Von Peter Anderson
Meißen/Frankfurt. Zwei graue Meissener Ming Drachen ringeln sich um ein grünes Peace-Zeichen. Eines der bekanntesten Dekore der Manufaktur trifft auf das Symbol der britischen Kampagne zur nuklearen Abrüstung vom Ende der 1950er Jahre. Dieser Kaffeepott würde jeder Berliner Hipster-WG alle Ehre machen. Zumal der Drache unter anderem für den Rhythmus der Natur und gleichzeitig übernatürliche Weisheit steht.
Dem altehrwürdigen Porzellanhersteller aus dem Triebischtal hätte man eine solch gewagte Kombination wohl eher nicht zugetraut. Dabei ist das Motiv nur eines von insgesamt 20 Dekoren, welche die neue Meissener Mug Collection zieren. Vorgestellt wird die Serie derzeit auf der Ambiente in Frankfurt am Main. Unter Ex-Chef Christian Kurtzke hatte das Unternehmen die internationale Leitmesse für Konsumgüter jahrelang geschnitten, statt dessen aber auf der Messe Maison et Objet in Paris mit opulenten und teuren Schauräumen aufgetrumpft. Mittlerweile gehört Frankfurt wieder zu den festen Terminen im Marketing-Kalender der Manufaktur.
Deutlich zu erkennen ist bei den Kaffeebechern die Handschrift der beiden Kreativdirektoren Otto Drögsler und Jörg Ehrlich. Die zwei Textildesigner arbeiten seit Mitte vergangenen Jahres mit ausgewählten Porzellinern daran, dem betulichen Meissener Porzellan einen neuen, frecheren Look zu verpassen. Dementsprechend sind weitere Becher mit roten Knutschmündern, buntem Zwiebelmuster oder auch einem exotischen Vogel gestaltet. Bei diesem breitgefächerten Angebot dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Einen ersten Vorgeschmack auf die neue Meissener Welle hatte es bereits bei der Fashion Week in der Bundeshauptstadt gegeben. Im Berliner Salon stellten die Kreativ-Chefs Drögsler und Ehrlich eine 30 Meissener Wandteller umfassende limitierte Edition Faces vor. Dem Namen ist nichts hinzuzufügen. Die Teller sind verziert mit den grafischen und sehr reduziert gestalteten Porträts von Szenegängern. Nix für Omas Glasvitrine in der guten Stube, sondern eher für die offenen Design-Küchen junger Kreativer.
Passend zum Inhalt präsentiert sich die Verpackung – der Messestand in Frankfurt. Das Zentrum des insgesamt 216 Quadratmeter großen Auftritts bilden vier Wände mit je 200 Gipsformen, die durch ihre quadratische Anordnung den Blick des Besuchers auf sich ziehen. Ins rechte Licht gerückt wird das Weiße Gold durch eine Installation aus 70 Leuchtkugeln, die über einer 14 Meter langen Tafel erstrahlen.
Insgesamt zeigt das Unternehmen laut einer Mitteilung vom Freitag 18 Neuheiten, inklusive einer fast einen Meter hohen Kratervase. Das Kunstwerk, welches auf den ersten Blick aus Scherben zusammengesetzt scheint, fasst mehr als 100 Ornamente aus dem über 300-jährigen Meissener Schaffen zusammen.