Meißen statt Malibu: Eine der erfolgreichsten Rettungsschwimmerinnen

Meißen. Seit 2021 in der Nationalmannschaft, EM-Dritte in Spanien, demnächst bei den World Games in den USA und danach wahrscheinlich noch bei der Weltmeisterschaft in Italien am Start: Für Rettungsschwimmerin Undine Lauerwald läuft es derzeit richtig gut. Erwähnen sollte man vielleicht auch noch die beiden deutschen Rekorde, die die 19-Jährige vor zwei Wochen bei der WM-Qualifikation aufgestellt hat. Die Erfolge gab es natürlich nicht geschenkt. Sie sind das Resultat harten Trainings, Ehrgeiz und Disziplin. Angefangen hat alles vor vielen Jahren im Meißner Wellenspiel.
"Ich war sechs Jahre, als mich meine Mutter mit zum Training der DLRG-Rettungsschwimmer nahm", erinnert sich Undine Lauerwald. Sie blieb dabei, trainierte erst in Meißen, später in Riesa. Nach der zehnten Klasse wechselte die Gymnasiastin an die Sportschule nach Halle und machte dort ihr Abitur. Erfolge im Juniorenbereich ließen nicht lange auf sich warten. Seit 2021 ist sie im Kader der Nationalmannschaft und der Sportfördergruppe der Bundeswehr im nordrheinwestfälischen Warendorf. Als Sportsoldatin musste Undine Lauerwald auch die militärische Grundausbildung absolvieren. "Allerdings eine verkürzte Variante – vier Wochen", erzählt sie. Seitdem kann sie sich voll auf den Sport konzentrieren. Die Bedingungen dort sind gut.
Mehr Training als Wochentage
Von Montag bis Freitag steigt die Athletin zweimal pro Tag zum Training ins Becken. Hinzu kommt Krafttraining an drei Tagen die Woche. Sonnabends steht dann noch Laufen und Radfahren auf dem Plan. "Im Prinzip ist das Pensum vergleichbar mit dem im Schwimm-Leistungssport", sagt sie. Die Disziplinen im Rettungsschwimmen sind allerdings ein bisschen umfangreicher. Unterschieden wird zunächst nach dem Ort des Wettkampfes. So gibt es neben "Pool-Events" (Schwimmbad) die Beach & Ocean Events (Freigewässer).
Ein paar Beispiele: Beim 200 Meter Hindernisschwimmen müssen auf der Strecke mehrere Hindernisse durchtaucht werden. Etwas ausgefeilter ist da die kombinierte Rettungsübung. Das bedeutet: 50 Meter Freistil, danach 17,5 Meter tauchen, eine Puppe aufnehmen und diese dann 32,5 Meter schleppen. Beim Freigewässer-Wettstreit startet der Rettungsschwimmer u. a. am Strand und absolviert dann verschiedene Kurse – im und außerhalb des Wassers. Alles nach Zeit. "So wie man heute im Wettkampf rettet, würde man das in einer echten Gefahrensituation nicht machen", erzählt die 19-Jährige. Der Kopf der Puppe muss beispielsweise bei der Bergung nicht mehr zwingend über Wasser bleiben. Das wäre bei der Rettung von echten Badegästen am See eher ungünstig. Die Idee für die Wettkampfvariante ist übrigens aus der Not entstanden: Der DLRG gingen die Rettungsschwimmer aus. Es musste was her, womit man Nachwuchs begeistert.
Warum ausgerechnet Rettungsschwimmen?
"Ich finde den Rettungssport viel spannender als das herkömmliche Schwimmen", sagt Undine Lauerwald. Die Hindernisse, das Tauchen, das Schleppen der Puppe – auf der Strecke könne bis zum Schluss sehr viel passieren – sowohl im positiven als auch negativen Sinne. Dass man als Profisportlerin in der Welt herumkommt, sei natürlich auch nicht schlecht. Ein Ruhekissen sei die Bundeswehr aber nicht. "Man muss Leistung bringen, sonst ist man irgendwann draußen", erzählt sie weiter. Die 19-Jährige weiß natürlich, dass es auch ein Leben nach dem Sport gibt. Ein Grundschullehramts-Studium wäre eine Option. Dieses und nächstes Jahr gehören aber erst einmal der Sportkarriere.
Nach ihrem Urlaub in Meißen startet das Training für die World Games, den Olympischen Spielen für beliebte, aber nichtolympische Sportarten. Austragungsort ist Birmingham im US-Bundesstaat Alabama im Juli 2022. Apropos USA: Ist die Baywatch-Nation eigentlich gut im Retten? "Eher nicht", lacht die Sportlerin. Australien und Frankreich sollte man auf dem Zettel haben. Deutschland sei in den Pool-Wettkämpfen inzwischen auch sehr gut. Die gebürtige Meißnerin ist nicht ganz unschuldig daran.