Faire Vermieter im Landkreis Meißen

Landkreis. Im Landkreis Meißen stiegen die vom Job-Center übernommenen Mieten für Single-Haushalte innerhalb von gut sechs Jahren um 8,1 Prozent und damit etwas stärker als die Verbraucherpreise, die in diesem Zeitraum nur um 6,5 Prozent zulegten. Damit zählt der Landkreis Meißen zu den wenigen Landkreisen und kreisfreien Städten mit annähernd stabilen Mieten im unteren Segment. Das teilt das Pestel-Institut mit.
Bundesweit stiegen die von den Job-Centern übernommenen Mieten für Single-Haushalte dagegen um rund 26 Prozent. „Bei den Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist. Dabei bauen Vermieter auf die Job-Center als ‚zuverlässige Zahlstelle‘. Diese übernehmen die Kosten für Wohnungen ‚einfachen Standards‘. Auf genau diese Wohnungen sind aber nicht nur Hartz-IV-Empfänger angewiesen, sondern eben auch die vielen anderen Haushalte mit niedrigen Einkommen“, sagt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther.
Um eine bessere Orientierung bei Wohnungsangeboten zu bekommen, gibt es jetzt ein Mieter-Gütesiegel: „Meinfairvermieter“ prüft als Wohnungsmarkt-Label insbesondere die soziale Verantwortung von Vermietern.
Zu Unrecht in Schublade gesteckt
Auch wenn sich die Entwicklung im Landkreis Meißen bisher positiv vom Durchschnitt abhebe, werde das Siegel als „Sozial-Kompass für den Wohnungsmarkt“ auch im Landkreis Meißen langfristig wirken – und für weite Teile der Bevölkerung eine hohe Relevanz haben, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Fast ein Viertel der Beschäftigten arbeiteten nach Angaben des Pestel-Instituts bundesweit im Niedriglohnsektor: Vom Mindestlohnbezieher über Alleinerziehende bis hin zu Rentnern, die ihre kleine Rente mit einem Minijob aufbesserten. „Der Staat agiert inzwischen mangels eigener Wohnungen in vielen Regionen als Mietentreiber, weil er Mieten akzeptieren muss, bei denen viele Vermieter offensichtlich die Schmerzgrenze ausreizen“, so Matthias Günther.
Aber auch unter den Vermietern macht sich zunehmend Unmut breit. Vor allem die vielen noch vorhandenen Wohnungsgesellschaften in öffentlichem Eigentum und die Genossenschaften fühlen sich zu Unrecht in der Schublade der „gierigen Vermieter“ wieder. „Wie alle anderen Unternehmen müssen auch Wohnungsunternehmen Gewinne erzielen, um langfristig bestehen zu können. Die Umsetzung jedes Mieterhöhungsspielraums ist dabei aber nicht nötig. Gerade beim Grundbedürfnis Wohnen kann der Grundsatz, dass der Gebrauch von Eigentum zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll, nicht stark genug betont werden“, so Günther.
Mehr Sozialwohnungen nötig
Auch hinter der Wohnungsmarkt-Analyse für den Landkreis Meißen steht das Gütesiegel „Meinfairvermieter“, das vom Pestel-Institut durch dessen Leiter, Matthias Günther, mit initiiert wurde. Faire Vermieter, ob öffentlich, genossenschaftlich oder privat, müssten für die Wohnungssuchenden erkennbar sein.
In der Schaffung von Markttransparenz wird ein Schwerpunkt der Arbeit des Gütesiegels gesehen. „Aber natürlich werden wir auch wohnungspolitische Forderungen wie etwa die dringend notwendige Stärkung des Sozialwohnungsbestandes und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau insgesamt im Fokus haben“, betonen die Gründer des Gütesiegels.
Denn letztlich habe eine unzureichende Wohnungs- und Wirtschaftspolitik dazu geführt, dass im Landkreis Meißen, trotz eines rechnerischen Überhangs von acht Prozent des Wohnungsbestands, die Mieten für einfache Wohnungen stärker als die Lebenshaltungskosten gestiegen seien. (SZ/jm)