Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre DDR-Vergangenheit noch nicht ganz überwunden. „Mir geht es manchmal noch so, dass ich etwas kaufe, weil ich es gerade sehe, ohne es in dem Moment wirklich zu brauchen“, bekannte die CDU-Vorsitzende in einem Interview der Zeitschrift „Super Illu“. „Dieser Hang zu einer Form von Vorratshaltung steckt tief in mir drin, weil man früher in der Mangelwirtschaft genommen hat, was man kriegen konnte.“
Politisch bezeichnet sich Merkel zwar gern als „schwäbische Hausfrau“, kulinarisch ist sie aber ebenfalls ostdeutsch geprägt. So gebe es bei ihr zu Hause immer noch typische Speisen wie Soljanka, Schaschlik und Letscho, also Paprikagemüse in Tomatensoße, sagte die Kanzlerin. Sie spült auch weiterhin mit „fit“ und trinkt ihren Kaffee türkisch – nur dass das Pulver heute feiner gemahlen sei als damals „Mocca Fix“. Auch am Begriff Kaufhalle hat Merkel sehr lange festgehalten. „Aber mir ist aufgefallen: So etwa seit dem 15. oder 16. Jahr der Deutschen Einheit kommt mir das Wort Supermarkt lockerer über die Lippen.“
Mit der Entwicklung in Deutschland seit der Wiedervereinigung zeigt sich Merkel insgesamt zufrieden. „Unter dem Strich ist die Bilanz von 20 Jahren Einheit für mich im Wesentlichen positiv“, sagte sie der „Super-Illu“. Es gebe inzwischen unendlich viele ostdeutsche Erfolgsgeschichten. Auch werde zu wenig über die Menschen im Osten gesprochen, die sich für ältere Mitmenschen, für die Jugend oder für ihre Heimat engagieren.
Merkel räumte ein, es habe nach der Wiedervereinigung eine gewisse Fremdheit gegeben, weil das Alltagsleben in den neuen Bundesländern komplett umgekrempelt worden sei. „Sich auf all das neu einzustellen – da haben die Ostdeutschen seit 1990 aber eine unglaubliche Leistung erbracht“, sagte die Bundeskanzlerin der Illustrierten. Auch habe es in den 1990er-Jahren im Osten eine hohe Arbeitslosigkeit gegeben. „Während der schwierigen 90-er fiel es mir manchmal auch nicht leicht, von den ,blühenden Landschaften‘ zu sprechen. Inzwischen finde ich allerdings, dass der Begriff die Realität weiter Teile Ostdeutschlands im Jahr 2010 recht gut beschreibt“, sagte sie. (dpa/dapd)