Merken

Wie Meißen zu seinem Museum kam

Am 6. Oktober begeht unser Stadtmuseum sein 120. Jubiläum! In diesem Haus dreht sich alles um die Geschichte der ältesten Stadt Sachsens.

Von Christiane Weikert
 5 Min.
Teilen
Folgen
© Foto: Christiane Weikert

Im Stadtmuseum dreht sich alles um Geschichte und Geschichten von Meißen. Die ehemalige Franziskanerklosterkirche – eine spätgotische Hallenkirche – mit Teilen des Kreuzganges ist selbst Exponat und erzählt von den prägenden Jahren vor und nach der Reformation in Meißen.

Die Geschichte

Vorläufer des Stadtmuseum Meißen war die seit 1881 öffentlich zugängliche Bildersammlung des „Verein für Geschichte der Stadt Meißen“. Schon vor Vereinsgründung zeigte dieser Ausschuss eine Ausstellung von 600 alten Meißner Stadtansichten. Diese war in den folgenden Jahren auch die Quellensammlung für die Stadtgeschichtserforschung und war, wie die wissenschaftliche Vereinsbibliothek, in der „Roten Schule“ untergebracht.

Das erste „Museum zu Meißen“ wurde 1888 in der zweiten Etage des städtischen Gewandhauses (heute Stadttheater) von dem von Dresden nach Meißen übergesiedelten Dr. Ludwig Wilhelm Schaufuß, einem anerkannten Entomologen (Insektenforscher), eröffnet. Diese Ausstellung umfasste eine umfassende Sammlung an naturgeschichtlichen, völker- und erdkundlichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und kunsthistorischen Stücken. Es war die größte private Sammlung, die es bis dato in Deutschland gab. Alleine die Käfersammlung umfasste 80.000 Exemplare. Nach einer Erweiterung der Ausstellungsfläche um eine weitere Etage entschied sich allerdings die Stadt, das „Museum zu Meißen“ 1902 endgültig zu schließen, da die Stadt die angemieteten Flächen anderweitig nutzen wollte.

© Foto: Stadtarchiv Meißen

Erste museale Nutzung des Kreuzganges

© Foto: Stadtmuseum Meißen

1892 erfolgte die Eröffnung des „museal gestalteten Kreuzganges der Franziskanerkirche“ durch den Verein für Geschichte der Stadt Meißen, in welchem kulturgeschichtlich-wertvolle Grabdenkmäler aus der Franziskanerkirche und der alten Johanniskirche aufgestellt wurden um sie vor weiterem Verfall zu schützen. Diese Attraktionen sollten auch zur Anziehung des Fremdenverkehrs dienen. 1894 kamen 369 Besucher. Die Stadt stellte den Kreuzgang zur Nutzung frei, allerdings mussten Teile der anstehenden Renovierungsarbeiten vom Verein und privaten Spenden selber getragen werden.

Der Verein war bereits seit 1885 auf der Suche nach einer Möglichkeit, dauerhaft seine Ausstellungsexponate zu präsentieren. Leider waren die Stadträte bis dato davon nicht zu überzeugen die Franziskanerkirche umzubauen und verschanzte sich hinter unerfüllbaren bautechnischen Auflagen….

Eine Lösung muss her

1899 kündigte dann auch noch die Stadt dem Verein die angemieteten Räume in der „Roten Schule“. Nun war guter Rat teuer. In Landbaumeister Schmidt fand der Verein einen Unterstützer für die Umsetzung des Bauvorhabens und erarbeitete eine bezahlbare Konzeption zur Umgestaltung und zur zweckdienlichen Nutzung der Franziskanerkirche. Ein Vertrag zwischen Verein und Stadt wurde 1900 geschlossen und der Umbau begann unter Zuhilfenahme vieler, vieler Sponsoren.

Am 6.10.1901 wurde das Museum im Obergeschoß der Kirche eröffnet. Der Verein hatte damit zwei gute Taten begangen. Meißen hatte von nun an ein Stadt- und kunstgeschichtliches Museum und rettete auch die bis dahin von den Meißner als „Schandfleck“ betrachtete Franziskanerkirche vor dem Abbruch.

