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Stromsparen: Erste Kommunen im Kreis Meißen schalten Lampen aus

Ganz vorn dabei unter den Abschaltern sind Coswig und Weinböhla. Radebeul und Meißen halten nichts davon. Aber alle dimmen kräftig die Leistung herunter.

Von Ulf Mallek
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Schummrige Abendbeleuchtung in Meißen. Die Kommunen im Landkreis Meißen müssen alle Strom sparen und dimmen ihre Lampen. Einige schalten sie sogar teilweise ab.
Schummrige Abendbeleuchtung in Meißen. Die Kommunen im Landkreis Meißen müssen alle Strom sparen und dimmen ihre Lampen. Einige schalten sie sogar teilweise ab. © Claudia Hübschmann

Landkreis. Die hohen und weiter steigenden Energiepreise machen den Kämmerern im Landkreis Meißen Sorgen. Um Geld zu sparen, lassen erste Kommunen ihre Straßenbeleuchtung später an- und früher ausgehen oder schalten sie sogar ab. Fast alle dimmen das Licht herunter. Ganz groß im Rennen ist dabei die LED-Technik.

Die Stadt Großenhain verfügt über ca. 3.000 Leuchtpunkte. In den letzten Jahren hat die Stadt bereits die technisch möglichen Dimmungen vorgenommen, teilte Sprecherin Diana Schulze mit. So sind die neu errichteten Leuchten in der Hauptstraße in Zabeltitz und in der Dorfstraße in Kleinthiemig ab 22 Uhr bis 5 Uhr auf 50 Prozent der Leistung heruntergeregelt. In anderen Bereichen wie z. B. in der Meißner Straße und der Radeburger Straße wird ab 21.45 Uhr jede zweite Leuchte ausgeschaltet und erst um 5.15 Uhr wieder zugeschaltet. Schulze: "Die Große Kreisstadt Großenhain wird auch in den nächsten Jahren konsequent Einsparpotenzial ermitteln und sukzessive das Beleuchtungsnetz verbessern", siehe dazu auch „Handlungskonzept für Straßenbeleuchtungsanlagen für das Gebiet der Stadt Großenhain“.

Die Stromkosten für die Straßenbeleuchtung belaufen sich in den letzten Jahren auf durchschnittlich 226.000 Euro pro Jahr. "Grundsätzlich sehen wir das Einsparpotenzial der LED-Technologie, können jedoch nicht genau ermitteln, wie der Einsatz dieser Technologie sich auf den Gesamtverbrauch auswirkt", so Schulze. Das Ziel sei es, trotz steigender Strompreise die Gesamtkosten für Straßenbeleuchtung zu stabilisieren und idealerweise sogar auf 210.000 Euro pro Jahr zu reduzieren.

Coswig rüstet zwei Drittel auf LED um

Die Stadt Coswig dimmt etwa 18 Prozent der Leuchten, wo es technisch möglich und sinnvoll ist, auf 50 Prozent ihrer Leistung, teilte OB Thomas Schubert mit. Dort, wo die Dimmung technisch nicht möglich ist, wird jede zweite Leuchte abgeschaltet (ab 23 Uhr bis 5 Uhr). Das betrifft weitere ca. 22 Prozent. Weitere zehn Prozent der Leuchten werden ab 20 Uhr gedimmt und ab 23 Uhr gänzlich abgeschaltet. Die andere Hälfte des Gesamtbestandes bleibt u. a. aus Sicherheitsgründen von solchen Maßnahmen unberührt.

Zurzeit hat Coswig ca. fünf Prozent an LED im Einsatz. Bei der geringen Menge sei ein Effekt nicht deutlich messbar, obwohl jede Leuchte bei Umrüstung auf LED-Technik eine Leistungsreduzierung von 60 bis 80 Prozent erhält. In den kommenden Monaten werden 62 Prozent des Bestandes auf LED-Technik umgerüstet, so der OB. Hierbei wird eine durchschnittliche Stromersparnis von ca. 63 Prozent erreicht. Das sei ein überaus großer Einspareffekt.

