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Meißner Stadtwald leidet unter trockenem Sommer

Rußrindenkrankheit und Borkenkäfer lassen sich kaum bekämpfen. Der Stadtwald lässt sich nur langfristig retten.

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Überreste des von der Russrindekrankheit befallenen Bergahorns.
Überreste des von der Russrindekrankheit befallenen Bergahorns. © Claudia Hübschmann

Von Robert Bosse

Meißen. Langfristig machen sich die trockenen Sommer der letzten Jahre im Wald deutlich bemerkbar. „Wie durch ein Brennglas“ ließen sich die Auswirkungen erhöhter Temperaturen und verringerten Niederschlages im Wald nachvollziehen, sagt Thomas Nikol, Revierförster von Meißen. Von der großen Trockenheit 2018 hätten sich die Bäume noch nicht erholen können, nicht zuletzt, weil sich der Trend seitdem fortgesetzt habe.

2019 und 2020 folgten ebenfalls sehr trockene Sommer, 2021 war es immerhin etwas entspannter. Doch manche Baumarten halten diesen klimatischen Bedingungen schon jetzt nicht mehr stand: Gerade Fichten und Lärchen brauchen kühlere Temperaturen. Im Triebischtal lassen sich die Folgen beobachten.

Wer dem Waldweg nach dem Abenteuerspielplatz „Waldburg“ an der hohen Eifer Richtung „Schöne Aussicht“ und „Götterfelsen“ folgt, sieht schon bald Fichten und Lärchen auftauchen. Allerdings handelt es sich um größtenteils abgestorbene und heruntergebrochene Bäume, ein paar der „letzten Relikte“ der Nadelhölzer, so Nikol. Die Stelle mit den toten Lärchen und Fichten gibt ein wildes Bild ab und entspreche nicht dem, was sich so mancher Waldbesucher unter einem gepflegten und aufgeräumten Wald vorstellen mag. Doch welche Möglichkeiten hat der Förster?

Wie bei so vielem, was die Arbeit des Försters ausmacht, ist es ein Abwägen, wofür die Ressourcen eingesetzt werden. Hier sei die Bergung jedoch kaum zu rechtfertigen. Restriktionen aus Naturschutzgründen, aber vor allem das steile Gelände würden den Aufwand ungemein erhöhen. Außerdem bringe das am Boden liegende Holz auch Vorteile mit sich, wie einen extra Bodenschutz. Zu rechtfertigen sei dies auch deshalb, da sich die Bäume nicht in unmittelbarer Nähe des Weges befänden, demnach keine Gefahr für die Wanderer darstellen. Höchstens als Pilzsucher muss man sich in Acht nehmen.

Rußrindenkrankheit im Stadtwald

Schon hier und da lässt sich vereinzelt Bergahorn ausmachen, der von der Rußrindenkrankheit befallen ist. Eine Krankheit, die sich ebenfalls unter stetig trockenen Bedingungen zu einem größeren Problem auswachsen könnte. Erkennen lassen sich die erkrankten Bäume an der schwarz gefärbten Rinde, die der Krankheit ihren Namen gibt. Verursacher davon ist ein Pilz, der in Zeiten von Wassermangel und großer Hitze verstärkt auftritt. Ist ein Baum davon befallen, ist er nicht zu retten.

Nach der kurzen Strecke am Acker vorbei geht der Waldweg weiter. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Aussichtspunkt „Götterfelsen“. Und hier lassen sich leider auch die verheerenden Folgen des Pilzbefalls begutachten. Tote Stämme liegen umher, ein paar vereinzelte stehen noch abgestorben zur Hälfte da, es sieht aus wie nach einem Sturm. Die Stelle bildet die Folgen der Krankheit auch deshalb so gut ab, da hier viele Ahornbäume standen; und nur Ahorn ist von der Rußrindenkrankheit betroffen. Hier habe man auch deutlich sehen können, wie rasant der Pilz die Bäume zur Strecke gebracht hat. „2019 gings los“, innerhalb von zwei Jahren ist von dem Ahornareal dann nichts mehr übrig.

Erneut ist das zerklüftete und bergige Gelände ein Hindernis für die Forstarbeit. Wer die Gegend kennt, weiß, dass da kein Fahrzeug hinkommt. Die Kosten-Nutzen-Analyse spricht auch hier wieder eine deutliche Sprache. Die toten Stämme müssen liegen bleiben. Priorität hat aber in jedem Fall die Verkehrssicherheit. Befinden sich befallene Bäume direkt am Weg, wird rechtzeitig eingegriffen. Zu bedenken ist außerdem, dass die Pilzsporen auch für den Menschen gefährlich sein können, wenn sie eingeatmet werden, da sie Entzündungen der Lungenbläschen auslösen können. Zwar besteht keine große Gefahr, an den befallenen Bäumen vorbeizuwandern. Kommt man aber stärker damit in Kontakt, wie das beim Fällen und Abtransport der Fall wäre, ist Schutzkleidung angeraten. Für die wärmeren Jahreszeiten sind Warnschilder geplant, damit sich Waldbesucher nicht zu lange bei den toten Bäumen aufhalten.

Bunter Blumenstrauß als Lösung

Das Problem ist auch, dass es im Grunde keine Bekämpfungsmöglichkeiten gibt. Gegen den Borkenkäfer könne man arbeiten, gegen den infektiösen Pilz helfe dagegen beinahe nichts. Langfristig und vorbeugend lasse sich jedoch sehr wohl etwas unternehmen. Als Antwort auf die Rußrindenkrankheit, aber auch andere mögliche Schädlinge oder Bedrohungen, spricht Nikol von einem „bunten Blumenstrauß“ an Baumarten: Eichen, Birken, Linden, Buchen und weitere.

Fällt eine Baumart aus, weil sie besonders anfällig für bestimmte Angriffe ist, nimmt eine andere ihren Platz ein. Diese Strategie wurde bereits beim Fichtenschlag angewandt. Ende 2019 ist nahe der Hohen Eifer ein 120-jähriger Fichtenbestand geschlagen worden, der von Borkenkäfern befallen war. Die neuen Bäume, die an der Stelle nun wachsen werden, entsprechen genau dieser Vorstellung des bunten Blumenstraußes und sollen damit den Wald resilienter machen.