Radebeul
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Metallica auf der Kirchenorgel

In der Radeburger Stadtkirche ist am Sonnabend eine der größten Orgel-Shows Deutschlands zu erleben. Ihr Initiator möchte Alt und Jung zusammenbringen.

Von Sven Görner
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Musik, Licht und Videos sind die Zutaten für die Kirchenorgel-Show des Thüringers Nico Wieditz. Am Sonnabend macht er ab 19 Uhr Station in der Radeburger Stadtkirche.
Musik, Licht und Videos sind die Zutaten für die Kirchenorgel-Show des Thüringers Nico Wieditz. Am Sonnabend macht er ab 19 Uhr Station in der Radeburger Stadtkirche. © viveart.de

Radeburg. Hardrock, Pop und mehr auf der Königin der Instrumente? Für Nico Wieditz ist das kein Widerspruch. Denn dem 43-Jährigen aus Thüringen ist vor allem eines wichtig: Musik soll Spaß machen. Ihm selbst beim Spielen und natürlich den Besuchern seiner Konzerte.

Wobei der Begriff eigentlich zu eng gefasst ist. In Nico Wieditz’ Orgel-Show Starlights Live mischen sich Orgelklänge mit elektronischer und Orchestermusik, ergänzt durch Videos und Licht zu einem Erlebnis für Augen und Ohren. „Durch die Zusammenarbeit mit Bose Deutschland wird das Klangerlebnis in jeder Ecke der Kirche garantiert. Egal, wie viele Leute im Raum sind und wo sie sitzen“, sagt der Musiker, der sich selbst gern als Orgelist bezeichnet.

„Die Orgel war für mich Liebe auf den ersten Blick“, sagt der Thüringer. Zu verdanken hat er diese eigentlich seinem Urgroßvater. „Der hatte zu mir gesagt: ,Bevor ich diese Welt verlasse, wünsche ich mir, dass du mal auf der Orgel in unserer Kirche spielst.‘“ Als sich Nico Wieditz 1996 dann tatsächlich das Spielen auf der Kirchenorgel autodidaktisch beigebracht hatte, lebte der Urgroßvater nicht mehr. 

„Aber er guckt sicher von oben zu.“ Auslöser für den ungewöhnlichen Schritt war, dass es in Oberdorla niemanden mehr gab, der die Kirchenorgel spielen konnte. „Da musste ich aus der Not heraus eine Tugend machen.“ Entgegen kam dem damals 20-Jährigen sein musikalisches Gehör. „Ich spiele alles ohne Noten.“ Mittlerweile hat er über 200 Orgeln unter seinen Händen gehabt. „Man wächst mit seinen Aufgaben.“

Im vergangenen Jahr wagte der gelernte Industriekaufmann dann den nächsten Schritt und ist seitdem mit seiner Starlights Show auf Tour durch die Kirchen in der Republik. Aber wie kommt man auf solch eine Idee? „Ich möchte Jung und Alt wieder auf Augenhöhe zusammenbringen und mit allen zusammen in den Kirchen richtig Spaß haben.“

Entsprechend breitgefächert ist das Repertoire seiner Auftritte. Es reicht von Rock und Pop über Film- und Musicalmelodien bis hin zur Klassik. „Auf Wunsch einer älteren Dame habe ich jetzt sogar mal ein Lied von Marlene Dietrich gespielt.“

Für Nico Wieditz ist Kirche nicht zuletzt auch Heimat. Kirche muss Spaß machen, vielerorts auch entstaubt werden. „Ich möchte die Gemeinschaft, das Zusammenhalten, das wir in der heutigen Zeit umso dringender brauchen, mit dem vorantreiben, was ich am besten kann – Musik für alle zu machen.“

Und noch etwas ist im wichtig. „Konzerte müssen wieder für jeden bezahlbar werden.“ Deshalb würden er, seine Frau und ein paar enge Freunde alles ohne Agenturen selbst organisieren und realisieren, um die Konzerte für alle möglich zu machen. „Wir haben Ticketpreise ab 15 Euro realisiert und Familientarife eingerichtet, um auch Familien mit Kindern und Alleinerziehende dabei haben zu können.“

Ticket-Kauf für gute Sache

Mit dem Kauf des Konzerttickets spenden die Besucher automatisch für die Erhaltung der Kirchenorgel sowie für die Betreuung und Hilfe von Schattenkindern, ergänzt Nico Wieditz. Das sind Kinder, die sich selbst und ihre Kindheit nach hinten stellen, weil ihre Lebensumstände es nicht erlauben, Kind sein zu dürfen.

„Für diese Kinder gibt es in Deutschland keine Berücksichtigung per Gesetz und diese Kinder sind schon immer direkt vor unserer Haustür.“ Denn Schattenkinder gibt es nicht nur in sozialschwachen Familien, sondern auch in Familien mit krankem Geschwisterkind.

Der Thüringer ist selbst ein solches Schattenkind und möchte anderen helfen. „Sie brauchen Wertschätzung und Kraft.“ Um sie mit Camps und anderen Aktion zu unterstützen hat er im Vorjahr die Starlights Live Stiftung gegründet.

Auf die Zille-Stadt wurde Nico Wieditz übrigens durch Besucher seiner Show in Görlitz aufmerksam.

  • Das Konzert am Sonnabend, 19 Uhr, in der Radeburger Stadtkirche ist in diesem Jahr das einzige in Sachsen.
  • Karten gibt es im Vorverkauf in Radeburg bei Blumen Puhane und Ideenwerk Kroemke beziehungsweise online auf starlights.live oder eventim.de.

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