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Rettung für das Handwerkermuseum?

Der Förderverein Schloss Schleinitz hat ein Altersproblem. Jetzt gibt es Hoffnung. Aber nur ein bisschen.

Von Jürgen Müller
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Der 24-jährige Timo Löwe ist der neue Tischler im Museum Schloss Schleinitz.
Der 24-jährige Timo Löwe ist der neue Tischler im Museum Schloss Schleinitz. © Jürgen Müller

Nossen. Das mag den einen oder anderen Besucher des Handwerker- und Dreschtages am 6. September im Museum Schloss Schleinitz überrascht haben. In der Tischlerei stand ein junger Mann und führte den Besuchern vor, wie früher Holz bearbeitet wurde. Dabei sind die Männer und Frauen des Fördervereines , welche die Veranstaltung organisieren, fast alle weit über die 70. Mit seinen 24 Jahren drückt der Tischler Toni Löwe aus Haßlau bei Roßwein den Altersdurchschnitt beträchtlich. Doch so neu ist der Neue gar nicht. Schon zum vierten Mal war er beim Handwerker- und Dreschtag dabei.  Und ist damit das mit Abstand jüngste Vereinsmitglied. 

Vormittags keine Zeit

Nach Schleinitz hat er durch einen Zufall gefunden. Der 78-jährige Günter Kämpfer, der im Museum die Tischlerei betreibt, wollte Löwes Meister in der Tischlerei Grimme  altes Werkzeug schenken. Der benötigte das aber nicht, verwies auf seinen jungen Gesellen. Der griff nicht nur zu,  sondern kam mit nach Schleinitz. Und blieb dabei. "Ich liebe das alte Handwerk, baue zum Beispiel gern historische Winterfenster", sagt Toni Löwe. Auf dem alten Bauernhof seiner Oma, auf dem er wohnt, kann er sich da so richtig ausprobieren und entfalten. In Schleinitz allerdings noch nicht so recht. "Das ist schon schwierig,  sich in so einen gewachsenen Verein zu integrieren", sagt er.  Und hat vor allem ein Problem. Die Handwerker treffen sich jeden Mittwochvormittag im Museum,  um ihre Ausstellungen und den Handwerkertag vorzubereiten. Toni Löwe kann nicht dabei sein, er muss schließlich arbeiten. "Dieser Tag und diese Zeit haben sich eben so eingeschliffen. Die Vereinsmitglieder sind ja Rentner, haben vormittags Zeit, ich aber nicht. Es wäre aber schön, wenn sich das ändern würde, vor allem, wenn man weitere junge Leute gewinnen will", sagt er. Er könnte sich vorstellen, dass die Zusammenkünfte am Wochenende oder auch am späten Nachmittag stattfinden. Dann könnten auch die Berufstätigen teilnehmen. 

Alles stehen und liegen gelassen

So wie Andreas Schurig, der aus Lommatzsch stammt und jetzt in Choren wohnt.  Mit 42 Jahren ist er zwar  deutlich  älter als Löwe,  aber immer noch einer der jüngsten Handwerker. Der gelernte Bautischler und Orthopädieschuhmacher war bereits zum vierten Mal für die Schuhmacherei zuständig. Geplant war das dieses Jahr nicht. Doch dann fiel der 76-jährige Dieter Roßmann, der sonst die Schuhmacherwerkstatt  in Schleinitz betreibt und übrigens der Ausbilder von Andreas Schurig war, krankheitsbedingt aus. "Wir haben gerade ein Haus gekauft, ich wollte an diesem Wochenende betonieren. Doch dann kam ein Anruf von Hartmut Oefner vom Förderverein. Da habe ich natürlich spontan zugesagt und alles stehen und liegen lassen", sagt die vierfache Familienvater. Vereinsmitglied ist er nicht, aber das kann ja noch werden.    

Jung und jünger. Der 42-jährige Schuhmacher Andreas Schurig und sein elf Jahre alter Sohn Fabian beim Handwerker- und Dreschtag in Schleinitz.
Jung und jünger. Der 42-jährige Schuhmacher Andreas Schurig und sein elf Jahre alter Sohn Fabian beim Handwerker- und Dreschtag in Schleinitz. © Jürgen Müller

Auch Andreas Schurig war überrascht von der großen Resonanz. "So viele Besucher wie diesmal gab es selten. Das zeigt mir, dass die Leute endlich wieder raus, etwas erleben wollen", sagt er. Ein wenig enttäuscht war er allerdings, dass relativ wenige junge Leute kamen. "Es ist doch gerade unser Anliegen, den nachwachsenden Generationen zu zeigen, wie früher gearbeitet wurde", so Andreas Schurig. 

Auch im Verein fehlten die jungen Leute, daran ändern er und Toni Löwe auch nicht viel. Um den Verein langfristig erhalten zu können, braucht es viel mehr junges Blut. Ein bisschen Hoffnung besteht allerdings im eigenen Haushalt. Der elfjährige Sohn Fabian war in Schleinitz mit dabei. "Er stellt sich schon sehr geschickt an. Vielleicht wird auch er mal Schuhmacher", sagt Andreas Schurig. Und dann irgendwann auch Vereinsmitglied.  

Das Handwerkermuseum in Schleinitz ist noch bis Ende Oktober jeden Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Auf Anmeldung sind auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten möglich. 

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