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Messias, Sektenführer und Großunternehmer

Sun Myung Moon, der selbsternannte „Retterder Menschheit“,wird 85 Jahre alt.

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Von Dirk Godder,Seoul

Von seinen Anhängern wird der koreanische Gründer der Vereinigungskirche (Moon-Sekte) als Messias verehrt, der auf Erden einen himmlischen Auftrag erfüllt. In den Augen seiner Kritiker ist Sun Myung Moon, der am 25. Februar 85 Jahre wird, ein ideologischer Verführer, der es dank einer ergebenen Gefolgschaft zum Milliardär gebracht hat und eine religiös legitimierte Herrschaftsordnung in der Welt erschaffen will.

Spektakulär sind Moons „Massentrauungen“, bei denen er in Stadien und per Satellit Tausenden von Paaren rund um den Globus seinen Segen erteilt. Aufgewachsen in einer Bauernfamilie im Norden Koreas, baute Moon eine globale Bewegung („Moonies“) auf, die über ihr religiöses Anliegen hinaus auch durch ihre politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten bekannt wurde.

Um den selbsternannten „Retter der Menschheit“ Moon ist es in den vergangenen Jahren im Westen ruhiger geworden. Ein Grund ist der starke Mitgliederschwund der Gemeinschaft in Westeuropa und vor allem in den USA, wo er in den 70er Jahren als der wohl umstrittenste Sektenführer galt und 1982 wegen Steuervergehen zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt wurde. Damalige Vorwürfe der „Gehirnwäsche“ von neuen Mitgliedern tat die Gruppe als Verleumdung ab.

Dafür verlagerte Moon den Schwerpunkt der Aktivitäten seiner Sekte immer mehr in andere Weltgegenden, vor allem Lateinamerika, Osteuropa und Nahost. In Deutschland wurde dem Ehepaar Moon allerdings die Einreise verweigert. Die Bundesregierung rechnet die Vereinigungskirche den so genannten Psychogruppen zu, von denen eine Gefahr für junge Menschen ausgehen könne.

Moon wurde 1920 in der stark christianisierten Provinz Nord-Pyongan als fünftes von acht Kindern geboren. Am Beginn seines Werdegangs als Führer einer asiatischen Neureligion steht eine Vision: Mit 16 Jahren soll ihm auf einem Berg in seiner Heimat Jesus Christus erschienen sein. Dieser soll ihm verkündet haben, er werde seine „unvollendete Mission“ auf Erden beenden. Der charismatische Moon sieht sich und seine Frau Han Hak Ja als die „wahren Eltern“.

Moon schuf ein breit gefächertes Wirtschaftsimperium, zu dem Pharmaunternehmen, eine Waffenfabrik, Restaurantketten, Zeitungen wie die konservative „Washington Times“ und die US-Nachrichtenagentur UPI gehören. Durch die Medienunternehmen sichert sich Moon nicht zuletzt seinen Einfluss in der US-Hauptstadt. In der Vorstellung des Sektenführers ist ein vielleicht wieder vereintes Korea das neue Israel, von dem der Weltfrieden ausgehen wird. (dpa)