Theater Meißen: Eine Feuerwehr auf dem Dachboden

Meißen. Es gibt Dinge, die hat man als Planer oder Bauleiter einfach nicht in der Hand: Die Lenkzeit eines Lkw-Fahrers zum Beispiel, der wichtige Teile geladen hat, die man auf der Baustelle braucht. Dieser sollte eigentlich am Mittwochmittag schon längst da sein, musste aber auf einer Raststätte an der Autobahn notgedrungen pausieren.
Bereits am Morgen waren die ersten beiden Sattelauflieger auf der Leipziger Straße eingetroffen. Im Gepäck: Die Module für die neue Lüftungszentrale im Theaterdach. "In den bis zu 1,1 Tonnen schweren Schränken befinden sich u. a. Filter, Ventilatoren, Klimaeinheiten und Wärmetauscher", sagte Planer Jürgen Voigt. Die Herausforderung: Die Teile mussten durch die geöffnete Dachgaube des Theaters gehievt werden. Nicht nur die Platzverhältnisse dort oben, auch die Statik des Hauses setzte dem Vorhaben enge Grenzen. Ein vorhandener Holzbalken machte die ganze Arbeit zur Millimetersache. Nicht zu vergessen: die Reihenfolge, in der alles ausgeladen und hochgezogen werden musste. Im Dachgeschoss, so sagte Voigt, sei kein Platz, die Module noch zu tauschen.
Apropos: Um die Stahlschränke an ihren richtigen Platz zu bekommen, bedienten sich die Bauleute eines Prinzips, das schon im alten Ägypten angewandt wurde. Man hatte sie auf Gewindestäbe gestellt und an ihren Platz gerollt. Aber auch das ging manchmal nicht auf direktem Weg, wegen der Statik. Als die ersten Einheiten im Dach standen, war dem Planer die Erleichterung anzumerken. "Am Ende steht hier oben eine Feuerwehr", so Voigt mit Blick auf die Last. Gegen 13 Uhr traf dann der dritte Lkw mit den beiden größten Bauteilen ein. Vorsichtshalber hatte man für die ganze Aktion schon im Vorfeld einen Tag Karenz eingeplant. Gebraucht wurde er nicht.
Das neue Be- und Entlüftungssystem soll den Theaterbesuch sowohl im Sommer als auch im Winter erheblich verbessern. Das System ist so ausgeklügelt, dass sich der Kreislauf bei einem Brand öffnet, den Qualm absaugt und nach außen leitet. Alles automatisch. Teile der Anlage sind über ein Notstromaggregat abgesichert, sodass sie auch bei einem Stromausfall weiterarbeiten. "Wenn die Zentrale fertig ist, wird man im Dachboden kaum noch treten können", erzählt Voigt. Zwar käme der Hausmeister immer noch in alle Ecken. Es sei dann aber ein bisschen wie bei einem Parcourslauf, schiebt der Fachmann hinterher.
Bisher liegen die Arbeiten im Theater gut im Plan. Voigt geht davon aus, dass spätestens Weihnachten alles fertig ist. "Vorausgesetzt es gibt keine Schwierigkeiten mit Zulieferern", sagt er. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurde bereits die Brandschutztechnik erneuert. Bühne, eiserner Vorhang und Hinterbühne erhielten eine neue Sprühflutanlage. Zudem wurde ein Vorratsbehälter für das benötigte Löschwasser eingebaut. Selbst im Falle eines Stromausfalls können die neuen Sprüh- und Entrauchungsanlagen später über eine ebenfalls neue Notstromanlage betrieben werden.
Rund 2,6 Millionen Euro investiert die Stadt Meißen in das Vorhaben. Unterstützt wird sie dabei mit rund 1,5 Millionen Euro durch die Sächsische Aufbaubank (SAB) im Fördergebiet „Historische Altstadt“ über das Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren“. Weitere Fördergelder sind beantragt.
Am Ende liefen am Mittwoch trotzdem die Schweißperlen. Das lag aber vor allem an den Temperaturen weit über 30 Grad Celsius. Im Theaterdach waren es noch ein paar Grad mehr.