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Bekanntes Meißner Künstlerpaar im Wasserschloß Klaffenbach

In Chemnitz sind Porzellan- und Keramikarbeiten, Holzskulpturen und Illustrationen von Hildegund und Lothar Sell zu sehen.

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Sehr unterschiedliche Arbeiten von Hildegund und Lothar Sell werden derzeit in Chemnitz präsentiert.
Sehr unterschiedliche Arbeiten von Hildegund und Lothar Sell werden derzeit in Chemnitz präsentiert. © Daniel Bahrmann

Chemnitz/Meißen. Das Wasserschloß Klaffenbach zeigt in seiner aktuellen Ausstellung Porzellan- und Keramikarbeiten, Holzskulpturen und Illustrationen von Hildegund und Lothar Sell. Das Meißner Künstlerpaar Hildegund Sell (1933-2022) und Lothar Sell (1939–2009) schuf sehr unterschiedliche Arbeiten und fand zugleich immer wieder Inspiration im kreativen Schaffen des jeweils anderen.

Lothar Sell hat den größten Teil seines Lebens in Meißen gelebt und gearbeitet. Er war zunächst als Grafiker und Buchillustrator tätig. Seine Holzschnitte zu den Werken von Erwin Strittmatter sind davon wohl die bekanntesten. Auch freie Grafik und Malerei gehörten zu seinen Arbeitsbereichen. Daher rühren beispielsweise die für ihn typischen Wassertropfen aus Holz.

Diese entstanden in den Geschichten für seine Tochter. „Ich war als Kind ganz begeistert, vom Kreislauf des Wassers zu hören“, erklärt Gundula Sell. „Die Wassertröpfchen habe ich mir als kleine Männer und Frauen vorgestellt.“ Später erarbeitete Sell sich die Technik der figürlichen Keramik. So entstanden nicht nur Kleinplastiken aus Porzellan, sondern auch seine sinnesfreudigen Terrakotta-Figuren, die auch heute noch im öffentlichen Raum zu sehen sind.

"Der Wasserkreislauf" von Lothar Sell.
"Der Wasserkreislauf" von Lothar Sell. © Daniel Bahrmann
Die Ausstellung in Chemnitz gibt vielfältige Einblicke in das künstlerische Vermächtnis des Meißner Künstlerpaars.
Die Ausstellung in Chemnitz gibt vielfältige Einblicke in das künstlerische Vermächtnis des Meißner Künstlerpaars. © Anja Grams
Kuratorin Else Gold mit Gundula und Leonore Sell (v.l.nr.).
Kuratorin Else Gold mit Gundula und Leonore Sell (v.l.nr.). © Anja Grams

Hildegund Sells Arbeiten haben viele schon in den Händen gehalten, ohne es zu wissen: In den 1960er- und 1970er-Jahren entwarf sie moderne Porzellanservices für mehrere Betriebe in Sachsen und Thüringen und versah diese mit fantasievollen Dekoren. Das Mokka-Porzellanservice „Fatima“ und das Kaffee-Service „Vesta“ gehören dabei wohl zu ihren bekanntesten Arbeiten. Als freischaffende Künstlerin schuf sie zwischen 1979 bis Ende der 90er-Jahre zudem keramische Einzelstücke: Gefäße mit klaren Formen und Flächen wie auch plastische Objekte und kleine Gegenstände, die man nur zu gern anfassen möchte.

Die Ausstellung, kuratiert von Else Gold, gibt vielfältige Einblicke in das künstlerische Vermächtnis der beiden, das mit seiner Hinwendung zu den Menschen noch immer zeitgemäß ist. Es ist die größte gemeinsame Ausstellung, die das Lebenswerk der beiden in Auszügen zeigt.

Hildegund und Lothar Sell waren nicht nur als bildende und angewandte Kunstschaffende tätig. Sie haben auch literarische Texte geschrieben. Hildegund Sell verfasste Gedichte in verschiedenen Formen und widmete sich in ihren letzten Lebensjahrzehnten intensiv dem Haiku (Kurzgedicht im japanischen Stil, das mit 17 Silben auf drei Zeilen die ganze Welt in einem winzigen Ausschnitt erfasst). Ihre Haiku wurden regelmäßig von der Deutschen Haiku-Gesellschaft veröffentlicht.

Lothar Sell ist schon in seinen Bildern und Figuren ein Erzähler, da verwundert es nicht, dass er auch mit Worten zu erzählen begann: z. B. davon, welche ungeahnten Abenteuer die Wassertröpfchen erleben, wenn sie aus der Wolke fallen – Geschichten, die er sich zuerst für seine Tochter ausgedacht hatte. „Der Titel der Ausstellung „… doch irgendwas leuchtet noch“ sind Zeilen aus einem Haiku von Hildegund Sell. Dieser Lichtschein ist noch immer in den Arbeiten da, die Figuren erzählen etwas und der Zauber wohnt in allem inne“, erklärt Kuratorin Else Gold. (SZ)