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Leben wir das Mittelalter?

Viele Städte streben nach Digitalisierung in verschiedenen Bereichen. Doch wie sieht's in Meißen aus?

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© Pixabay.com

von Sarah Weidelhofer

"Smart cities", wie sie auch genannt werden, die effizient und nachhaltig gestalteten Städte. Flächendeckendes Breitbandnetz, moderne Technologien, eigenes Kommunikationsnetz und eine mit Sensoren ausgestattete Umgebung. Während andere Städte darauf hinarbeiten und jetzt schon mit digitalen Infrastrukturen leben, ist Meißen noch weit davon entfernt. Vielleicht sogar so weit, dass man sich die Frage stellt: „Leben wir das Mittelalter?“.

Digitalisierung - der Megatrend

Digitalisierung ist einer der vorherrschenden globalen Megatrends, der die Gesellschaft tiefgreifend verändert – sowohl im Privatleben als auch in der Arbeitswelt. Insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie dreht sich die Welt mehr denn je um digitale Vernetzung und verankert sich zunehmend in den Köpfen der Menschen. Mehr oder weniger unfreiwillig, wie viele der älteren Einwohner wohl sagen würden.

Chancen vs. Ängste

Chancen und Möglichkeiten auf der einen, Angst und Überforderung auf der anderen Seite. Junge Leute und alte Generationen. Etwa ein Drittel der Meißner Einwohner sind über 60 Jahre alt. Groß sind Ungewissheit, Herausforderungen und Angst vor neuen Medien und Technologien. Doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Durch ein lebendiges Miteinander und regen Austausch zwischen Jung und Alt können Barrieren überwunden werden. Den Menschen muss also die Angst vor der Digitalisierung genommen und gleichzeitig der Wille zum Umgang mit neuen Medien geweckt werden. Aufgeschlossenheit ist hier das Wort.

Einen ersten Schritt in die richtige Richtung hat bereits das Fachforum IV des Projekts „ZUKUNFTSFORUM Landkreis Meißen“ 2019 unternommen. ‚Digitaler Wandel und Mobilität‘ standen im Vordergrund. Bürgerinnen und Bürger entwickelten gemeinsame Ideen: „Stärkung der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen und Bürgerserviceleistungen“ sowie „Entwicklung von Apps für Jugendliche“.

Digitalisierung in der Stadt Meißen

Das im Jahr 2017 erlassene Online-Zugangsgesetz findet so langsam Anwendung in der Meißner Stadtverwaltung. Persönliche Vorsprechen in der Behörde sollen der Vergangenheit angehören, so das Ziel bis 2022.

In Meißen ist bereits mit dem sogenannten i-Kfz internetbasierte Fahrzeugzulassung möglich. Auch verschiedenste Urkunden können online über das Standesamt beantragt werden. Tickets und Fahrpläne für den ÖPNV sind schon länger digital verfügbar. Kontaktloses Bezahlen in Geschäften mit dem Handy oder der Smartwatch ist seit einigen wenigen Jahren Realität. Vor allem seit Pandemie-Beginn wird der Griff zum Bargeld immer seltener.

Dass die meisten der älteren Städter jedoch weder über Smartwatches noch Smartphones verfügen, ist nicht verwunderlich. Das ist aber auch nicht nötig. Mithilfe der Digitalisierung konnten beispielsweise neue Blindeninformationssysteme geschaffen werden, die das Überqueren der Straßen, Warten an Haltestellen und Lesen von Infotafeln auch für Sehbehinderte zugänglich macht. Barrierefreiheit steht hier im Fokus. Auch Telemedizin oder moderne Assistenzsysteme vereinfachen zukünftig den Gesundheitsmarkt, auf den die Einwohner mit zunehmendem Alter umso mehr angewiesen sind. Und dafür braucht es kein großes Verständnis der digitalen Welt, keine teuren Mobilgeräte und auch keine Online-Accounts. Der Rat der Enkel ist hier völlig ausreichend. Sobald es wieder möglich ist, können außerdem Kurse der Volkshochschule Meißen zum Umgang mit Tablet und Smartphone und die allgemeine Nutzung des Internets besucht werden.