Meißen. Der auf Biegen und Brechen vom Kreisvorstand durchgedrückte Präsenzparteitag der Meißner Kreis-CDU am Freitag in Großenhain steht unter keinem guten Stern. Wie zu hören ist, soll Landtagspräsident Matthias Rößler seine Teilnahme abgesagt haben. CDU-Kreisvorsitzender Sebastian Fischer bestätigte das so: „Herr Präsident hat vorher eine wichtige Kabinettssitzung. Da er nicht abschätzen kann, wielange die geht, kann er seine rechtzeitige Teilnahme auch nicht garantieren.“
Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maiziére, der sich intern gegen diese Präsenzveranstaltung ausgesprochen hat, will aber anreisen. Das bestätigte sein Wahlkreisbüro am Mittwochabend.
Die Organisatorin der Veranstaltung, Vize-CDU-Kreischefin und Landtagsabgeordnete Daniela Kuge, hat sich krank gemeldet und wird auch nicht teilnehmen. Ebenso wenig wie der Radebeuler Landtagsabgeordnete Geert Mackenroth, der diese Veranstaltung in einem Corona-Hotspot für unverantwortlich hält.
Zuvor hatten sich bereits mehrere Ortsverbände gegen den Präsenz-Parteitag ausgesprochen, so die Stadtverbände Meißen und Riesa.
Zahlreiche CDU-Mitglieder des Landkreises sind empört über die Entscheidung ihres Kreisvorstandes. Auch Walter Hannot, Gründer der Meißner Bürgerinitiative, meldet sich zu Wort: „Vorletzte Woche hat uns die Landesregierung noch gesagt, wir sollten nicht jede rechtliche Lücke ausnutzen. Gestern hat sie uns gesagt, in Sachsen dürfen uns jetzt nur noch Einzelpersonen besuchen. Jemand, der so dreist bereits vor seiner Wahl seine persönlichen Interessen über die Interessenlage seiner Mitbürger stellt, ist eigentlich nicht wählbar.“
Unterstützung erhält der CDU-Kreisvorsitzende Fischer, der am Freitag in Großenhain als Bundestagsdirektkandidat und Nachfolger von Thomas de Maiziére selbst zur Wahl steht, von seinem Heimatortsverband Großenhain. Zudem hätten sich die Ortsverbände Gröditz und Zeithain sowie zahlreiche Mitglieder in Coswig, Radebeul, Meißen und auch Riesa für ihn ausgesprochen.
Der zweite Kandidat Andreas Jahn, wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Thüringer Bundestagsabgeordneten, erhält Unterstützung vor allem aus Riesa, aber auch aus Meißen und Radebeul.
Der CDU-Kreisverband Bautzen, auf den sich der Meißner Kreisvorstand bisher gern berufen hat, sagte seine für Samstag in Hoyerswerda geplante Präsenzveranstaltung ab. Das hat der Vorstand des CDU-Kreisverbandes Bautzen am Mittwochmittag entschieden, teilt Michael Harig, Kreisvorsitzender und Landrat, mit. Grundlage der Entscheidung seien die am Vorabend durch die Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten bekanntgegebenen Details zur Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns.