Meißen. Die erste Bahn schwimmt Undine Lauerwald mit Flossen und Gurtretter, dann schnallt sie eine halbvolle Rettungspuppe ein. Für die 19-Jährige handelt sich um keine Übung für den Ernstfall, sondern um Leistungssport. Und keiner kann das so gut wie die Meißnerin – mit sechs Jahren kam sie zur DLRG, seither hat sie sich dem Rettungsschwimmen verschrieben.
Früher ist Undine Lauerwald auch noch zu Schwimmwettkämpfen gestartet: "Mittlerweile hab ich mich so sehr aufs Rettungsschwimmen fokussiert, dass ich für alles andere gar keine Zeit mehr habe." Vor einem Jahr wurde Undine Lauerwald in die Sportfördergruppe der Bundeswehr - in Warendorf zwischen Münster und Bielefeld - aufgenommen und kann sich seitdem voll und ganz auf ihre Leidenschaft konzentrieren. Sechs Tage die Woche verbringt sie im Wasser; alles, um auf diesen einen Moment hinzuarbeiten: die World Life Saving Championships, die vergangenes Wochenende in Italien stattfanden.
In ihrer Top-Disziplin, 100 Meter Lifesaver, wie sich die nicht olympische Sportart nennt, kann ihr zwar keiner das Wasser reichen – bereits zur Qualifikation im März hatte sie den deutschen Rekord aufgestellt. In Italien ging es darum, ihre eigene Zeit zu toppen. "Für mich ist das die wichtigste Meisterschaft des Jahres: Die Anspannung im Team war deshalb besonders groß", berichtet die Meißnerin. "Trotzdem haben wir es geschafft, uns eine lustige Zeit zu machen." Es gab auch allen Grund zur Freude: Mit 56,10 Sekunden ging Undine Lauerwald als schnellste Frau der Welt im Puppeschwimmen aus dem Wettkampf hervor und konnte ihren eigenen Rekord toppen.
Zum Vergleich: Der Weltrekord im 100 Meter Freistilschwimmen liegt bei 51,71 Sekunden und dabei muss keine Puppe mit dem Gewicht eines Kindes gezogen werden. Allerdings haben die Sportlerinnen auch keine Flossen um. Genau das reizt die frisch gekürte Weltmeisterin so sehr an der nicht olympischen Sportart.
Internationale Wettbewerbe sind für die Meißnerin nichts Neues. Mit 15 Jahren wurde sie bereits Junioren-Europameisterin. Nach einer Corona-Wettkampfpause war dieses Jahr wieder vollgepackt mit internationalen Wettbewerben, nun in der offenen Altersklasse: Bei den World Games (den Olympischen Spielen für nicht olympische Sportarten) kam Undine Lauerwald gleich mit drei Goldmedaillen nach Meißen zurück. Neben Rettungsschwimmen mit Flossen konnte sie zwei weitere Goldmedaillen gemeinsam mit Mannschaftskameradinnen bei Staffel-Wettbewerben holen.
Nach diesen Erfolgen wurde ihre Zeit in der Sportfördergruppe der Bundeswehr um ein Jahr verlängert. Ein großes Privileg, viele ihrer Teamkolleginnen in der Nationalmannschaft gehen parallel arbeiten oder studieren.
Bevor es Ende November mit den nächsten internationalen Wettkämpfen weitergeht, hat Undine Lauerwald nun zwei Wochen Urlaub, um durchzuatmen und den Weltmeistertitel zu feiern.