Er hat schon Folkklänge fabriziert, da war an den Mauerfall nicht mal zu denken, der ihm einst eine neue Heimat eröffnen sollte: Peter Braukmann, 1953 in Hildesheim geboren, tourte mit seinem Duo Schnappsack bereits Ende der Siebziger durch halb Europa. Über diverse Jobs beim Fernsehen landete er vor knapp 15 Jahren in Meißen, wo er vor allem anderen Auftritte organisierte und Krimis schrieb.
Ausgerechnet 2020, im Jahr des kulturellen Stillstandes, juckte es ihm wieder gehörig in den Fingern. Und so nahm er im heimischen Studio mal fix ein neues Album auf, mit dem er zugleich einen geschätzten Kollegen feiert. Für „Hochseil“ machte sich Braukmann zehn Songs des englischen Singer/Songwriters Allan Taylor zu eigen. Er verpasste ihnen nicht nur eine eigene Klangfarbe, er verwandelte sie durch neue deutsche Texte in absolut zeitgemäßes Liedgut. Das deckt das gesamte Spektrum zwischen romantischer Ballade, Liebesweise, ironischem Bänkelgesang und Protestsong ab. Der Ex-US-Präsident bekommt in „Trump Hotel“ nicht allein was drübergebraten, Braukmann demaskiert vielmehr das System, das Trump erst möglich machte. In „Farben auf dem Mond“ öffnet er sein Herz, in „Hildes Küche“ teilt er seine Erinnerungen.
Großes Lob aus England
Gitarre, Mandola und Harmonika spielte er selbst, Geigenklänge schickte ihm unter anderem Zoë Conway aus Irland rüber, andere spielten ihm in der Ferne Passagen mit Orgel, Dobro, Bass, Dudelsack sowie Trompete, Saxofon, Flöte und Klarinette ein. Dennoch ist der Sound nie überladen, sondern kommt auf den Punkt, um Melodie wie Text leuchten zu lassen. Das begeisterte auch den ursprünglichen Schöpfer der Musik. Allan Taylor attestierte Peter Braukmann: „Großartig! Gut gemacht!“ Und er fügte hinzu: „Es ist toll für mich, meine Songs mal mit einem anderen Arrangement, in einer ganz anderen Interpretation zu hören.“
Taylor lobt zudem alle beteiligten Musiker und kommt zu dem Schluss: „Du hast die Songs zu deinen Songs gemacht. Genau so sollte es sein.“ Jetzt wartet Braukmann nur noch darauf, das neue Material auch live spielen zu können. Die Zeit bis dahin überbrückt er wahrscheinlich mit dem Verfassen weiterer Lieder. Vielleicht schreibt er aber auch zwischenrein mal wieder einen Meißen-Krimi. Irgendwie rückt er seine Wahlheimat jedenfalls ins Licht der öffentlichen Wahrnehmung.
Die CD: Peter Braukmann: Hochseil. Rillenschlange Musikverlag