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„Kultige Typen“ Im Portrait: Ingolf Brumm

5 Fragen – 5 Antworten an und von Ingolf Brumm, er bringt manchen Stein ins Rollen als Stadtrat, Umweltschützer und manchmal auch als unbequemer Nachfrager!

Von Christiane Weikert
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© SZ-Archivbild: Claudia Hübschmann

Ingolf Brumm. Bis Ende letzten Jahres leitete er als Geschäftsführer die Belange der Brumm-Bau GmbH Meißen, eines der größten Bauunternehmen und beliebtestes Arbeitgeber der Region. Nun möchte er sich zurückziehen und seinen Ruhestand genießen. Und hat jetzt mehr Zeit, für die wichtigen Dinge im Leben.

Ingolf, wo liegen eigentlich deine Wurzeln?

„Meine Wurzeln liegen dort, wo es noch bis vor geraumer Zeit Trockenklo´s im Treppenhaus und eine Wasserstelle für 3 Familien pro Etage gab. Sonnabends wurde die Zinkbadewanne vom Boden geholt und in eines der beiden Zimmer aufgestellt, die mit Kohleofen befeuert werden konnten. Die anderen beiden verbliebenen Räume waren unbeheizt. Tagsüber herrschte Kinderlärm und des Nachts Kneipentumulte. Wir sind dort im Winter noch Schlitten gefahren und konnten im Sommer - fast ohne Verkehr - mit Dutzenden Kindern auf der Straße spielen. Ich komme vom Baderberg, mit Blick auf den Meißner Dom! Das vergesse ich niemals!“

Du warst über 20 Jahre der Kopf der Brumm-Bau GmbH und hast diese jetzt an deinen Nachfolger übertragen. Fällt es Dir schwer, abzugeben?

„Natürlich hängt da viel Herzblut dran. Ein Loslassen weckt vor allem auch Emotionen! Während sehr viele Betriebe mit der Geschäftsweitergabe große Probleme haben, haben wir schon länger an einer Lösung gearbeitet und diese nun auch gefunden. Mit unserem neuen Geschäftsführer wird es uns gelingen, die Firma wettbewerbssicherer und zukunftsorientierter zu machen. Der Markt verändert sich radikal, hier müssen neue Gleise befahren werden. Als ich die Firma am 01.08.2002 gegründet habe, waren wir zu zweit, meine liebe Frau Carola und ich. Allerdings konnten wir uns in relativ kurzer Zeit als stetig wachsende Baufirma am regionalen Markt etablieren und sind zwischenzeitlich auf ein Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern herangewachsen. Dies gilt es zu erhalten und weiter aus- und aufzubauen.“

Was hat dir an deiner Arbeit immer besonders viel Spaß gemacht?

„Wir haben als Bau-Menschen das Privileg, der Nachwelt etwas zu hinterlassen" wie Erik Neutsch in seinem Roman „Spur der Steine“ von 1964 schreibt. Und auf diese Spur können und dürfen wir stolz sein.

In den vergangenen 20 Jahren haben wir unsere Spur auf den schönsten Baustellen in Sachsen hinterlassen. Nicht nur in den Referenzobjekten wie dem Schloss Dresden, dem Zwinger, der Semperoper, unzähliger Kirchen und städtische Sanierungen wie in der Görnischen Gasse in Meißen sei hier verwiesen, sondern auch auf das, Wie und mit Wem wir das geschafft haben. Ein Team von Handwerkern, die mit Leib und Seele arbeiten und mit Ihrer menschlicher Art von jeden respektiert werden.

Ich lebe nun seit 63 Jahren in Meißen und musste – gerade in den DDR-Zeiten - zuschauen, wie Meißen in Teilen verfallen ist. Dem kann ich nun seit über 30 Jahren entgegenwirken und konnte meinen Teil aktiv dazu beitragen, an dem Wiederaufbau mitzuarbeiten und meine Spur der Steine in Meißen zu hinterlassen. Ich freue mich so sehr, dass wir als Firma mithelfen konnten, die historisch wertvolle Bausubstanz zu erhalten und die alte Architektur wieder zu entdecken. Auch wenn das sehr pathetisch klingt, ich sehe es als Lebenswerk und eines der schönste Geschenke, welche man im Leben bekommen kann. Seine Heimatstadt zu erhalten und zu pflegen. Wenn aus hoffnungslose Ruinen Kleinods werden ist die Rettung von alten Bausubstanz Genugtuung pur!“

Du engagierst dich im Meißner Stadtrat. Warum liegt dir Meißen so am Herzen?

„Wenn ich die Domtürme länger als zwei Wochen nicht sehen kann, bekomme ich Heimweh, Meißen ist einfach schön. Auch wenn man mal weniger schöne Erfahrungen sammeln musste, überwiegt dann doch der Heimatgedanke und dass es sich immer wieder lohnt, sich für Meißen und seine Einwohner einzusetzen. Und das tue ich in meiner Position als gewählter Stadtrat. Ich habe eine Verantwortung von den Meißner übertragen bekommen, die ich mit vollem Einsatz wahrnehme.

Ich setze mich sehr für die Stadtentwicklung ein und den in diesem Zusammenhang auftretenden Problemen, wofür für eine annehmbare Lösung brauchen. Ich bin auch mal ein unbequemer Nachfrager, dass bringt mir nicht immer Sympathiepunkte ein. Aber, Meißen ist in vielerlei Hinsicht einfach einmalig wir haben die verdammte Pflicht, dies zu bewahren!“

Wenn Du „König von Deutschland“ wärst, was wäre deine erste Amtshandlung?

Ingolf Brumm lacht. „Da hätte ich einen sehr langen Fahrplan! Waffenexportverbot, Verbot aller Auslandseinsätze, Radikale Umgestaltung des Überbaues. Gesundheitspolitik, Bildung, Kultur und Sicherheit. Das sind keine gewinnträchtigen Unternehmen, sondern Leistungen des Staates für unsere Steuern! Hier muss alles vom Kopf auf die Füße gestellt werden, auch das Stellen der Systemfrage ist angesichts des Staatsversagens in vielen Bereichen angebracht.

Und wenn ich „König von Meißen“ wäre, dann würde ich eine sofortige Tonnagebegrenzung auf 7,5 t für das gesamte Stadtgebiet anordnen - Anlieger frei. Eine sofortige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h für die gesamte Stadt und dass es unter Strafe gestellt sein müsste, dass riechende „Geschäft“ des eigenen Hundes nicht sofort zu beseitigen.“

Auch ein König muss sich manchmal mit Kacke beschäftigen.