Meißen
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Leserbrief: Wo bleibt das historische Bewusstsein Meißner Bürger?

Zum Thema Meißner Kornhaus äußert sich Gert Krockert aus Butzbach. Er schreibt:

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Das Meißner Kornhaus auf dem Domplatz.
Das Meißner Kornhaus auf dem Domplatz. © Claudia Hübschmann

Der rührige Verein "Rettet Meißen" hatte unlängst zu Spenden aufgerufen, um das stark renovierungsbedürftige Kornhaus auf der Albrechtsburg vor dem Verfall zu retten. Dabei kamen nur armselige 2.700 Euro zusammen. Wo bleibt das historische Bewusstsein der Meißner Bürger? Nach der Wende ist auch in dieser Kleinstadt eine gutsituierte Mittelschicht entstanden (selbständige Akademiker, Unternehmer). Warum haben diese nicht gespendet, dies ist nur traurig. Die Jahnhalle hat aber gezeigt, dass durch tatkräftige Bürgerhilfe wertvolle alte Gebäude gerettet werden können plus Fördermittel zur Stadterneuerung. Die Stadt Meißen hat nicht das Geld, um 40 Millionen Euro zur Rettung des Kornhauses auszugeben. Dies kann man nachvollziehen.

Gleichzeitig konnte ihre Tochtergesellschaft, das städtische Krematorium, durch massenweise Einäscherungen von Toten im Schichtbetrieb aus ganz Deutschland zu Discountpreisen, eine Million Euro erwirtschaften und dieses Geld jetzt in den größenwahnsinnigen Ausbau des Krematoriums stecken. Die Stadt selbst hat von diesem Geld keinen Pfennig bekommen und hätte mit einem Teil dieses Geldes sinnvolle Sozialprojekte für die Armen von Meißen finanzieren können. Das Krematorium ist nicht Mitglied der Institution "Kontrolliertes Krematorium" (siehe Internet), wo Ethik und Umwelt im Mittelpunkt stehen. Im Osten sind es immerhin die Krematorien Jena, Erfurt und Leipzig. Stattdessen hat das Krematorium Meißen in den letzten Jahren durch skandalöse Zustände wie Anlieferung von gestapelten Toten im Lkw - war bundesweit im Fernsehen und in den sozialen Medien zu sehen - dem heimischen Tourismus schwer geschadet. Darüber hört man nichts.

Ich frage den Klimamanager dieser Stadt, nichts ist zu lesen über die genaue Umweltbilanz des Krematoriums, die Außenstehende prüfen können. Um das Krematorium ist direkt daneben ein großes neues Wohngebiet entstanden. Trotz modernster Filter könnten Gifte wie Kohlenstoff, Stickstoffdioxid, Feinstaub, Rauchgase, für Quecksilber gibt es keine Grenzwerte, Dioxine, Furane die Umwelt verpesten und der Gesundheit der dort lebenden Menschen schaden. Gab es in den letzten Jahren hier Untersuchungen in der Umgebung des Krematoriums? Fazit: Die Krematoriums-Lobby in Meißen bestimmt das Geschehen. Der unsinnige zu große Ausbau eines Krematoriums in einem dicht besiedelten Wohngebiet ist ein Unding, das sehen auch die Naturschutzverbände und dies müsste endlich einmal in dieser Stadt gesellschaftlich diskutiert werden, auch von den jugendlichen Fridays for Future-Anhängern, mit dem Tenor Gesundheitsgefährdung der Einwohner durch schadhafte Immissionen.