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Meißner Fahrradservice kämpft mit Lieferengpässen

Wartezeiten für Fahrräder sind lang. Also lieber reparieren als kaufen? Fehlanzeige: Auf Ersatzteile wartet Fahrradservice Schuster seit über einem Jahr.

Von Marvin Graewert
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Vergangenes Jahr hat Thomas Schuster wesentlich mehr Kunden gehabt, die ihre gebrauchten Fahrräder aus der Scheune geholt haben und wieder fit machen wollten.
Vergangenes Jahr hat Thomas Schuster wesentlich mehr Kunden gehabt, die ihre gebrauchten Fahrräder aus der Scheune geholt haben und wieder fit machen wollten. © Claudia Hübschmann

Meißen. Ein Fahrrad-Service ohne Ersatzteile? Schwer vorstellbar. Doch immer öfter muss Thomas Schuster seine Kunden vertrösten. Die kommen mittlerweile bis aus Dresden, wo Ersatzteile genauso rar geworden sind. Seine letzten Teile muss der Fahrradhändler allerdings für die eigenen Reparaturen zusammenhalten.

Nachschub an Zahnkränzen ist zwar für nächsten Monat angekündigt, doch die Bestellung dafür hat Schuster bereits vor 15 Monaten aufgegeben. Erst hatte man ihn um zwei Wochen vertröstet, dann war die Bestellung für März angekündigt. Wer weiß, ob die Teile wirklich nächsten Monat kommen.

Ein Blick in die Bestellmaske auf seinem Laptop offenbart das Dilemma: Würde Schuster heute einen Zahnkranz bestellen, wäre der Lieferzeitpunkt Ende September. Bei vielen Produkten wird sogar mit noch späteren Lieferungen gerechnet. Andere Hersteller geben gar keinen Lieferzeitpunkt mehr an.

Die Nachfrage nach den Teilen aus Fernost ist weiterhin ungebrochen, obwohl die Produkte nicht nur deutlich länger unterwegs sind, sondern auch um bis zu 30 Prozent teurer geworden seien. Ein wesentlicher Preistreiber sind Containerpreise. Die um das Sechs- bis Achtfache angestiegen wären. Auch Schuster gibt immer neue Bestellungen auf, obwohl bis jetzt noch kein einziges Paket eingetroffen ist – die Lieferverzögerung mit einberechnet und mit der Hoffnung, dass nicht irgendwann alle Bestellungen auf einmal eintrudeln: „Allerdings sind die Fahrräder vormontiert und warten nur noch auf die fehlenden Teile“, sagt Schuster. „Deshalb kann es gut sein, dass alle auf einmal kommen.“

Die Lieferengpässe fallen mit einem Fahrrad-Hype zusammen, der sowieso für eine erhöhte Nachfrage sorgt: Seit 16 Jahren gibt es den Fahrrad-Service in Meißen bereits. So groß wie im vergangenen Jahr war die Nachfrage aber noch nicht, auch wenn sich das in Schusters Eckladen auf der Großenhainer Straße weniger in Neuverkäufen widerspiegelt – dafür ist die Fläche einfach zu klein. Zum Verkauf stehen nur ein paar ausgewählte Modelle. Ein Lager gibt es nicht: „Allerdings habe ich im Laufe des vergangenen Jahres wesentlich mehr Kunden gehabt, die ihre gebrauchten Fahrräder aus der Scheune geholt haben und es wieder fit machen wollten“, sagt Schuster. Die sahen teilweise auch dementsprechend aus, voll mit Stroh. Generell gebe es kein Fahrrad, das sich nicht wieder fit machen lasse, ob es sich lohne sei eine andere Frage.

Noch kann sich Schuster Zeit für einen Plausch mit seinen Kunden nehmen. Im Frühjahr sieht das schon wieder ganz anders aus. Dann wird Schuster die Arbeit kaum alleine schaffen. Vor dem ersten Fahrtantritt wollen nämlich alle noch mal das Fahrrad überprüfen lassen. Dabei könne jeder Licht, Luft und Bremse selber kontrollieren, zumal das sowieso vor jedem Fahrtantritt geboten sei – schon allein aus Verkehrssicherheitsgründen. Beim Fahrradservice Schuster werden standardmäßig auch noch Schaltung und Speichen überprüft. Sonst macht Fahrradfahren auch keinen Spaß.