmen. Dort steht zwar eine neue Heizung mit moderner Brennwerttechnologie, doch die heizt jetzt weniger, nachdem in allen Büros und dem Sitzungssaal die Raumtemperatur um ein Grad Celcius gedrosselt wurde. Das Rathaus ist neben dem Werner-v.-Siemens-Gymnasium Haus 1 der größte Energiefresser der Stadt. In der Schule wurde vor wenigen Wochen erst die 30 Jahre alte Ölheizung durch eine energiesparende Heizungsanlage mit Brennwerttechnologie ersetzt. Zusätzlich wird parallel zur neuen Heizungsanlage ein Blockheiz-Kraftwerk installiert, mit dessen Hilfe Strom erzeugt werden kann. Die dabei anfallende Wärme kann zum Heizen genutzt werden, was nach Aussage der Stadtverwaltung zu einer jährlichen CO2-Einsparung von ca. 55 bis 60 Tonnen führt. Die Stadt möchte jeden Bürger sensibilisieren, seinen Energieverbrauch zu überdenken. Es gab dazu Gespräche mit den Beschäftigten in der Verwaltung, in Schulen und Kindergärten, mit den Leitern der Ortsfeuerwehren, der Jugendclubs und Vereine. Dass der letzte Spieler nach dem Training das Licht ausschaltet und die Fenster in der Sporthalle schließt, sollte Routine sein, wünschen sich die Entscheider im Rathaus.

Weinböhla schaltet nachts viele Lampen aus

Für Weinböhla sind die Ausgaben für die Straßenbeleuchtung an Gemeinde-, Kreis- und Staatsstraßen sowie öffentlichen Plätzen der größte Kostenblock. Er belief sich 2021 auf rund 97.000 Euro. Um den Verbrauch zu senken, werden die Lampen seit mehreren Jahren auf LEDs umgerüstet. 2021 konnte dieser Prozess abgeschlossen werden. Doch die Gemeinde geht noch einen Schritt weiter und schaltet zwischen 22 Uhr und 5.30 Uhr morgens im gesamten Gemeindegebiet jede zweite Straßenlaterne ab. Eine Methode, die in den frühen 2000-er Jahren auch Radebeul schon genutzt hat, damals war allerdings die Geldnot im Kommunalhaushalt ausschlaggebend, und nicht der Strompreis.

E-Bikes für die Mitarbeiter der Riesaer Stadtverwaltung

Die Mitarbeiter der Riesaer Stadtverwaltung nutzen seit einigen Jahren zwei E-Bikes. Und das Dienstfahrzeug des OBs ist ein Plug-in-Hybrid. Der bringe aber allenfalls einen „Klimaeffekt“, wie der Stadtsprecher einräumt. Für die Stadtkasse ist der Wagen eher ungünstig, da die Leasingraten deutlich höher liegen als für einen Benziner. Mit höheren Energieausgaben rechnet die Kommune auch in diesem Jahr. Die Stromkosten in den städtischen Gebäuden werden 2022 um zehn Prozent steigen. Bei der Heizung rechnet die Verwaltung mit einem Plus von 40 Prozent. Wurden die beiden Verwaltungsgebäude und das Stadtarchiv ebenso wie die städtischen Schulgebäude, die Turnhallen und Funktionsgebäude der Sportanlagen und Feuerwehren im vorigen Jahr noch für rund 880.000 Euro beheizt, wird man in diesem Jahr rund 1,23 Millionen Euro ausgeben müssen. Rechnet man die Mehrausgaben für Strom dazu, steigt die Belastung der Stadt Riesa durch höhere Energiepreise um rund 367.000 Euro.

Mehr Lampen, aber weniger Verbrauch in Coswig

In Coswig setzt man auf langfristiges planvolles Handeln, bei dem bestehende Verträge oder Investitionszyklen berücksichtigt werden müssen. Niedrigere Raumtemperaturen in Büros und Klassenzimmern werde es nicht geben, man möchte die Lern- und Arbeitsbedingungen nicht verschlechtern, heißt es aus dem Rathaus. Größter Kostenblock sei ohnehin die Straßenbeleuchtung. 2020 fielen dafür Kosten von 143.000 Euro an bei einem Verbrauch von 642.000 kWh. Obwohl die Zahl der Straßenlampen wächst, wurde der Verbrauch seit 2017 um 2.500 kWh gesenkt. Möglich machen das LED-Lampen, die bis Ende des Jahres im gesamten Stadtgebiet leuchten sollen.