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„Über dem Durchschnitt“

Meißen speist mehr Solarstrom ins Netz ein als andere Kommunen. Ebenso soll ein neues Kraftwerk zur Energiewende beitragen. Der Stadtwerke-Chef im Interview.

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Frank Schubert ist sei 2018 Geschäftsführer der Meißener Stadtwerke. Der 50-Jährige studierte an der TU Dresden Elektrotechnik mit der Spezialisierung Energieversorgungssysteme.
Frank Schubert ist sei 2018 Geschäftsführer der Meißener Stadtwerke. Der 50-Jährige studierte an der TU Dresden Elektrotechnik mit der Spezialisierung Energieversorgungssysteme. © Claudia Hübschmann

Herr Schubert, Sie sprachen kürzlich vor den Stadträten über Schwerpunkte der MSW als Beitrag zur Energiewende in Meißen. Die Menschen in der Stadt dürfte vor allem interessieren, wie Strom und Energie bezahlbar bleiben.
Am stärksten beeinflussbar ist die Höhe des jeweiligen Verbrauchs, denn hier kann jeder einwirken. Die grünste und günstigste Kilowattstunde (kWh) ist die, die nicht verbraucht wird. Die MSW betreibt dazu ein Energiemanagementsystem, dessen Zertifizierung jährlich überprüft wird. Der Gesamtstrompreis für eine kWh beinhaltet deutschlandweit betrachtet 52,5 Prozent Umlagen und Steuern sowie 24,6 Prozent Netzentgelte, und nur ein relativ kleiner Teil ist der tatsächliche Strompreis. Durch langfristigen Einkauf können wir extreme, kurzfristige Preissteigerungen, wie wir sie aktuell an den Börsen sehen, für unsere Kunden vermeiden. Hält der Trend längerfristig an, wird man das natürlich auch in zukünftigen Preisen sehen.
Auch die Qualität spielt zunehmend eine Rolle für unsere Kunden. So enthalten unsere Standardstromprodukte zum Beispiel bereits einen 60-prozentigen Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien bei gleichzeitig fairen Preisen. Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 40 Prozent. Daneben haben wir natürlich auch ein Produkt aus regenerativen Quellen, bei welchem die Nachfrage kontinuierlich steigt.

Was trägt in Meißen zum überdurchschnittlichen Anteil erneuerbarer Energien bei?
Etwa 13 Prozent des Stroms, der ins Meißner Netz eingespeist wird, wird in Solaranlagen erzeugt. Im deutschen Durchschnitt liegt dieser Anteil derzeit bei neun Prozent. Dieser Anteil lässt sich weiter ausbauen. So ersetzen auch wir im nächsten Jahr unsere Photovoltaikanlage durch eine neue, die leistungsfähiger ist.

Dennoch sind erneuerbaren Energien (noch) Grenzen gesetzt: Die Sonne scheint nicht immer, für Windräder und Biogasanlagen gelten Abstandsregelungen zur Wohnbebauung. Wie reagieren die Stadtwerke Meißen auf diese Herausforderungen?
Bis zum Jahr 2045, wenn die Energieversorgung laut Gesetzgeber völlig auf erneuerbare Quellen umgestellt sein soll und es sicher auch bessere Möglichkeiten zum Speichern von Elektroenergie geben wird, brauchen wir eine sichere Grundlastversorgung. Neben dem Einkauf von Strom an der Börse in Leipzig erzeugen wir einen großen Teil der hier benötigten Elektroenergie selbst – so klimafreundlich wie möglich. Am Steinweg entsteht gerade ein Blockheizkraftwerk, das nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung – kurz KWK – Strom und Fernwärme liefert. Dadurch wird auch eine Förderung über die KWK-Zulage möglich, denn über den Strompreis ließe sich diese Investition in Höhe von etwa acht Millionen Euro nicht refinanzieren. Noch in diesem Jahr soll die Anlage fertiggestellt sein. Wenn sie ans Netz geht, kommen wir mit einem Viertel weniger Brennstoff gegenüber dem aus, was wir brauchen würden, um die Stadt in konventioneller Weise mit Wärme und Strom zu versorgen. Allein durch die Anlage am Steinweg verringert sich die Kohlendioxid-Emission in der Stadt um jährlich 7.000 Tonnen.

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