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Meister der Straßen

Seit 1991 hat Udo Gleisenberg das Straßennetz rund um Niesky und Görlitz betreut. Ab Oktober ist aber Schluss.

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© André Schulze

Von Alexander Buchmann

Görlitz/Niesky. Egal ob beim Winterdienst, bei ausgefallenen Ampeln nach Unfällen oder bei der Beseitigung von Schäden durch Unwetter – wenn in den letzten 25 Jahren auf den Straßen der Region etwas passiert ist, waren Udo Gleisenberg und seine Mitarbeiter zur Stelle. Zum Monatsende geht der Leiter der Nieskyer Straßenmeisterei nun in den Ruhestand. Bereits am Freitag ist der


65-Jährige von Vertretern des Landkreises offiziell verabschiedet worden. Dabei hat er noch einmal auf die Veränderungen des Straßennetzes über die Jahre zurückgeschaut und erzählt, warum es ihm auch im Ruhestand nicht langweilig werden wird.

„Ich habe mich immer als Dienstleister für die Verkehrsteilnehmer gesehen“, sagt Udo Gleisenberg. Die sollten durch seine Arbeit so wenig wie möglich Wartezeiten haben. Dazu mussten neben den üblichen geplanten Tagesabläufen immer wieder auch schnelle Entscheidungen getroffen werden. Diese Vielseitigkeit habe für ihn den Reiz des Berufs ausgemacht, erzählt der Straßenmeister. Außerdem habe er miterleben dürfen, wie aus dem maroden Straßennetz der 80er Jahre ein intaktes und sicheres Straßennetz entstanden ist. Das umfasst im Bereich der Straßenmeisterei Niesky aktuell 305 Kilometer Straße und reicht vom Kreisverkehr in Hagenwerder im Süden bis zum Abzweig von der B 115 nach Kosel beziehungsweise Trebus im Norden sowie von der Kreisgrenze in Weißenberg bis zur polnischen Grenze.

Unter der Vielzahl an Einsätzen, die in diesem Bereich in all den Jahren zu koordinieren und abzuarbeiten waren, sind Udo Gleisenberg zwei Ereignisse besonders im Gedächtnis geblieben – der Orkan Kyrill 2007 und die Neißeflut drei Jahre später. „Kyrill war schwierig. Im Wald zwischen Diehsa und Kollm haben wir ein Riesen-Mikado vorgefunden“, erinnert er sich. Um sechs Uhr morgens habe man die Feuerwehr abgelöst und versucht, die Straße zwischen den beiden Orten wieder freizubekommen. Als 2010 der Damm des Witka-Stausees bricht und das Wasser bis an die Gleise am Berzdorfer See reicht, klingelt bei Udo Gleisenberg wieder das Telefon. „Um sechs Uhr morgens hat mich der Landrat angerufen und gefragt, was wir tun können“, erzählt er. Das werde man sehen, wenn das Wasser weg ist, sei seine Antwort gewesen. Mit einem Seitenräumer, also einem Schneepflug, habe man die B 99 dann vom Schlamm befreit, sodass um 15 Uhr die Kehrmaschine fahren und die Straße danach wieder freigegeben werde konnte. Diese Einsätze seien ebenso wie mancher Winterdienst möglich gewesen, weil er Mitarbeiter hat, die nicht auf die Stunde geschaut hätten, sagt er.

An die Flut konnte sich auch Dieter Peschel noch gut erinnern, der damals Einsatzleiter war. Der Leiter des Amts für Hoch- und Tiefbau bedankte sich bei Udo Gleisenberg für die gute Zusammenarbeit. Schnell kam das Gespräch, an dem auch der 1. Beigeordnete des Landrats und Dezernent Thomas Gampe teilgenommen hat, aber auf aktuelle Themen. So zum Beispiel zu der Frage, ob am Außenstandort der Straßenmeisterei in Reichenbach, wo in zwei Silos 250 Tonnen Streusalz lagern und für dessen Erhalt sich Udo Gleisenberg immer eingesetzt hat, noch Platz für ein drittes Silo wäre. Damit könnte die Straßenmeisterei Lawalde ebenfalls mit Streusalz versorgt werden, so Dieter Peschel. Udo Gleisenberg freut aber auch, dass der Standort als Stützpunkt für Mähgeräte genutzt wird, damit diese nicht erst von Niesky aus in den südlichen Bereich des Zuständigkeitsbereichs gebracht werden müssen.

Für seinen Ruhestand hat sich Udo Gleisenberg vorgenommen, vieles ruhiger und bewusster anzugehen. „Ich freue mich, dass ich den Ruhestand so erreicht habe und mache das Beste draus“, sagt er. Die freie Zeit will er seinem Hobby widmen – der Zucht von Ziergeflügel. „Ich habe Fasane, Jagdfasane, australische Großsittiche“, zählt er auf. Das Hobby war auch der Grund, warum Udo Gleisenberg überhaupt zur Straßenmeisterei gekommen ist. Denn eigentlich hat er in den 60er Jahren zunächst Maurer gelernt, dann den Meister gemacht und als Bauleiter für den Wohnungsbau gearbeitet. Wegen der Tiere musste er aber jeden Abend zu Hause sein. Im Straßenwesen musste er nicht von Baustelle zu Baustelle ziehen, erklärt er.

Seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Ortsvorsteher von Buchholz und Gemeinderat in Vierkirchen will Udo Gleisenberg mindestens bis zum Ende der Wahlperiode 2019 weiter nachgehen. „Schließlich bin ich ja gewählt worden“, sagt er.