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Meister’s langt’s

Der Bautzener Wursthersteller sieht sich einem extremen Preiskampf ausgesetzt – und zieht jetzt drastische Konsequenzen.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Bei dem Bautzener Traditionsunternehmen Meister’s geht’s um die Wurst. Das gilt im eigentlichen, aktuell aber mehr denn je im übertragenen Sinn. Denn schon seit Monaten steckt der Geschäftsführer Karlheinz Schlenkrich mit seinem Betrieb in einem knüppelharten Preiskampf. Da drücken einerseits die stetig steigenden Rohstoff- und Produktionskosten, während die Kunden, die großen Handelskonzerne, höhere Preise vehement ablehnen. Viele deutsche Wurst- und Fleischwarenhersteller drohen deshalb regelrecht zerrieben zu werden. Auch die Bautzener, die nun drastische Konsequenzen gezogen haben.

Anfang April hatte Karlheinz Schlenkrich ein Schreiben an die Supermarktkette Real aufgesetzt. Darin teilte er mit, dass sich Meister’s gezwungen sieht, „die langjährige Geschäftsbeziehung“ mit Real zu beenden. Seit 10. April liefern die Bautzener keine einzige Scheibe Wurst mehr. Ein in der Firmengeschichte bisher einmaliger Schritt. „Wir hatten lange versucht, über neue Preise zu verhandeln, aber man hat uns immer vertröstet. Irgendwann reicht es dann auch mal“, sagt Karlheinz Schlenkrich. Das Geschäft mit Real habe sich hinten und vorn nicht mehr gerechnet.

Branche steckt in Schwierigkeiten

Doch tatsächlich geht es nicht nur um Real. Allgemein würden sich die Großen des deutschen Lebensmittelhandels sträuben, überhaupt oder im vollen Umfang auf die Forderungen ihrer zumeist mittelständischen und familiengeführten Lieferanten einzugehen. „Unsere gesamte Branche steckt in großen Schwierigkeiten. Das höre ich auch in Gesprächen mit anderen Geschäftsführern“, so Karlheinz Schlenkrich.

Noch an diesem Donnerstag will der Wurstfabrikant deshalb weitere Entscheidungen fällen. „Wir werden uns jetzt jedes einzelne unserer Produkte unter wirtschaftlichen Aspekten ansehen und dann entscheiden, ob wir es weiter ausliefern“, erklärt Karlheinz Schlenkrich. Neben dem bisherigen Kunden Real gehen die Produkte von Meister’s aktuell an Globus, Netto, Rewe, Kaufland, Edeka und Norma. „Unternehmer unternehmen was. Ich bin Unternehmer und will es auch bleiben“, zeigt sich Karlheinz Schlenkrich entschlossen.

Folgen hat der Preiskampf für das Bautzener Unternehmen aber schon jetzt. Nach dem Schlussstrich bei Real hat der Geschäftsführer das Umsatzziel für 2017 nach unten korrigiert. Mit mehr als 13 Millionen Euro hatte Karlheinz Schlenkrich gerechnet. Der Umsatzanteil durch die Geschäfte mit Real lag bisher bei 600 000 Euro jährlich. Das hat auch für die Belegschaft Folgen. „Ich habe zum Ende des Monats vier Mitarbeitern kündigen müssen“, bedauert Karlheinz Schlenkrich. Außerdem wurde die Anzahl der Leiharbeiter von 19 auf 17 reduziert. Weitere Kürzungen beim Personal stünden nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge jedoch nicht zur Debatte.

Meister’s setzt auf den Export

Ans Aufgeben denkt Karlheinz Schlenkrich ohnehin nicht. Meister’s werde künftig verstärkt auf den Export setzen, um die Lücken zu schließen. Seit 2011 beliefern die Bautzener erfolgreich einen dänischen Händler, der Exportanteil schnellte von rund 3,4 Prozent auf mehr als 16 Prozent nach oben. Zugleich schielen die Verantwortlichen bei Meister’s derzeit nach Polen – und Vietnam. In den vergangenen Monaten hatten die Wurst- und Fleischprofis aus Bautzen dort erste Schritte unternommen. Demnächst werden regelmäßig Kühlcontainer vollgepackt mit deutschen Grillgut auf die weite Reise gehen.

Und die Bautzener wollen künftig auch im Onlinegeschäft mitmischen. „Wir haben deshalb schon erste Gespräche mit Amazon geführt“, verrät Karlheinz Schlenkrich. Amazon, unangefochtener Marktführer im Internethandel, plant Berichten zufolge schon länger den Einstieg in den hart umkämpften deutschen Lebensmittelmarkt.