Von nun an waren viele Exponate von alten Waffen, Steinzeug, Porzellan, Zeichnungen, Aquarelle und historisch wertvolle Sammlerstücke – auch zum Teil von privaten Menschen gespendet oder zur Verfügung gestellt – im neuen Museum zu bewundern.

© Foto: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen

Das Museum platzt bald aus allen Nähten

Platzmangel und das Drängen durch den Verein führte zur Erweiterung und Vergrößerung in das Erdgeschoß, nachdem 1930 der letzte Nutzer, Getreidehändler Karl Ernst Gebhardt , welcher bis dahin das Erdgeschoß und Teile des Zwischenbodens als Lagerräume genutzt hatte, ausgezogen war.

Anlässlich der Jahrtausendfeier Meißen 1929, hatte die Stadt bereits einen Zuschuss für den Umbau von 20.000 M erhalten. Am 8.8.1934 wurde offiziell das „Städtische Museum“ in der gesamten Franziskanerkirche eröffnet. Die Ausstellung war sagenhaft umfangreich und vergrößerte sich durch viele Leihgaben immer weiter. Stellvertretend sollen hier zwei benannt werden.

Durch die Spende des Meißner Sammlers Otto Horn gelangte das Stadtmuseum in den Besitz einer Sammlung von sakralen Skulpturen des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Auch Max Andrä-Seebschütz stifte seine Sammlung an ur-und frühgeschichtlichen Teilen an das Museum.

In den letzten Kriegstagen kam es wegen der Sprengung der Elbbrücke auch zu Beschädigungen am Museum, welches im Oktober 1947 wiedereröffnen konnte.

© Foto: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen
© Foto: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen
© Foto: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen
© Foto: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen

Großzügige Spender

Und der Bestand wuchs, besonders die Gemäldesammlung durch eine Spende des Meißner Kaufmannes Carl Conrad Kurtz. Einige dieser Gemälde wurden wegen Platzmangels in der Albrechtsburg ausgelagert und die damalige Direktion gab Teile davon Ende der 80ziger Jahre an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ab.

Leider wurden einige der Kunstwerke zur Beschaffung wertvoller Devisen veräußert.

Die komplette Einbindung des neogotischen Hauses ermöglichte einen weiteren Ausstellungsraum und eine Werkstatt. Allerdings musste die Franziskanerkirche 1986 bauaufsichtlich gesperrt werden, weil die Risse im Gewölbe Anlass zur Sorge gaben. Bei der nun anstehenden Sanierung wurde auch eine überlebensgroße mittelalterliche Christophorus-Darstellung aus der 2. Hälfte des 15. Jh. gefunden, welche für die Fachwelt eine Sensation darstellte.

Nach und nach wurden nach der erfolgten Sanierung und eines teilweisen Umbaus der Innenräume (Entfernung des Unterbodens und Anbringung einer umlaufenden Galerie) das Museum wiedereröffnet.

16.12.1995 Wiedereröffnung des Neogotischen Hauses

16.08.1997 Eröffnung des Kreuzganges

17.12.1999 Wiedereröffnung Museum

11.01.2006 Offizielle Eröffnung des Museumsdepots in der Roten Schule

© Foto: Stadtmuseum Meißen
© Foto: Stadtmuseum Meißen
© Foto: Stadtmuseum Meißen
© Foto: Stadtmuseum Meißen
© Foto: Stadtmuseum Meißen

Das Museum heute

Heute beherbergt das Haus eine umfassende stadtgeschichtliche Sammlung mit imposanten Großexponaten zur Elbeschifffahrt und dem Weinbau. Die wechselnden Sonderausstellungen stellen besondere regionale Themen in den Fokus. Beliebt ist in der Adventszeit die schön gestaltete Weihnachtsausstellung für Groß und Klein.

Textquellen + Bilder: Stadtlexikon von Günter Naumann, Stadt Meißen, Wikipedia, Kunstverlag Brück & Sohn Meißen