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Die Kunst der Linie

Der Kunstverein Meißen dreht sich trotz Pandemie nicht im Kreis. Seine neue Schau setzt auf Geradlinigkeit.

Von Peter Anderson
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Künstler Willy Schulz hat mit Landmark in der neuen Schau des Kunstvereins Meißen eine Linie gezogen. Die Dresdner Kunstwissenschaftlerinnen Lucie Klysch (links) und Anna Schinzel haben sie kuratiert.
Künstler Willy Schulz hat mit Landmark in der neuen Schau des Kunstvereins Meißen eine Linie gezogen. Die Dresdner Kunstwissenschaftlerinnen Lucie Klysch (links) und Anna Schinzel haben sie kuratiert. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Dresdner Kunstwissenschaftlerin Lucie Klysch und ihre Kollegin Anna Schinzel haben die Linie als Thema für die aktuelle Ausstellung des Meißner Kunstvereins gewählt. Ihre jetzt frisch eröffnete Schau "Lineup" ist Teil eines Förderprogramms des Kunstvereins für Nachwuchskuratorinnen. Insgesamt sieben Künstler aus der Region beteiligen sich.

Auf die schlanke Kreidelinie geachtet

Durch die Auflagen der Pandemie sei die Vorbereitung mit vielen Einzelgesprächen und Austausch besonders intensiv und individuell gewesen. Alles musste konkret festgelegt und mit Vorlaufzeit geplant werden. Bereits im September vergangenen Jahres waren die Teilnehmer angefragt worden. Gegen Ende des Jahres standen die einzelnen Beiträge fest. Um den Besuchern eine möglichst große Abwechslung zu bieten, lag ein Schwerpunkt bei der Auswahl der Arbeiten auf der Vielfalt künstlerischer Techniken, Positionen und Ansätze.

Dies ist ohne Zweifel gelungen. Jakob Flohe hat mit feinster weißer Kreide auf schwarzem Karton filigrane architektonische Figuren geschaffen, welche anschließend durch Transformation ins Digitale im dreidimensionalen Raum nochmals eine ganz neue Wirkung entfalten. Gyde Becker entschloss sich kurzerhand, ihre fünf mit speziellen Motiven bedruckten Teppiche wieder zusammenzurollen und als Säulenreihe im Raum zu platzieren. Die Inhalte erschließen sich auf kleinen Bildschirmen an der Wand.

Unsichtbare Linien werden zu hemmenden Grenzen

Raumgreifend der Beitrag "Landmark" von Willy Schulz. Der Dresdner Bildhauer ist an diesem Vormittag aus Dresden nach Meißen gekommen. Ein wuchtiges und massives Bollwerk aus Holz und Stein hat er für die Sonderausstellung zusammengefügt. Damit stellt er das Trennende an Linien im wahrsten Sinne des Wortes in den Raum. Durch das Zusammenwachsen Europas besonders nach 1990 wurden die meisten Grenzen zwischen den Nationalstaaten zu unsichtbaren Linien, die mitunter kaum mehr wahrnehmbar waren. Die erneute Abschottung in der Pandemie ließ ihren scheidenden und behindernden Charakter erneut deutlich werden.

  • Ein Einzelbesuch der Ausstellung ist nach vorheriger Anmeldung möglich. Interessenten teilen bitte per E-Mail oder telefonisch mit, wann sie die Ausstellung (Mittwoch bis Samstag 12 bis 18 Uhr) besichtigen möchten: [email protected], 03521/476650.
  • Einen guten Eindruck vermittelt zudem ein Video auf der Seite: http://kunstverein-meissen.de/