Von Beate Erler
Landkreis. Vor der Elbtal-Apotheke im Elbecenter in Meißen steht eine lange Schlange von mehr als zehn Personen. Die meisten von ihnen sind ältere Menschen. Sie alle wollen sich ihre drei FFP2-Masken abholen, die es ab dem 15. Dezember kostenlos in den Apotheken gibt. Vorher müssen sie aber noch Formulare ausfüllen und ihre Daten für die Dokumentation abgeben.
Die Bundesregierung will mit den besonders sicheren FFP2-Masken Neuinfektionen mit dem Coronavirus vor allem über die Weihnachtsfeiertage verringern. Deshalb gibt es nun in einem ersten Schritt bis zum 6. Januar 2021 jeweils drei dieser Masken kostenlos für Menschen, die über 60 Jahre alt sind, sowie für Menschen mit Vorerkrankungen. Dazu gehören zum Beispiel chronische Lungenerkrankung und Asthma, Menschen mit Herz- oder Nierenschwäche, Krebspatienten oder Risikoschwangerschaften. Der Nachweis soll in den Apotheken mit Personalausweis oder Krankenkassenkarte erfolgen. Bis Ende des Jahres sollen 27 Millionen Menschen in Deutschland mit den Masken versorgt werden.
Sechs Masken für zwei Euro
Insgesamt hat jeder der Risikopatienten über den Winter Anspruch auf 15 FFP2-Masken. Ab Januar soll es zwei Berechtigungsscheine von den Krankenkassen geben, mit denen man sich jeweils sechs Masken in den Apotheken abholen kann. Die sind dann allerdings nicht komplett kostenlos: Der Eigenanteil liegt bei zwei Euro pro Coupon und somit sechs Masken, die sonst einzeln bereits sechs Euro kosten.
Obwohl die Ausgabe gerade erst begonnen hat, rechneten die Apotheken bereits vorher mit einem Ansturm. So auch eine Apotheke im Landkreis Bautzen, bei der es bereits letzte Woche losging: „Die Leute stürmten von früh um acht bei uns rein“, sagt eine Mitarbeiterin, „wir mussten dann einen Aushang machen, mit der Information, dass die Masken noch nicht da sind.“ Mittlerweile sind sie hier angekommen, aber auch schon wieder alle. Die Mitarbeiter wurden erst am vergangenen Donnerstag darüber informiert, dass die Apotheken für die Beschaffung der Masken selbst verantwortlich sind: „Wir konnten sie dann erst am Freitag bestellen, aber sie sind pünktlich angekommen“, sagt die Apothekerin.
Am Dienstagmorgen dann das gleiche Bild: „Ab 8 Uhr war hier die Hölle los“, sagt die Mitarbeiterin. Bis zum Mittag war die erste Lieferung von 700 Masken schon wieder alle. Insgesamt 12.000 Stück hat die Apotheke bestellt, aber mit der nächsten Lieferung rechnen sie nicht vor nächster Woche. Es gab auch schon den ein oder anderen Zwischenfall: Eine junge Frau, die eine Maskenbefreiung hat, wollte sich dennoch drei FFP2-Masken abholen: „Die meisten Menschen haben aber einen Anspruch und verhalten sich freundlich“, sagt die Apothekerin, „und wir schmeißen hier nichts raus.“ Die ausgegebenen Masken werden dokumentiert und die Leute müssen entweder ihren Ausweis vorlegen oder glaubhaft machen, dass sie eine Erkrankung haben.
Kritik an der Organisation
Auch in der Kristall-Apotheke in Radebeul-Ost geht es ähnlich chaotisch zu. Das ärgert die Inhaberin Ulrike Dedek: „Wir haben erst viel zu spät erfahren, dass wir selbst für die Beschaffung der Masken zuständig sind“, sagt sie. Deshalb ist hier die Lieferung der 3.000 bestellten Masken auch noch nicht angekommen. Nur einen kleinen Bruchteil konnten sie am Dienstag schon rausgeben. Die Radebeuler Apotheke rechnet aber damit, dass sie diese Woche noch kommen.
Ulrike Dedek hätte sich eine bessere Vorinformation gewünscht und findet auch die Verteilung über die Apotheken nicht sinnvoll: „Bei diesen Mengen hätte man das vielleicht besser über die Stadt verteilen lassen können, damit es gerade bei den Risikogruppen nicht zu einer Pulkbildung kommt“, sagt sie.
Im Landkreis Meißen gibt es derzeit 49 Apotheken. Wie viele von ihnen die FFP2-Masken bestellt haben, kann Solveig Wolf von der Sächsischen Landesapothekerkammer nicht sagen: „Unsere Kolleginnen und Kollegen nehmen ihre Verantwortung diesbezüglich sehr ernst und die Masken werden flächendeckend abgegeben“, sagt sie. Die FFP2-Masken haben, im Gegensatz zu Stoffmasken, eine Eigenschutzwirkung für den Träger: Sie schützen ihn vor flüssigen und festen Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen und senken das Ansteckungsrisiko deutlich.
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