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Musikalischer Einzug in die Burgstraße 27

Es war Rettung in letzter Minute. Das "Harmonium" aus der Nikolaikapelle hat nun seinen neuen Platz im "ZuZ-Laden" in der Burgstraße.

Von Christiane Weikert
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Das gerettete Harmonium aus der Nikolaikapelle
Das gerettete Harmonium aus der Nikolaikapelle © Foto: Christiane Weikert

Es war allerhöchste Eisenbahn. Ein wunderbarer Bezug zum neuen Standort des Harmoniums aus der Nikolaikapelle in Meißen. Jetzt steht es trocken und sicher im „ZuZ-Laden“ (Zahnrad & Zylinder-Laden) und findet hier seine neue Spielstätte.

Was ist ein Harmonium?

Harmonium: Das Harmonium ist ein Tasteninstrument, bei dem der Ton durch verschieden lange Durchschlagzungen erzeugt wird, die von Luft umströmt in Schwingung versetzt werden. Damit gehört das Harmonium zu den Aerophonen. Ein ähnliches System der Tonerzeugung haben z. B. das Akkordeon oder die Mundharmonika. Im Gegensatz zu den Pfeifen der Orgel produzieren die Zungen des Harmoniums mehr unharmonische Obertöne, wodurch ein weniger reiner Klang entsteht.

Jens Mahlow: „Wir haben das Harmonium eigentlich nur durch Zufall gefunden. Wir als Verein „Zahnrad & Zylinder e.V.“ pflegen die Grabstätte von Richard Hirschberg (Bürgermeister von Meißen 1859-1886) und seiner Frau auf dem Nikolaifriedhof. Im letzten Jahr haben wir aus Anlass des 200. Geburtstages von Hirschberg die Grabsteine restaurieren lassen. Bei einem Grabpflegeeinsatz haben wir gesehen, dass die Türe zur Nikolaikapelle aufgebrochen war. Wir haben uns dann mal umgesehen und haben das Harmonium in einem Raum entdeckt, der durch Regeneinfall und eingeschlagene Fenster schon relativ stark beschädigt war. Und da haben wir uns gedacht, dass wir hier irgendwas tun müssen, um das Musikinstrument zu retten.“

Die Sache mit der Nikolaikapelle und dem Park

Stadtrat Martin Bahrmann kennt die Problematik um die Diskussion des Zustandes der Kapelle und des Friedhofes mit den darauf liegenden Kriegsgräbern. Die Debatten häufen sich: Was wird mal daraus? Martin Bahrmann nahm sich der Sache an und machte sich vor Ort ein Bild.

Martin Bahrmann: „Einige sehr bekannte Meißner wurden hier beigesetzt und fanden ihre letzte Ruhestätte. Die Zeit des Friedhofes neigt sich dem Ende und jetzt muss klarwerden, was zukünftig damit passiert. Auch die Kriegsgräber und Denkmäler sind in einem schlechten Zustand und bedürfen einer Pflege. Ich bin im Gespräch mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge, Herrn Dr. Reiz, mit dem wir einige Ideen bei dem Rundgang durch das Gelände entwickeln konnten. So sind wir jetzt in Kontakt mit der Offiziershochschule in Dresden, ob nicht im Ehrenamt eine Gräberpflege übernommen werden kann. Auch kümmern wir uns um den Nikolaipark und was damit in Zukunft passieren soll. Ich habe die Sache auf dem Tisch und werde mich weiter um einen Lösungsansatz bemühen.“

Wird es wieder erklingen?

Jens Mahlow: „Vom Musikgerät an sich wissen wir eigentlich gar nicht so viel. Ein Friedhofsmitarbeiter hat uns heute verraten, dass das Harmonium vor 20 Jahren noch in der Martinskapelle gestanden hat und auf irgendwelchen Wegen in die Nikolaikapelle gekommen ist.

Auf Nachfrage hat uns die Kirchgemeinde bzw. Pfarrer Haubold dieses wunderschöne Instrument als Verein überlassen, dauerhaft und als Geschenk und wir werden uns jetzt um die Restaurierung kümmern.

Am Wochenende zu unserem Fest waren ja unglaublich viele Musiker in der Stadt, die sich mit derartigen, alten Instrumenten auch auskennen. Sie haben sich das Harmonium angeschaut und werden jetzt versuchen, das Musikinstrument wieder zum Klingen zu bringen.“

Stellt sich uns jetzt die Frage, ob das Harmonium im Sinne der Steam-Punk-Philosophie in Zukunft mit Dampf angetrieben wird. Wir dürfen gespannt sein und sind mit Sicherheit dabei, wenn es zum ersten Mal in den neuen Räumlichkeiten erklingt.