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„Kultige Typen“: Renate „Reni“ Fiedler

5 Fragen – 5 Antworten an und von Renate „Reni“ Fiedler, ehemalige Theaterchefin, die in keine Rolle passt und deren Herz immer springt, wenn sie nach Meißen kommt.

Von Christiane Weikert
 9 Min.
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©  Archivfoto: Claudia Hübschmann

Gut sieht sie aus, unsere ehemalige Theaterchefin Reni Fiedler. Seit 2017 ist sie nun verdiente Rentnerin und kommt trotzdem nicht zur Ruhe. „Einmal Theater, immer Theater – mein Herz hängt einfach daran“, lacht Reni. Mittlerweile reist sie durch die Welt, erlebt große Opern in bekannten Städten und hat ihre Verbundenheit zu Meißen nie verloren.

Einmal Theater, immer Theater

Liebe Reni, wie bist du zum Theater Meißen gekommen?

„Mit Meißen fühlte ich mich schon immer verbunden, es ist meine Heimatstadt und mein Lieblingsort. Berufliche Gründe hatten mich dann aber von 1983 bis 1998 nach Moritzburg verschlagen.

Aber mein Herz hing in Meißen fest. Dann kam die Möglichkeit, als Kulturreferentin bei der Stadt zu arbeiten. Ich ergriff sofort meine Chance, bewarb mich und unterschrieb meinen Vertrag.“, lächelt sie glücklich.

„Ich konnte wieder Kultur machen. Zu meinen Aufgabengebieten zählte damals die dazugehörigen Einrichtungen wie Bibliothek, Museum und auch teilweise das Theater Meißen, welches aber damals noch als Regiebetrieb unter der Trägerschaft des Landkreises Meißen bewirtschaftet wurde.

Dann begann aber ein Tauziehen zwischen der Stadtverwaltung und dem Landkreis Meißen, von wem zukünftig das Theater betrieben werden sollte. Die Landrätin machte Druck und drohte sogar, dass diese Kultureinrichtung sonst geschlossen wird. Zum Glück war der damalige Oberbürgermeister Dr. Pohlack meiner Argumentation zugänglich, dass jede bedeutende Stadt auch ein eigenes Theater hat. So habe ich dann ein Konzept entwickelt, wie es funktionieren kann und auch den Betreiberwechsel empfohlen, um aus dem Regiebetrieb eine gemeinnützige GmbH entstehen zu lassen."

Ein Theater gehört in jede Stadt

"Als es dann im Jahr 2001 zur Umsetzung meiner Konzeption kam, gab es den nassen Genickstoß 2002 - im Theater stand das Wasser 2,30 m hoch. Der damalige Geschäftsführer bemühte sich emsig um eine schnelle Sanierung und Wiederbespielung. Meine Aufgabe als Kulturreferentin bestand darin, für die Bereitstellung der Wiederaufbau-Förderung zu sorgen. Im 1. Halbjahr musste ich mich dann intensiver um das Theater kümmern. Und im September 2004 war es dann soweit und es wurde im Stadtrat vorgeschlagen, mich als neue Theatergeschäftsführerin erstmal befristet für ein Jahr einzusetzen. Mein Traum, in einem Theater zu arbeiten wurde erfüllt.

Am Ende war es nicht ein Jahr, sondern fast 13 Jahre, welche ich in diesem schönen Haus wirken konnte. Und ich bin sehr dankbar dafür, auch wenn es auch harte Jahre waren.“

Hast du schon selber Theater gespielt?

„Jein“, antwortet Reni und lacht.

„In meiner Kindheit liebte ich schöngeistige Dinge und Schulfächer wie Zeichnen, Musik, Literatur und auch Sprachen. Das entsprach meinem innovativen Denken und Fühlen. Naturwissenschaften waren mir immer zu abstrakt. Und ich liebte schon immer die Theaterszene wollte immer dazu gehören."

Ich passe in keine Rolle

"Und ich hatte auch schon immer eine Schwäche und ein Gespür für schöne Kostüme aller Art und für tolle Stoffe. Und daraus entwickelte sich dann auch mein erster Berufswunsch: Kostüm- oder Maskenbildnerin zu werden. Zu DDR-Zeiten war das ja nun auch nicht so einfach, und so habe ich erstmal ein Studium der Literatur- und Kulturwissenschaften in Leipzig absolviert.

Ja, und die Theaterliebe wurde immer größer und da bin ich in meiner Studienzeit dann viel herumgereist und habe mir im Deutschen Theater, im Berliner Ensemble und in der Volksbühne in Berlin tolle Stücke angeschaut. Ich habe vor der Bühne gesessen und gestaunt, über Schauspieler wie Rolf Ludwig oder über die Bühnenbilder von Eduard Fischer. Ich wollte auch unbedingt dazugehören.

Aber um auf deine Frage zu antworten. Das Theater musste noch warten. Ich bin dann erst einmal Mutter geworden und heiratete einen Musiker.“

Du hast eher vor einer Theaterbühne gesessen, als selber auf der Bühne zu stehen. In der Vorbereitung zu diesem Gespräch habe ich mich gefragt, in welcher Rolle ich Dich gesehen hätte, in der als „Femme Fatale“ oder eher als „Mutter Courage“?

„Ich würde weder in die eine noch in die andere Rolle schlüpfen! In meiner Leipziger Studienzeit habe ich ein paar Versuche gewagt und selbst die Bretter, die die Welt bedeuten, betreten. Ich habe nach kurzer Zeit allerdings gemerkt: Nein, das ist nicht die Seite der Theaterwelt, auf der du stehen willst. Ich konnte einfach nicht in eine Rolle schlüpfen und ich wollte das auch nicht.

Das war nie meine wirkliche Intension, ich bin individuell und selbstbestimmt. Mich interessierte viel mehr, was vorher hinter den Kulissen geschieht, bevor man eine Bühne quasi betreten kann.

Ich sehe mich eher als Regisseur, weil ich prinzipiell gerne konzeptionell und strukturiert arbeite. Wenn man Regisseur oder Dramaturg ist, muss man hinter die Stücke schauen, man muss die Stücke aufbauen, man muss die Hintergründe zusammentragen und muss daraus zum Schluss ein spielbares Werk machen. Das wären meine Stärken.