Wasserschloss bald wieder mit Wasser

Niederau. Die Zeit drängt, wenn auch nach den neuesten Entwicklungen nicht mehr so sehr. Ursprünglich sollte in der zweiten Jahreshälfte die Sanierung des Daches vom Wasserschloss Oberau beginnen. Insgesamt 336.000 Euro soll das kosten. Allein 235.000 Euro sollen vom Förderverein Dresdner Heidebogen kommen. Doch die Arbeiten konnten nicht beginnen. Bisher gibt es eine mündliche Fördermittelzusage.
Doch seit voriger Woche ist nun auch die schriftliche da. "Wir hoffen, dass die Arbeiten nun im Frühjahr starten können", sagt Achim Tanner vom Förderverein Wasserschloss Oberau. Aufgrund des Volumens muss eine erweiterte Ausschreibung stattfinden, mit einer Auftragsvergabe durch den Gemeinderat ist daher frühestens im letzten Quartal 2021 zu rechnen. Als Umsetzungszeitraum geht die Gemeinde Niederau gegenwärtig von Mai/Juni 2022 aus. Den Verein drückt noch eine andere Sorge, nämlich die der steigenden Baupreise. So könnten die Kosten bei späterem Baubeginn durchaus in die Höhe schnellen.
Wenn das Gerüst einmal steht, will der Förderverein aber auch gleich Sandsteinelemente im Dachbereich sanieren oder ganz erneuert lassen. Das Problem daran: Dies wird nicht gefördert. Deshalb hat der Verein die Spendenaktion "Dachstein" ins Leben gerufen. Zwischen 50.000 und 55.000 Euro wird das kosten. "Wie hoch die Kosten wirklich sind, kann erst entschieden werden, wenn das Gerüst steht. Dann kann festgestellt werden, welche Elemente saniert werden können und welche völlig neu hergestellt werden müssen", sagt Achim Tanner. Kalkuliert wurde erstmal mit der negativsten und damit teuersten Variante, nämlich dass alle Elemente neu hergestellt werden. Pro Giebel sind dann zwischen 20.000 und 25.000 Euro nötig. Von den insgesamt sechs Giebeln sollen vorerst die Elemente an zweien saniert oder ersetzt werden.
36 Obelisken und 16 Voluten nötig
Trotzdem reicht das Geld noch lange nicht. Stand jetzt sind rund 27.500 Euro auf dem Spendenkonto. Hinzu kommen auch 4.900 Euro aus der Aktion "Herzen für hier", die aus dem Ertrag von PS-Losen der Sparkassen finanziert wird. Auch die Sparkassenstiftung spendete kürzlich einen "niedrigen vierstelligen Betrag".
"Wenn das Geld nicht reicht, müssen wir zur Not so viele Elemente ersetzen, wie die Mittel hergeben, die anderen später machen", sagt Vereinsmitglied Jens Kutschke. Das wäre allerdings nur die zweitbeste Lösung. Denn zur Erneuerung der restlichen Sandsteinelemente müsste erneut ein Gerüst gestellt werden, was viel Geld kostet.
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Insgesamt sind 36 Obelisken und 16 Voluten notwendig, davon zwölf neue Obelisken und sechs Voluten für die „Postkartenansicht“ von Osten, 24 weitere Obelisken und zehn weitere Voluten für das gesamte Schloss. Die Herstellung eines Obelisken kostet rund 500 Euro, die einer neuen Volute sogar 1.700 Euro.
Vereinschefin Jana Sang ist optimistisch, dass das benötigte Geld doch noch zusammenkommt. Mit verschiedenen Aktionen soll Geld eingesammelt werden. So führt der Verein, der 46 Mitglieder - unter anderem aus München, Berlin und der Schweiz - zählt, seit einiger Zeit wieder jeden letzten Sonntag Schlossführungen durch. Der Eintritt ist zwar frei, es wird aber um Spenden gebeten. Am 1. Advent gibt es wieder die Schlossweihnacht. Der Förderverein verkauft Bratwurst und Glühwein aus der Region. Zudem spenden Händler und teilnehmende Vereine einen Teil ihrer Einnahmen an den Förderverein.
Das Entenhaus ist schon fertig
Fertig ist dagegen seit Ende vergangenen Jahres die Westbrücke. Der Neubau kostete 135.000 Euro, auch der Verein hat seinen Anteil daran geleistet. "Nun soll auch bald wieder Wasser in die Gräben rund um das Schloss eingelassen werden", sagt Hartmut Vetter vom Schlossverein. Zunächst muss die Gemeinde Niederau aber noch Mauern am Schloss abdichten. Das soll im nächsten Jahr passieren. 50.000 Euro sind dafür nötig. 25.000 Euro hat die Gemeinde im Haushalt eingeplant, um weitere 25.000 Euro Fördermittel bemüht sie sich momentan. "Dann kann endlich nach vielen Jahren wieder Wasser fließen. Und das Entenhaus ist auch schon fertig", sagt Hartmut Vetter. Eines der ältesten erhaltenen Wasserschlösser Deutschlands, das über Jahrhunderte der sächsischen Adelsfamilie von Miltitz gehörte, trägt dann wieder zu Recht seinen Namen.
Der Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Wasserschloss vor dem Verfall zu retten, hat noch viel vor. Allerdings nur in kleinen Schritten. "Wir hangeln uns von Projekt zu Projekt, können nur Sachen in Angriff nehmen, die mindestens mit 70 Prozent gefördert werden", sagt Achim Tanner. Es ist nicht nur daran gedacht, die Obelisken der restlichen vier Giebel zu sanieren. In dem Schloss soll eine Museumsecke eingerichtet werden, außerdem soll es mal als eine kulturelle Begegnungsstätte dienen.
Nachdem er im vergangenen Jahr ausgefallen war, findet am 12.September wieder der "Tag des offenen Denkmals" statt. Auch das Wasserschloss kann dann besucht werden. Dort können nicht nur alte Obelisken, die in einer Silvesternacht von randalierenden Jugendlichen abgerissen und vom Dach geworfen wurden, besichtigt werden. "Wir hoffen, dass wir bis dahin die ersten neu hergestellten Sandsteinelemente zeigen können", so Achim Tanner.
- Spenden können an den Empfänger Förderverein Wasserschloss Oberau unter dem Betreff "Spendenaktion Dachstein" auf das Konto der Sparkasse Meißen IBAN DE75 8505 5000 0500 120 838 eingezahlt werden.