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Von der Leserin zur Krimi-Autorin

Die Dresdner Autorin Victoria Krebs liest beim Literaturfest am 10. und 11. September aus einem ihrer spannenden Krimis.

Von Sophia Mosch
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© Foto: Victoria Krebs

Die gebürtige Oldenburgerin Victoria Krebs lebt mit ihrer Familie in Dresden und arbeitet mit Leidenschaft als Lehrerin. Vor vielen Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Schreiben und veröffentlichte erfolgreich vier Kriminalromane aus Dresden. Wie sie zum Schreiben kam, warum gerade Dresden der perfekte Tatort ist und welches Buch Gäste beim Literaturfest zu Ohren bekommen, hat Meißen.Lokal nachgefragt.

Interview mit Victoria Krebs

Wie kamen Sie zum Schreiben und warum wählten Sie für sich die spannenden Krimis anstatt romantischer Liebesschnulzen?

"Zum Schreiben bin ich durch ein traumatisches Erlebnis in meiner eigenen Familie (Eltern) gekommen. Daran hatte ich lange zu knabbern, bis mir eine liebe Freundin riet, es einfach aufzuschreiben. Ich bin ihrem Rat gefolgt und dabei sind zwei Dinge passiert: Zum einen konnte ich das Trauma verarbeiten und zum anderen wurde mir sehr schnell bewusst, dass das Schreiben mir unvergleichliches Vergnügen bereitete. Nachdem mein autobiografischer Roman beendet war, hatte ich Blut geleckt, im wahrsten Sinne des Wortes. Von jeher Krimi- und Thriller Leserin, reifte sehr schnell der Gedanke in mir, Dresden-Krimis zu schreiben. Sie alle drehen sich um die charismatische und willensstarke Hauptkommissarin Maria Wagenried.

Liebesschnulzen haben ihre Berechtigung, aber ich schreibe und lese sie nicht. Da mangelt es leider an Interesse. Vielleicht rührt das daher, dass ich ein glückliches Privatleben führe. Romantik-Thriller hingegen können durchaus reizvoll sein. Ich selbst habe einen solchen, noch unveröffentlichten Romantik-Thriller (Setting: Dresden), in der Schublade liegen."

Warum wurde Dresden zum Tatort Ihrer Bücher?

"Dresden ist für mich die schönste Stadt Deutschlands. Schaurige, blutige Verbrechen vor der einmalig schönen barocken Kulisse haben für mich einen ganz besonderen Reiz: Die Wirkung aus dem Gegensatz. Wie mir Leser immer wieder bestätigt haben, betrachten sie manche Örtlichkeiten mit ganz neuen Augen oder mit einem Gruseln."

Die Frage, die wahrscheinlich alle Leser am meisten umtreibt: Wie kommt man auf diese Geschichten? Wann oder bei was kommen die besten Ideen? Und was ist Ihre Lösung bei einer Schreibblockade?

"Um mit dem letzten Teil der Frage zu beginnen: Schreibblockaden haben mich zum Glück noch nicht heimgesucht. Aber ich weiß, dass es viele Kolleg*innen gibt, die gelegentlich darunter leiden.

Ohne eine Idee geht natürlich gar nichts. Bei mir werden die Ideen für meine Buchthemen durch reale Verbrechen, Zeitungsartikel und Fernsehreportagen angestoßen, auch aktuelle gesellschaftliche Themen können Auslöser und zündender Funke sein."

Planen Sie oder schreiben Sie einfach drauf los?

"Ein Krimi bzw. ein Thriller erfordert sehr viel Recherchearbeit. Ich habe ein kleines Netzwerk aus Experten um mich herum aufgebaut, aber auch das Internet hält viele Antworten bereit, wenn man weiß, wonach man suchen muss.

Das Plotten, die Entwicklung eines Handlungsgerüsts, ist bei einem Krimi enorm wichtig, da verschiedene, zeitlich versetzte Handlungsstränge eine logische Verzahnung erfordern. Zur Unterstützung fertige ich einen Zeitstrahl mit den verschiedenen Ereignissen an, damit ich den Überblick nicht verliere und die Zuordnung stimmt.

Es kann auch durchaus vorkommen, dass ich das erste Kapitel schreibe, ohne dass der gesamte Handlungsablauf steht. Dann verfasse ich das erste Kapitel, schreibe darauf los, lasse mich tragen und tauche in die Situation ein. Wenn der Funke stark genug ist, springt er über, bis ich dafür brenne, und das Buch geschrieben werden muss."

Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch? Und welches ist Ihr Lieblingsbuch?

"Auf meinem Nachttisch liegt Gangster Blues von Joe Bausch. Ein Lieblingsbuch habe ich nicht."

Was lesen Sie zum Literaturfest?

"Zum Literaturfest werde ich aus 'Marias Versprechen' lesen."

Kleiner Auzug aus "Marias Versprechen"

„Das ist das Allerschlimmste, wenn es Kinder trifft“, sagte Dr. Stein leise und sah erschüttert auf das tote Mädchen hinab. „Ich habe eine Enkelin im gleichen Alter“, flüsterte er und Maria sah Tränen in den Augen des alten Haudegens. So lange sie Dr. Stein kannte, hatte sie eine solch starke Gefühlsregung noch nie bei ihm erlebt. Doch auch sie stand kurz davor, die Fassung zu verlieren. Abrupt wandte sie sich ab und ging wie benommen zum Fenster. Um sich zu sammeln, lehnte sie die Stirn an die Glasscheibe und schloss die Augen. Totenstille herrschte im Raum. Jedem hier war das Unvorstellbare nahegegangen. Davor schützte nichts, nicht einmal langjährige Berufserfahrung. Maria war ein Profi durch und durch, sie hatte in ihrer beruflichen Laufbahn schon sehr viel gesehen, doch der Anblick dieses verletzlichen, zarten Wesens mit dem Teddy im Arm brach ihr fast das Herz.

Sie riss sich zusammen und ging zu Dr. Stein zurück. „Wurde sie erwürgt?“ Maria bemühte sich um eine sachliche Tonlage. Wie aus weiter Ferne hörte sie ihre eigene Stimme.

Lesungen von Victoria Krebs beim Literaturfest

  • Freitag, 10. September 2021, 17:30 Uhr im DDV Lokal auf der Elbstraße 7
  • Samstag, 11. September 2021, 14:00 Uhr in der Kleinmarktschänke, Kleinmarkt 10