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Meißner Tierpark umbenannt

Chef Heiko Drechsler zieht nach ausbleibenden Zuschüssen der Stadt jetzt Konsequenzen.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Der innere Bruch ist jetzt auch nach außen hin sichtbar. Ein großes Schild mit der Aufschrift „Privater Tierpark von Heiko Drechsler aus Dresden“ empfängt seit Neustem die Besucher in dem Gelände, welches zuvor als Tierpark Meißen beworben wurde. Die Reaktionen der Gäste fallen teilweise irritiert aus. Eine Dame habe sich empört darüber geäußert, dass die Anlage jetzt an einen Privatmann übertragen wurde, sagt Heiko Drechsler. Dabei führe er den Tierpark bereits seit 15 Jahren als Pächter. Allerdings ist dieser Fakt offenbar in der Öffentlichkeit kaum bekannt.

Eine Seltenheit: Neben weißen Kängurus zeigt der „Private Tierpark von Heiko Drechsler aus Dresden“ jetzt auch weiße Pfauen.
Eine Seltenheit: Neben weißen Kängurus zeigt der „Private Tierpark von Heiko Drechsler aus Dresden“ jetzt auch weiße Pfauen. © Claudia Hübschmann

Dass der Dresdner Tierpfleger nun ganz bewusst darauf aufmerksam macht, hat folgenden Hintergrund: Vor 15 Jahren, bei der Übernahme der Anlage, hoffte Drechsler noch, schwarze Zahlen schreiben zu können. Erbbaurecht, ein neuer Spielplatz und eine umfassende Ausschilderung des Tierparks seien ihm zugesagt worden. Hierauf verweist er häufig. Von den Versprechen sei jedoch nur wenig eingehalten worden. Dies zudem nur nach wiederholtem Drängen. Komplette Untätigkeit lässt sich dem Rathaus dabei nicht vorwerfen: Unter Mitarbeit der Meißner Stadtwerke (MSW) entstanden neue Toiletten samt Anschluss ans zentrale Abwassernetz. Die MSW halfen bei der Elektroinstallation und dem Verlegen von Wasserleitungen.

Zwei Ruhetage nötig

Trotz dieser Unterstützung musste der Tierparkchef erkennen, dass die Anlage langfristig nicht kostendeckend zu betreiben sein würde. Lange Winter, Wetterunbilden, Tierseuchen und die Tücken des Hanggeländes brachten den Besucherstrom wiederholt zum Versiegen. Mit seinen Schwierigkeiten fühlte sich Drechsler von der Stadt nicht ernst genommen. Dann kam unerwartet die Wende: Sowohl 2016 als auch 2017 sprang Meißen mit jeweils 60 000 Euro ein. Drei Tierpfleger konnten so ihr Auskommen finden. Ein gutes Ende schien sich abzuzeichnen, doch Mitte vergangenen Jahres spitzte sich die Situation erneut zu: Weil er sein Betreiberkonzept nicht vor Stadträten präsentierte, musste der Unternehmer auf weitere Mittel verzichten, so das Rathaus. Zudem seien die 120 000 Euro für zwei Jahre als Anschubfinanzierung gedacht gewesen, nicht als kontinuierlicher Ausgleich für Verluste.

Aus Sicht Drechslers stellt sich das ganz anders dar. Er habe nie eine offizielle Einladung ins Rathaus erhalten, sagt er bis heute. Der Dresdner argwöhnt, dass er stattdessen für das, von ihm als unbedacht bezeichnete Aufhängen von AfD-Wahlplakaten im Tierpark bestraft werden sollte.

Da er in der Endkonsequenz nun ganz ohne öffentliche Hilfe auskommen müsse, sollen die Besucher das erfahren. „Die Leidtragenden sind die Kinder“, sagt Drechsler. Die große Anlage unterhält er derzeit zusammen mit seiner Frau und einem Helfer. Da dieser am Wochenende arbeitet, bekomme der Mann montags und dienstags frei. Deshalb ist der Tierpark an diesen Tagen geschlossen. Das wird auf der Internetseite kommuniziert, trotzdem passiert es mitunter, dass einzelne Gruppe vor dem verschlossenen Tor stehen. „Wenn ich allein im Gelände unterwegs bin, kann ich nicht öffnen“, sagt Drechsler.

Weiße Pfauen zu sehen

Traurig stimmt ihn das nicht zuletzt aufgrund neuer Attraktionen. Neben den Albino-Kängurus, die Besucher bis aus Cottbus anziehen, sind derzeit in Siebeneichen auch vier weiße Pfauen zu sehen. „Dabei handelt es sich allerdings nicht um Albinos. Das sind reine Zuchttiere“, sagt der Tierpfleger. Mit speziellen Transportkisten, welche den langen Schwanz der Vögel aussparen, hat er diese aus Holland von einem befreundeten Händler geholt. Mittlerweile haben sich die raren Vögel eingelebt und teilen sich mit einem ihrer bunten Artgenossen eine Voliere.