Meißen
Merken

Meißen: Mehrweg in der Sackgasse

Durch ein neues Gesetz sollen ab Januar neben Einwegbehältern auch welche aus Mehrweg in der Gastronomie und bei Lieferdiensten angeboten werden. Die Umsetzung scheitert jedoch an den fehlenden Möglichkeiten.

Von Natalie Stolle
 3 Min.
Teilen
Folgen
Sagir Ercan führt das "Can Bistro" auf der Neugasse in Meißen. Er würde gern mehr Mehrwegverpackungen anbieten, doch noch fehlt es an Lösungen diese zu ersetzen.
Sagir Ercan führt das "Can Bistro" auf der Neugasse in Meißen. Er würde gern mehr Mehrwegverpackungen anbieten, doch noch fehlt es an Lösungen diese zu ersetzen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Wer kennt es nicht? Gerade im Büro angekommen, schon merkt man: Mittagessen vergessen. Was also tun, wenn nicht gerade eine Kantine vorhanden ist? Viele nutzen Restaurants, Imbisse und Cafés, die schnell zu erreichen sind. Aber was ist mit den Verpackungen, die dann ins Büro mitgenommen werden.

Plastikverpackungen sind nach wie vor ein großes Problem, wenngleich sich schon vieles geändert hat. Seit dem Jahr 2013 verfolgt die Bundesregierung das Abfallvermeidungsprogramm, das genau diesem Plastik-Take-Away-Trend den Kampf ansagt. Viele Coffee-To-Go-Becher sind jetzt aus recyceltem Material, in Kinos und Bars kennt man sie auch schon, die Pappstrohhalme. Getränkedosen sind seit letztem Jahr pfandpflichtig, Einwegkunststoffflaschen sollen bis 2030 aus mindestens 30 Prozent Recyclingplastik bestehen.

Imbissbesitzer werden nicht informiert

Auch mit dem neuen Jahr gibt es neue Regeln, die sich an Lieferdienste und Gastronomie richten. So sollen ab Januar verpflichtend Mehrwegbehälter als Alternative zu Einweg für Essen und Getränke angeboten werden. Die Ausnahme bilden kleinere Betriebe, die lediglich fünf Beschäftigte auf maximal 80 Quadratmeter vorweisen können.

In der Theorie klingt dieser Schritt logisch und sinnvoll. Die Realität entspricht dem jedoch noch lange nicht. Bei einer Stichprobe in der Meißner Innenstadt wurden mehrere Imbissbesitzer gefragt, ob sie von dem neuen Gesetz wüssten. Das Ergebnis war einstimmig und ernüchternd negativ.

Döner in der Pappe – unvorstellbar

Sagir Ercan ist seit März letzten Jahres Besitzer des "Can Bistro" in der Neugasse und wurde ebenfalls nicht informiert über die Änderungen. In seinem kleinen Dönerladen ist er allein, denn Mitarbeiter lassen sich in der aktuellen Situation schwer finden.

Er bietet verschiedene Gerichte an, angefangen beim Döner, aber auch Pizza und Pasta. Einiges hat sich schon geändert zu früher, berichtet er, doch längst ist nicht alles recyclebar oder aus Pappe. "Den Döner-Teller kann ich mir nicht aus Pappe vorstellen, das passt nicht zusammen", so Sagir Ercan. Zumal ein Döner eben auch nicht frisch bleiben könnte in einer Pappschachtel und wahrscheinlich das Material aufweichen würde.

Fehlende Lösungen

Auch Leopold Schramek vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) äußert sich zu dem Thema, dass das Thema Abfallvermeidung und Minimierung zwar wichtig, aber die Durchsetzung neuer Regeln mit Kosten verbunden sei. "Das verpflichtende Vorhalten von Mehrwegbehältnissen bedeutet für die allermeisten Betriebe zusätzliche Belastungen in herausfordernder Zeit", so Schramek zu den Neuerungen.

Was eine erfolgreiche Umsetzung behindert, sei eben auch die andauernde Suche nach guten Lösungen. Der DEHOGA steht dabei im intensiven Austausch mit verschiedenen Partnern, um genau das voranzutreiben.

Sagir Ercan bestätigt, der Wille sei auch bei ihm da, noch mehr zur Abfallvermeidung beizutragen. So wünscht er sich gern statt der dünnen Plastiktüten Tragetaschen aus Papier oder ähnlichen recyclebarem Material. Er gibt jedoch zu bedenken: "Solange es keine zweite Möglichkeit gibt, kann man die erste nicht ersetzen."