Update Meißen
Merken

Bombe in Nossen gesprengt

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat das Kriegsrelikt unschädlich gemacht. Es bleibt das Rätsel, wie die deutsche Bombe in die Puppenfabrik Nossen kam.

Von Uta Büttner
 5 Min.
Teilen
Folgen
Die 2,5-Zentner-Brandbombe liegt in einer Sandgrube nahe des Nossener Ortsteiles Eulitz zur Sprengung bereit.
Die 2,5-Zentner-Brandbombe liegt in einer Sandgrube nahe des Nossener Ortsteiles Eulitz zur Sprengung bereit. © Polizeidirektion Dresden

15.00 Uhr: Die Gefahr sei gebannt, sagt der junge Nossener Bürgermeister Christian Bartusch erleichtert. Die Brandbombe ist gesprengt. Für den frisch gewählten Rathauschef waren die vergangenen Stunden eine Bewährungsprobe. Jetzt könnten die Menschen wieder in ihre Häuser. Der Verkehr wird freigegeben.

14.20 Uhr: "Die letzten Vorbereitungen zur Sprengung der Bombe laufen", sagt der Meißner Polizeirevierleiter Peer Barthel. "In etwa 20 Minuten ist es soweit."

13.50 Uhr: Woher kommt die deutsche Bombe auf einem Nossener Fabrikgelände? Möglicherweise handelt es sich um eine Beutebombe. 1945 haben sowjetische Flieger deutsche Bomben abgeworfen, so in der Schlacht um Bautzen. Sie hatten diese zuvor auf dem Flugplatz Litten bei Bautzen erbeutet. Die entfernten deutschen Zünder wurden durch eigene Zünder ersetzt, was allerdings zu hohen Zahlen an Blindgängern führte. Mehr zum Geschehen in Nossen 1945 gibt es hier.

12.30 Uhr: Reichlich 20 Senioren aus dem Altenpflegeheim in Leuben sind evakuiert worden, so der Nossener Bürgermeister Christian Bartusch. Sie kamen in einem Veranstaltungsraum neben dem Feuerwehrhaus in Ziegenhain unter. Parallel läuft die Evakuierung der letzten Einwohner von Leuben, welche nicht aus eigener Kraft ihr Haus verlassen können. Zudem ist der Evakuierungsradius auf 1,2 Kilometer erweitert worden. Jetzt ist auch Perba betroffen.

Im Gemeindehaus Ziegenhain haben 30 Bewohner des Altenpflegeheims Leuben vorübergehend eine Zuflucht gefunden.
Im Gemeindehaus Ziegenhain haben 30 Bewohner des Altenpflegeheims Leuben vorübergehend eine Zuflucht gefunden. ©  Claudia Hübschmann

12.00 Uhr: Die Stadtverwaltung Nossen hat nach Angaben auf der Homepage der Stadt Notunterkünfte für die Evakuierung organisiert. Interessenten sollten hier Kontakt aufnehmen:

  • Herr Baumgart (Nummer entfernt, da Evakuierung abgeschlossen)
  • Herr Wohlfarth (Nummer entfernt, da Evakuierung abgeschlossen)

Diese werden die Unterbringung in den Notunterkünften koordinieren.

11.28 Uhr: Nach Informationen der Polizei ist die Brandbombe 70 bis 80 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von ungefähr 40 Zentimetern. "Es handelt sich um ein deutsches Fabrikat, und sie ist noch komplett mit dem Brandmittel, sogenanntem Flammöl, gefüllt", sagt der Meißner Polizeirevierleiter Peer Barthel. Die Originalzünder seien nicht mehr vorhanden, dennoch bestehe jederzeit die Gefahr einer Explosion. Die Brandbombe ähnle den auf Dresden abgeworfenen Bomben. Wie diese Bombe deutschen Fabrikats nach Nossen gelangen konnte, sei völlig unklar.

Der Transport in eine Sandgrube zwischen Leuben und Eulitz war ein Kompromiss aus Sicherheit und Risiko. "In Nossen hätten noch viel mehr Menschen evakuiert werden müssen", sagt Barthel. Inzwischen ist klar, dass rund 400 Menschen aus Leuben und Eulitz evakuiert werden müssen, darunter auch die Bewohner des DRK-Altenpflegeheims in Leuben. Derzeit werden laut Barthel alle Einwohner informiert, "wir gehen von Tür zu Tür und klingen." Derweil werden die Durchfahrststraßen rund um Leuben, Eulitz und Perba gesperrt. Die Freiwillige Feuerwehr Ziegenhain ist vor Ort, um den Einsatz abzusichern.

