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Die verschwundenen Leichenwagen

Kriminalautor Dietmar Sehn hat sich mit einem spektakulären Fall von vor zehn Jahren befasst. Am 5. Oktober liest er in Meißen aus seinem Buch.

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Unter dem Titel "Zwölf Särge" beschreibt Dietmar Sehn in seinem Buch Ereignisse, die sich vor zehn Jahren auf dem Weg nach Meißen zugetragen hatten.
Unter dem Titel "Zwölf Särge" beschreibt Dietmar Sehn in seinem Buch Ereignisse, die sich vor zehn Jahren auf dem Weg nach Meißen zugetragen hatten. © Sutton-Verlag

Meißen. Es ist schon eine Tradition, dass der Kriminalautor Dietmar Sehn im Krematorium Meißen aus seinen Büchern liest. Am 5. Oktober ist er hier wieder zu Gast.

Vielleicht erinnern sich noch einige. Im Herbst vor zehn Jahren, fast auf den Tag genau, wurde in Berlin ein Leichenwagen geklaut. Es war offenbar eine Auftragsarbeit. Ein Diebstahl, wie er täglich mehrfach in Berlin und Brandenburg vorkommt. Doch in diesem Fall verschwanden mit den Transportern auch zwölf Leichen. Die Verstorbenen sollten ins Krematorium nach Meißen gebracht werden. Dort ist die Einäscherung billiger.

In der Nacht vorher hatten die Täter auf dem Gewerbegrundstück zugeschlagen. Drei gestohlene Kleintransporter – zwei Mercedes Sprinter im Wert von rund 55.000 Euro sowie einen Daimler-Lkw mit Pritsche (30.000 Euro) waren die Beute.

Die Soko Grenze hatte die Ermittlungen übernommen. Diese Sondereinheit aus Brandenburger Polizei und Bundespolizei ist auf Diebstahl und Verschiebung gestohlener Autos nach Osteuropa spezialisiert. Polnische Ermittler waren in den Fall mit einbezogen. Die Fahndung unter Hochdruck führte letztlich zum Erfolg. In der Nähe der polnischen Stadt Poznań konnte der gestohlene Mercedes Sprinter sichergestellt werden.

Drei Wochen nach dem Diebstahl erreichten nachts 2.00 Uhr die Zinksärge das Krematorium in Meißen. Nach einer Begutachtung durch einen Gerichtsmediziner und einer Amtsärztin wurden die Verstorbenen noch in derselben Nacht eingeäschert. Die Täter wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Dietmar Sehn hat die Geschichte zum Anlass genommen, um sie unter dem Titel "Zwölf Särge" zu beschreiben und in seine Anthologie "Historische Kriminalfälle aus Sachsen" aufzunehmen. Am kommenden Mittwoch wird der Autor einige seiner Geschichten vorstellen. Die Lesung beginnt 17.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 Euro pro Person. Die Kriminalromane des Autors sind an diesem Abend im Krematorium Meißen, Nossener Straße 38, Meißen, erhältlich.

Wie immer sind vorher – ab 16.30 Uhr – die Betriebsräume des Krematoriums zur Besichtigung geöffnet. (SZ)