Meißen/Radebeul. Der Kater nach dem Weinwochenende blieb aus. Die Meißner Weingüter hatten zwar den Eindruck, dass das diesjährige Weinfest schlechter besucht gewesen sei als noch 2019 – und die Besucher teilweise auch früher zu Hause waren. Dementsprechend groß muss die Trinklaune der Festbesucher gewesen sein. Denn eine erste Abfrage unter den Weinverkäufern zeigt, die abverkauften Flaschen können mit 2019 mithalten; teilweise sogar noch übertreffen: "Die Winzer an den Ständen haben allesamt ein strahlendes Lächeln im Gesicht gehabt", fasst es Uwe Reichel vom Meißner Gewerbeverein zusammen: "Einzelne Weinsorten waren bereits am Samstagabend ausverkauft."
So ging es beispielsweise dem Weingut Schloss Proschwitz: Der Roséwein war schon Samstag ausgetrunken und konnte gar nicht so schnell nachgeholt werden. „Rosé findet gerade sowieso sehr viel Anklang“, erklärt Prinzessin Alexandra zur Lippe die große Nachfrage. Beim Rothes Gut Meißen hat es hingegen fast perfekt hingehauen; dort war der Roséwein erst Sonntagabend ausverkauft. Am Montagnachmittag steckte das Weingut zwar noch mitten in der Auswertung des Wochenendes. Es würde allerdings alles darauf hindeuten, dass sogar noch mehr Wein als – im letzten vergleichbaren Jahr – 2019 verkauft wurde. Besonders gefragt war die Sorte Goldriesling. Beim Weingut Steffen Loose wurde auch besonders viel Goldriesling bestellt, es müsse sich wohl um einen guten Jahrgang handeln.
Gutes Wetter lockte Gäste auf die Feste
Das Weingut Herrenberg konnte wieder erfolgreich den Theaterplatz beleben. Dort gingen gut 500 Flaschen über den Tresen. Für Uwe Riße lag das vor allem am guten Wetter und den ganz unterschiedlichen Kulturangeboten auf dem Theaterplatz. "Es war so eine große Erleichterung, endlich wieder mit allen zusammenstehen zu können. Zwei, drei Mal im Jahr braucht es das einfach", so Riße, der unter anderem die gute Organisation des Weinfests lobte.
"Wir sind rundum zufrieden", sagt auch Katharina Schuh aus Sörnewitz. Der Familienbetrieb hat auf dem Meißner Weinfest einen Stand selbst betrieben. "Die Menschen haben ausgelassen gefeiert", so die Winzerin weiter. Aber auch die Radebeuler kamen in den Genuss ihrer Tropfen wie "Roter", "Weißer" oder "Rosa Schuh". Im Weindorf auf dem Kirchplatz hat das Gasthaus Oberschänke den Rebsaft des Coswiger Weinguts an ihrem Stand verkauft.
Auch in Radebeul konnten die Winzer ein positives Fazit ziehen, obwohl ein 0,2-Weinglas im Vergleich zu Meißen teilweise 1,50 Euro mehr kostete. Die Weinbauer zeigen sich glücklich darüber, dass das Herbst- und Weinfest wieder im "normalen" und "gewohnten" Format stattgefunden hat. "Wir sind mitten in der Lese und haben rund 50 Prozent der Trauben vom Weinberg geholt", sagt Winzer Karl Friedrich Aust. Dadurch konnte er seinen Besuchern wunderbaren Federweißer anbieten. Rund 50.000 Festbesucher hat das städtische Kulturamt gezählt. "Es gab viel Lob für das Programm", sagt Aust. Er habe einen Umsatz identisch mit den Vorcoronajahren gemacht, berichtet der Weinbauer.
Zehn Prozent mehr Flaschen verkauft
Sein Radebeuler Kollege Frédéric Fourré hat schon viele Weinfeste in Italien, Frankreich und Deutschland erlebt. "Das Radebeuler ist einzigartig und mit dem Internationalen Wandertheaterfestival schon was Besonderes", lobt er. Die Inszenierungen und Aufführungen der Künstler empfand er dieses Mal besonders schön. Entweder waren am Freitag und Sonnabend mehr Gäste da oder sie hatten mehr Durst. Fourré hat rund zehn Prozent mehr Flaschen verkauft als in den Vorjahren, wie er berichtet.
Ein Glas 0,2 Liter kostete im Schnitt sieben und 7,50 Euro, für eine Flasche (0,75 Liter) wurden an vielen Ständen 20 Euro verlangt. Die Preise schienen die Festbesucher nicht abzuschrecken. Vor allem in den Nachmittagsstunden am Festsonnabend und Festsonntag war der Dorfanger Altkötzschenbroda rappelvoll. Und bereits am Eröffnungsfreitag strömten Radebeuler und ihre Gäste in Scharen auf das Festgelände. "Wir waren mit dem Weinfest sehr zufrieden, vor allem mit dem Freitag und Samstag – an beiden Tagen lag das Besucheraufkommen an unserem Stand über 2019", informiert Martin Junge, Sprecher von Schloss Wackerbarth.