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Menschen dürfen ihre Ansichten ändern

Peter Anderson über das Auf und Ab in Biografien.

Von Peter Anderson
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Peter Anderson
Peter Anderson © Bildstelle

Wissen Sie, wem Sie da eine Bühne geben?“ Mit dieser Frage beginnt ein Schreiben zur politischen Vergangenheit des Akkordeon-Lehrers Ferdinand Gerlach, welches uns kürzlich erreichte. Da es sich um einen Hinweis ohne Absender handelt, erscheint hier die Antwort:

Nein, wir haben dies bislang nicht gewusst. Es ist nicht möglich, die Biografien aller Menschen, welche in der Zeitung erscheinen, zu prüfen und zu hinterfragen. Bei Ferdinand Gerlach haben wir dies nun getan. Es fällt nicht schwer, herauszufinden, dass er sich mindestens über einen Zeitraum von zwei Jahren aktiv am rechten politischen Rand bewegt hat. Der heutige Meißner war Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Partei Die Freiheit. 

Deren damaliger Bundesvorsitzender Michael Stürzenberger wurde und wird wahrscheinlich immer noch vom Verfassungsschutz beobachtet. Als ihn 2017 das Duisburger Amtsgericht wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilte, war er dreimal einschlägig vorbestraft. Mehrfach ist Gerlach mit Stürzenberger zusammen als Redner aufgetreten. Dies sagt einiges aus.

Nach eigener Darstellung fühlte sich der Musiker von der Radikalisierung seines Ex-Parteichefs allerdings abgeschreckt. Er wolle nicht mehr aktiv in der Politik mitmischen, schreibt er auf SZ-Nachfrage. „Ich bekämpfe die Flügelleute der AfD-Sachsen über Facebook und bei Bürgerveranstaltungen mit Argumenten verbal und schriftlich“, führt er aus. Auch dies nehmen wir zu Kenntnis, ohne es im Detail prüfen zu können.

Menschen haben ein Recht darauf, im Laufe ihres Lebens ihre politischen Ansichten zu ändern, sich zu wandeln. Gerade im Osten Deutschlands mit seinem Wechsel der Systeme dürfte dies klar sein. Auch Ferdinand Gerlach sollte diese Chance erhalten. Ob und wie ernst er es damit meint, sich eine neue, unpolitische Existenz aufzubauen, darüber muss letztlich jeder selbst befinden.

E-Mail an Peter Anderson.