Zahlreiche Einsatzkräfte aus dem Landkreis Meißen sind nach Leuben gekommen, um die Entschärfung der Weltkriegsbombe abzusichern.
Zahlreiche Einsatzkräfte aus dem Landkreis Meißen sind nach Leuben gekommen, um die Entschärfung der Weltkriegsbombe abzusichern. ©  Claudia Hübschmann

10.04 Uhr: "Da es sich um eine Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelt, war es nicht möglich, sie auf den Sprengplatz nach Zeithain zu transportieren", sagt Bürgermeister Christian Bartusch (SPD). Der Transportweg wäre zu weit gewesen. Deshalb wurde nach einer Stelle im nahen Umkreis der Fundstelle gesucht. "Anfangs sind wir davon ausgegangen, dass nur fünf oder sechs Häuser in Leuben evakuiert werden müssen. Inzwischen habe sich herausgestellt, dass es "im schlimmsten Fall 400 Menschen betrifft". Derzeit werde mit dem Sprengmeister noch beraten, Karten mit Topografie gesichtet, informiert Bartusch.

Auf dem Gelände der alten Puppenfabrik auf der August-Bebel-Straße in Nossen wurde die Bombe gefunden, wie sie dort hinkam, ist völlig unklar.
Auf dem Gelände der alten Puppenfabrik auf der August-Bebel-Straße in Nossen wurde die Bombe gefunden, wie sie dort hinkam, ist völlig unklar. © Claudia Hübschmann

09.17 Uhr: Verzögert der Bombenfund in der alten Puppenfabrik ein wichtiges Projekt für Nossen?: Zwei Dresdner haben viel vor mit dem Industriedenkmal. Historische Bausubstanz voll erhalten werden. Das macht es zum Teil kompliziert.

08.20 Uhr: Rund um die Bergung und Sprengung der Bombe entwickelt sich im Internet eine rege Diskussion zum Für und Wider des Abtransports und der Wahl des Sprengortes. So schreibt Unternehmer Jens Friedrich aus Leuben: "Die Bombe wurde laut SZ auf der Baustelle alte Puppenfabrik im Stadtgebiet von Nossen gefunden und geborgen!" Warum müsse sie in Leuben gesprengt werden, fragt der Unternehmer. Die Nossenerin Sabrina Biedermann antwortet darauf: "Wenn sie es an der alten Puppenfabrik gesprengt hätten, wären zu viele Wohnhäuser betroffen." Kreisbrandmeister Ingo Nestler gibt zu bedenken: "Jeder ist Spezialist auf seinen Fachgebiet, der Sprengmeister wird wohl wissen, warum er das so entschieden hat." Für ihn sei dieser Schritt sehr plausibel gewesen, so der oberste Feuerwehrmann des Kreises.

Hintergrund

Nach dem Fund einer 2,5-Zentner-Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Donnerstag müssen an diesem Freitag große Teile der Ortschaften Eulitz und Leuben evakuiert werden. Nach Angaben der Stadtverwaltung wird die Polizei gegen 10 Uhr mit der Evakuierung beginnen.

Nach dem Fund einer 2,5-Zentner-Brandbombe aus dem Weltkrieg am Donnerstag müssen an diesem Freitag innerhalb des abgebildeten Radius große Teile der Ortschaften Eulitz und Leuben evakuiert werden.
Nach dem Fund einer 2,5-Zentner-Brandbombe aus dem Weltkrieg am Donnerstag müssen an diesem Freitag innerhalb des abgebildeten Radius große Teile der Ortschaften Eulitz und Leuben evakuiert werden. © Geoportal Sachsenatlas

Die Sprengung der Bombe, die bei Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Puppenfabrik in der August-Bebel-Straße oberhalb des Bahnhofes Nossen gefunden wurde, erfolgt bis gegen 13 Uhr auf einem freien Landstück zwischen Eulitz und Leuben.

Da eine Gefährdung durch Splitter nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, dürfen sich in der genannten Zeit keine Personen im Radius von einem Kilometer befinden. Es wird ein Sperrkreis eingerichtet. Dies führt auch zur zeitweisen Sperrung der betreffenden Straßen. Es ist mit vorübergehenden Einschränkungen des Busverkehrs zu rechnen.

Mehr lokale Nachrichten aus Meißen und Umgebung lesen Sie hier.