Radebeul, das nachts keine Lampen abschaltet, ist bei der LED-Einführung schon weiter. Durch laufende Modernisierung auf LED (aktueller Stand 26,3 Prozent) wird der Energieverbrauch um 75 Prozent zu den bestehenden Straßenleuchten reduziert, teilte OB Bert Wendsche mit. Zusätzlich werden alle Leuchten um 40 bis 60 Prozent in der Nacht gedimmt. Bei einem Vergleich der Jahre 2005 zu 2020 hat sich der Strompreis pro kWh um ca. 38 Prozent erhöht. Im Zuge der kontinuierlichen LED-Umstellung konnte man über diesen Zeitraum von 15 Jahren eine Einsparung von 350.000 kWh/Jahr erreichen. Dies war trotz einer Erhöhung der Anzahl der Lichtpunkte möglich.

Riesa dimmt auf 50 Prozent herunter

Die Groß-Gemeinde Weinböhla befindet sich dagegen in der Fraktion der Abschalter. Ab 22 Uhr bis 5.30 Uhr wird im gesamten Gemeindegebiet jede zweite Straßenlaterne abgeschaltet, und das schon seit Jahren, so Bauamtsleiter Christoph Krzikalla. Moderne LED-Leuchten seien zudem mit einer automatischen Energieeinsparung (20 bis 5 Uhr Absenkung um 30 Prozent, 22 bis 4 Uhr um 60 Prozent) ausgestattet.

Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf energiesparende Leuchtmittel (Entladungslampen ca. 80 Prozent und LED ca. 20 Prozent) erfolgte bereits seit mehreren Jahren. Im Jahr 2021 konnte die Umrüstung im gesamten Gemeindegebiet abgeschlossen werden, so der Bauamtsleiter. Trotz steigender Zahl an Lichtpunkten kann dadurch der Stromverbrauch gesenkt werden. Die Senkung im Jahr 22021 betrug 1,29 Prozent.

Die Stadt Riesa reduziert den Energieverbrauch für die Straßenbeleuchtung durch schrittweise Umstellung der knapp 4.000 Leuchten auf LED. Derzeit ist etwa ein Drittel umgestellt. Damit können pro Lichtpunkt bis zu 80 Prozent Energie gespart werden, teilte Pressesprecher Uwe Päsler mit. Es lasse sich sagen, dass der Verbrauch von 2005 bis 2021 um 33 Prozent gesenkt wurde.

Zudem werde die Beleuchtung zwischen 22 und 5 Uhr gedimmt, bei LED um 50 Prozent, bei herkömmlichen Leuchten um 30 oder 50 Prozent, sofern es technisch möglich ist. Bei einigen älteren Modellen geht es nicht.

Anders als in der Automobilindustrie oder bei der Stromerzeugung generell spielt Solartechnik bei der Straßenbeleuchtung kaum eine Rolle. So wurde Solartechnik an Straßenleuchten in Riesa vor einiger Zeit an einem Standort getestet, hat sich aber nicht bewährt. In Deutschland ist die Sonneneinstrahlung nicht durchgängig ausreichend, um die notwendige Lichtstärke zu erreichen. Auch Weinböhla plant für die Energieversorgung der Straßenbeleuchtung keine Nutzung von Solartechnik. Bauamtsleiter Christoph Krzikalla: "Hier haben uns Erfahrungsberichte von anderen Kommunen davon Abstand nehmen lassen, weil gerade in der dunklen Jahreszeit eine dauerhafte Versorgung u.U. nicht sichergestellt sein kann." Zudem benötige Solartechnik umfangreiche und teurere Energiespeicher.

Dafür hat Coswig einen anderen Weg gefunden, so die Stadtverwaltung. Für die öffentliche Beleuchtung der Stadt wird keine Solartechnik eingesetzt. Doch der bezogene Strom ist seit mehreren Jahren bereits zu 100 Prozent zertifizierter Ökostrom aus Wasserkraft.