Kreis Meißen: Wirtschaft erholt sich von Folgen der Pandemie

Riesa/Kreis Meißen. Die weiteren Lockerungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben einen erneuten Rückgang der Arbeitslosigkeit im Landkreis bewirkt. Das hat jetzt die zuständige Arbeitsagentur in Riesa mitgeteilt. Auf der einen Seite ist demnach die Zahl der Kurzarbeiter und Arbeitslosen gefallen. Auf der anderen Seite gibt es eine steigende Nachfrage nach Personal in den Unternehmen. Arbeitgeber meldeten an die Bundesbehörde im Juli 660 neue Stellen.
Diese Branchen suchen am dringendsten Mitarbeiter
Nach Branchen betrachtet, sind vor allem im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bereich der Leiharbeit neue Jobs zu besetzen. So weist etwa das kreiseigene Jobportal Air Meißen im Unterbereich Metallerzeugung und -bearbeitung zwölf Angebote aus. Gesucht werden beispielsweise Maschinen- und Anlagenführer, Schweißer und Zerspaner. Die Firmen stammen durchweg aus dem Riesaer Raum.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Gastgewerbe. SZ-Recherchen zufolge sind aufgrund des Personalmangels immer mehr Wirte gezwungen, die Öffnungszeiten stark einzuschränken und sich auf die Tageszeiten mit dem traditionell größten Umsatz zu beschränken. Montags und dienstags wird es aufgrund der Ruhetage bereits schwer, selbst in einem größeren Umkreis noch Gaststätten zu finden, welche ein Mittagessen anbieten.
Während der Pandemie haben im Landkreis Meißen Hotels und Gaststätten einen erheblichen Teil ihrer Mitarbeiter eingebüßt. Allein innerhalb des vergangenen Jahres habe jeder zehnte Beschäftigte seinen Job als Koch, Hotelangestellter oder Servicekraft aufgegeben, so die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Viele Probleme wären jedoch hausgemacht und hätten schon vor Corona – etwa die geringe Bezahlung und ungeregelte Arbeitszeiten – bestanden. Auch eine Servicekraft habe Anspruch darauf, zu wissen, wann sie in den Feierabend gehen könne. Nötig sei deshalb jetzt, die Branche durch Tarifverträge attraktiver zu machen.
Großenhain mit starkem Rückgang im Jahresvergleich
Aufschlussreich fällt ein Blick auf die vier Geschäftsstellenbereiche der Agentur im Kreis aus. Mit einem Rückgang um rund 15 Prozent fiel die Arbeitslosigkeit im Großenhainer Gebiet am stärksten aus. Der Wert entspricht 200 Arbeitslosen. Zum Vergleich: In Riesa, Radebeul und Meißen verringerte sich die Quote im Jahresvergleich in einer Spanne von fünf bis fast acht Prozent.
Die meisten neuen Stellen meldeten Unternehmen in der Geschäftsstelle Radebeul an. 222 Jobs kamen hier im Juli hinzu. Kreisweit betrachtet, sank die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen im Monatsverlauf um 0,1 auf 5,4 Prozent. Im Juli 2020 lag sie bei 5,9 Prozent und im Juli 2019 bei 5,1 Prozent. Zur Erinnerung: Die Corona-Pandemie erreichte Deutschland im Frühjahr 2020. Ab März des vergangenen Jahres mussten zahlreiche Geschäfte schließen. Weitere Lockdown-Schritte folgten.
Kaum noch neue Kurzarbeiter
Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 25. Juli für 39 Personen konjunkturelle Kurzarbeit von insgesamt sieben Unternehmen neu oder erneut angezeigt. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis März zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im März für knapp 7.500 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld in rund 1.260 Unternehmen im Landkreis Meißen gezahlt.
Einem Bericht des Handelsblattes vom Mittwoch zufolge hat der Bund kriselnde Unternehmen in der Corona-Pandemie mit 152 Milliarden Euro unterstützt. Dazu gehörten Kredite, das Kurzarbeitergeld sowie Bürgschaften und die Überbrückungshilfen. Die angekündigte Verlängerung der Maßnahmen sorgt laut Handelsblatt unter Ökonomen für Aufregung. Es sei ein schmaler Grat, auf dem sich die Bundesregierung bewege. Einerseits litten noch immer Unternehmen unter den Auswirkungen der Coronakrise. Andererseits könne diese Unterstützung den Wettbewerb verzerren und den Erhalt unrentabler Firmen fördern.