Kriegsflüchtlinge kommen aufs Land

Lommatzsch/Käbschütztal. Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen meist in Berlin an, um dort zu bleiben oder in andere Großstädte zu ziehen, heißt es aus der Hauptstadt. Doch stimmt das wirklich? Für den Landkreis Meißen trifft es offenbar nicht zu. Allein in Lommatzsch sind derzeit rund 40 Menschen aus dem vom Krieg geplagten Land untergekommen. "Fast alle konnten Dank der Hilfe deutscher Bekannter aus der Ukraine fliehen. In Lommatzsch, Wuhnitz, Weitzschenhain, Neckanitz und Barmenitz fanden sie eine Unterkunft oder ein Notquartier. Hier konnten sie zur Ruhe kommen. Elf von ihnen bezogen inzwischen in Lommatzsch eigene Wohnungen", sagt Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP).
Neben privaten Quartieren hat auch Lommatzsch drei stadteigene Wohnungen zur Verfügung gestellt. Diese sind mit derzeit elf Personen belegt. Fast alle sind Frauen und Kinder, nur zwei Männer befinden sich unter den Geflüchteten. Es sind zwei Rentner, einer davon pflegebedürftig. "Die Lommatzscher sind sehr hilfsbereit, wir haben viele Geldspenden und auch Möbel bekommen", sagt die Bürgermeisterin. Die Stadt habe dem Landkreis schon vor einiger Zeit städtische Wohnungen als Unterkünfte angeboten. Nun hätten diese schneller als erwartet eingerichtet werden müssen.
Sogar 58 Personen aus der Ukraine haben in der kleinen Gemeinde Käbschütztal Unterschlupf gefunden. "Es sind überwiegend junge Frauen mit Kindern. Sie sind sehr dankbar für die Hilfe und für die Spenden, haben oft Tränen der Dankbarkeit in den Augen", sagt Liane Radloff vom Einwohnermeldeamt der Gemeinde. Die meisten hätten nicht nur ihre Pässe dabei, sondern zum Beispiel auch ihre Eheurkunden. Sie seien also nicht Hals über Kopf geflüchtet. Sie könne nicht für alle sprechen, aber einige haben ihr gesagt, dass sie nach dem Ende des Krieges wieder nach Hause wollten, so Liane Radloff. Unter den Geflüchteten ist auch eine Lehrerin aus Kiew. Sie soll künftig in der Ganztagsschule Kinder aus der Ukraine unterrichten.
Die meisten Flüchtlinge sind im Steigerzentrum in Krögis untergebracht. Dort gibt man sich allerdings ziemlich bedeckt. "Wir möchten den bei uns aufgenommenen Menschen einen Schutzraum bieten. Zum anderen nehmen wir mittlerweile niemanden mehr auf, sondern vermitteln die Menschen bereits weiter", heißt es in einer nicht namentlich unterzeichneten Mail auf Anfrage der SZ. Von weiteren Nachfragen bitte man abzusehen.
Derzeit haben drei Familien ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. "Es gibt aber noch weitere Angebote. Eine Frau hat uns zum Beispiel eine Dachwohnung für zwei Familien angeboten", sagt Liane Radloff. Die Hilfsbereitschaft sei sehr groß. (SZ/jm)